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[chox] heise online: Wikipedia-Gründer: Zehn Dinge, die frei sein müssen



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05.08.2005 13:22

Wikipedia-Gründer: Zehn Dinge, die frei sein müssen

Für Jimmy Wales[1] sind große Vorbilder anscheinend gerade gut genug,
die Wiki-Gemeinde und allgemein die "Bewegung für eine freie Kultur",
wie er das nennt, auf neue Ziele einzuschwören. Explizit Bezug nahm
Wales auf David Hilbert[2], der mit seiner Liste der zehn ungelösten
Probleme der Mathematik, die später auf 23 Probleme[3] ausgebaut wurde,
den Fortgang der mathematischen Forschung über Jahrzehnte beeinflusste.
Wales stellte analog die Liste der zehn Dinge auf, die frei sein
sollen. Zum Auftakt der Wiki- und Wikipedia-Konferenz[4] Wikimania
forderte er[5] die Community dazu auf, für diese Befreiung zu arbeiten.

Das einfachste Problem erscheint Wales, die Enzyklopädie zu befreien.
Für Englisch und Deutsch sei das mit der Wikipedia bereits erledigt,
Französich und Japanisch seien fast soweit, das dauere vielleicht noch
ein Jahr, erklärte er während seines Vortrags. Aber auch in vielen
anderen Sprachen würde dies passieren, auch dort, wo es noch nie eine
Enzyklopädie gegeben habe. Und auch das werde nur noch zehn Jahre
dauern.

Nummer 2 auf Wales' Liste: Befreit das Wörterbuch. Zwar nehme das freie
Online-Wörterbuch Wictionary langsam Fahrt auf, die Befreiung des
Wörterbuchs sei aber weit schwieriger als die Befreiung der
Enzyklopädie. Ein Wörterbuch habe nur dann einen Wert, wenn es viele
Artikel beziehungsweise Wörter	enthalte. Jeder Artikel in einer
Enzyklopädie dagegen stelle bereits einen Wert an sich dar.

Befreit die Ausbildung vom Kindergarten bis zur Universität sieht Wales
als dritte Herausforderung. Dies sei noch einmal sehr viel schwieriger
als die ersten beiden Herausforderungen, da ein Sachverhalt auf
diverse, ganz unterschiedliche Arten dargestellt werden müsse. Dies
könne beispielsweise dadurch geschehen, dass Lehrbücher nicht von zwei,
drei Autoren geschrieben würden, sondern beispielsweise ein
Ökonomie-Fachbuch von 500 Professoren, die alle ansonsten keinen
Buchvertrag mit einem Verlag haben.

Auch ein Befreit die Musik hat sich Wales auf die Fahnen geschrieben.
Allerdings denkt er dabei zuvörderst weniger an die aktuellen
Diskussionen über Filesharing, juristisch umstrittene Online-Angebote
und kommerzielle Musikdienste. Die faszinierendsten Werke seien bereits
in der Public Domain, betonte Wales, etwa die klassischen Werke. Das
gelte aber nicht für die Bearbeitungen beziehungsweise konkrete
Aufführungen; es gebe kaum Public-Domain-Aufnahmen auch eigentlich ins
Gemeingut übergegangener klassischer Werke. Abhilfe könnte nach Ansicht
von Wales möglicherweise von  Studentenorchestern kommen, die Werke für
die Public Doman aufnehmen.

Mit der Forderung Befreit die Kunst beschreibt Wales ein ähnliches
Problem wie bei der Musik: Es gebe immer wieder Hinweise, dass 400
Jahre alte Gemälde sich im Besitz eines Museums befänden und deshalb
Abbildungen in der Wikipedia rausgenommen werden sollten. Die Museen
haben nach Ansicht von Wales aber nur die Rechte an der konkreten
physischen Existenz eines bestimmten Gemäldes, nicht an seiner
Abbildung. Er glaube nicht, dass die Museen wirklich einen juristischen
Anspruch auf Abbildungen von Werken durchsetzen könnten, die sie in
ihren Hallen ausstellten.

