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Message 01791 [Homepage] [Navigation]
Thread: choxT01791 Message: 1/1 L0 [In date index] [In thread index]
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[chox] www.monde-diplomatique.de



aus
http://www.monde-diplomatique.de
/pm/2006/08/11/a0050.text.name,askTmBtEt.n,0


"Die partizipative Ökonomie lehnt eine gesellschaftliche 
Organisationsform entschieden ab, die bestimmten Leuten nur 
ausführende Tätigkeiten wie Putzen zuweist, während anderen die 
kreativen Aktivitäten und Leitungsfunktionen vorbehalten bleiben. 
Sie bekämpft das aus der fordistischen Spezialisierung 
hervorgegangene Industriemodell, das die Produktivität in den 
kapitalistischen wie in den sozialistischen Ländern (Stachanow-
Prinzip) zwar enorm gesteigert hat, aber doch nur um den Preis 
einer Arbeitsorganisation, die ohne entfremdende und langweilige 
Tätigkeiten wie etwa Fließbandarbeit nicht auskommt. Überdies 
hat sich in diesem Modell eine dritte "Klasse" herausgebildet - von 
Albert "Koordinatoren" genannt -, die der marxistischen 
Gesellschaftsauffassung widerspreche, die den Hauptwiderspruch 
im Gegensatz zwischen Kapitalbesitzern und den Verkäufern von 
Arbeitskraft sieht.  

Um zu verhindern, dass diese Experten, Führungskräfte und 
Technokraten nach der Revolution zurückkehren - samt ihrer 
gesellschaftlichen Überheblichkeit, ihrem angeblich durch 
Kompetenz legitimierten autoritären Gehabe -, wollen die 
"Partizipalisten" sämtliche Aufgaben in allen Berufen so 
umdefinieren, dass ausführende und konzeptionelle Aspekte stets 
ineinandergreifen. Nur so ließen sich die Vorteile und Zwänge 
gesellschaftlicher Arbeit auf akzeptable Weise auf alle Schultern 
verteilen.  

Soll das nun heißen, das der Chef von General Electric ab und an 
den Aufzug säubert oder den Postverteiler spielt, während die 
Putzfrau die Bücher prüft? Nein, denn weder bei General Electric 
noch anderswo gäbe es künftig "Chef" und "Putzfrau", sondern nur 
gleichgestellte Akteure mit "ausgewogenen Aufgabenkomplexen", 
die gesprächsweise definiert und ausgehandelt werden.  

Für ein riesiges Land mit einer so diversifizierten Ökonomie wie die 
Vereinigten Staaten ist ein solches Projekt natürlich eine 
nachgerade prometheische Utopie. Doch im privaten Bereich, bei 
der Teilung der Hausarbeit, wird es bereits im bescheidenen 
Maßstab umgesetzt. Doch für die Partizipalisten ist dies keine 
putzige oder zufällige Nebensache, denn man postuliert: "Der 
Fortschritt in einem Bereich muss Hand in Hand gehen mit 
Fortschritten in anderen Bereichen." Im Übrigen gebe es eine Art 
funktionierenden Partizipalismus schon heute in einigen 
genossenschaftlich organisierten Unternehmen.  

Im Verlag South End Press, den Michael Albert mit einigen 
Mitstreitern in der Aufbruchstimmung der 1960er-Jahre gegründet 
hat, wurden einigen der obengenannten Prinzipien umgesetzt. Die 
Trennung zwischen ausführenden und leitenden Funktionen ist so 
verpönt, dass die Genossenschaft irgendwann eines (von vier) 
Mitgliedern ausgeschlossen hat, das aus Furcht vor 
Fehlentscheidungen nicht die Programmgestaltung übernehmen 
wollte. Der Betreffende wollte dem gemeinsamen Ziel lieber auf 
seinem "subalternen" Posten dienen. Ausgeschlossen, wurde ihm 
entgegnet. Das Gesetz des Partizipalismus ist hart - und Gesetz 
bleibt Gesetz."  


cc
_______________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organization: http://www.oekonux.de/projekt/
Contact: projekt oekonux.de



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