Mit Befreit die Dateiformate als sechstem Punkt seiner Liste will Wales
auf ein Problem hinweisen, das auch in der Diskussion Open Source vs.
proprietäre Software oft übersehen werde. Geschlossene Dateiformate
seien viel schlimmer als proprietäre Software, da sie die Inhalte
kontrollierten, das gelte beispielsweise auch für das beliebte
MP3-Format. Nur wenn das Dateiformat offen und frei sei, habe man auch
die freie Auswahl, welche Software man einsetzen wolle.

Befreit die Landkarten bedeutet einen Aufruf an die Gemeinschaft,
eigene, der Allgemeinheit gehörende Landkarten und Pläne zu schaffen.
Es gebe wohl kaum eine Information, die mehr Public Domain sei als die
Information, wo man  sich gerade aufhalte, meinte Wales.

Einem für die meisten Zuhörer wohl eher exotischen Thema wandte sich
Wales mit dem Aufruf  Befreit die Produktcodes zu. Als Beispiel nannte
er die ISBN, die als Format für Bücher offen sei. Amazon dagegen nutze
die ASIN, mit der der Online-Händler stärkere Kontrolle über den
Warenfluss und das verfügbar Angebot ausüben könne. Es gebe Produkte,
die überall verkauft würden, wo proprietäre Produktcodes kaum ein
Problem darstellten. Andererseits müssten auch unbekanntere oder
Nischenprodukte identifiziert werden, damit sie allgemein angeboten
werden können. Nur ein offener Produktcode ermögliche aber eine
Konkurrenz von Anbietern gleicher Waren untereinander.

Teilweise auf Unverständnis stieß die neunte Forderung: Befreit die
TV-Listings.  Wales ist der Ansicht, dass Angaben in
Fernsehzeitschriften und Electronic Programm Guides darüber, was im
Fernsehen läuft, in den USA weit gehend von den Kabelanbietern
kontrolliert würden. Damit könnten sie letztlich auch bestimmen, was im
TV zu sehen ist. In Ländern außerhalb der USA allerdings scheint dieses
Problem noch nicht ernsthaft diskutiert zu werden: Für diese Forderung
handelte sich Wales beispielsweise die Kritik ein, freie Suchmaschinen
seien weit wichtiger als freie TV-Listings. Schließlich könne ein
Suchmaschinenmonopol bestimmen, was die Nutzer im Internet noch zu
sehen bekämen und was nicht.

Die zehnte Forderung von Wales betrifft schließlich die Grundlage der
"Bewegung für eine freie Kultur" selbst. Befreit die Communities ist
der Aufruf, dass sich die einzelnen Gemeinschaften von der Abhängigkeit
von einzelnen Firmen oder Techniken lösen. Viele Communities seien etwa
abhängig von Anbietern wie Hostern oder Providern -- gerade nach dem
Platzen der New-Economy-Blase sei viel Community-Arbeit mit der Pleite
von Firmen untergegangen. Ansätze, um Abhilfe zu schaffen, sieht Wales
in Angeboten wie Wikicities[6] oder Flickr[7].

Der Forderungskatalog von Wales stieß allerdings nicht allenthalben auf
Zustimmung. Neben den Zweifeln an der Forderung für freie TV-Listings
gab es etwa Kommentare, dass etwa die Menschenrechte doch noch einige
ungelöste Probleme mehr auch für die Communities und wie auch immer
geartete "Bewegung für eine freie Kultur" böten. Für Diskussionsstoff,
wie sich die Wiki-Gemeinde weiterentwickeln könne, hat Wales jedenfalls
gesorgt -- und eine Erweiterung auf 23 Forderungen würde wiederum dem
Vorbild Hilbert entsprechen. (vowe[8]) /c't) /
 (jk[9]/c't)

URL dieses Artikels:
  http://www.heise.de/newsticker/meldung/62516

Links in diesem Artikel:
  [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Jimmy_Wales
  [2] http://www.math.uni-goettingen.de/Personen/Bedeutende_Mathematiker/hilbert.html
  [3] http://de.wikipedia.org/wiki/Hilberts_Liste_von_23_mathematischen_Problemen
  [4] http://www.heise.de/newsticker/meldung/62398
  [5] http://en.wikibooks.org/w/index.php?title=Wikimania05/JW1#Abstract
  [6] http://www.wikicities.com/wiki/Wikicities
  [7] http://www.flickr.com/
  [8] http://vowe.net/contact.php
  [9] jk ct.heise.de

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