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Die Menschen im Ostblock haben mehr gelacht. Es gab zwar Arbeit und Geld, aber es waren keine Waren zu kaufen. Das Volk wußte, dass dass Regime irgendwann zu Ende geht. Wurde auch im Nazi- Deutschland viel gelacht? Dort war Tyranei und Ideologie miteinander gekoppelt. Helmuth _________________________________________________________________________________ Witz als Waffe Von Petra Steinberger Tyrannen mögen es nicht, wenn man über sie lacht. Denn Witze, das wissen sie, sabotieren ihre Macht, untergraben den Schrecken, den sie verbreiten, Witze ziehen ihren Pomp ins Lächerliche, Witze könnten das Volk sogar in den Aufstand treiben. Deshalb verbieten Gewaltherrscher wenigstens solche Witze, die sie selbst betreffen. Was meist ähnlich wirkungsvoll ist, wie Regen zu verbieten. Auch Psychologen, Linguisten und Philosophen haben sich über Sinn und Ursprung des Humors Gedanken gemacht - und herausgefunden, warum Tyrannen tatsächlich Angst haben sollten vor dem Gelächter der Menge. Denn wer lächerlich gemacht wird, den fürchtet man schon bald nicht mehr. Zwei Linguisten, Victor Raskin und Salvatore Attardo, entwickelten zum Beispiel die "Theorie des Missverhältnisses". Menschen lachen über einen Witz, weil etwas nicht ganz stimmt an der Geschichte: Zum Beispiel ein Ende, das die ganze Absurdität der Situation zeigt und die Realität sarkastisch überzeichnet. Da sitzt Putin in seinem Büro, als Stalins Geist erscheint. Putin erzählt ihm von seinen unfähigen Untergebenen. "Ganz einfach", antwortet Stalin, "lass alle dummen Beamten erschießen und male die Mauern des Kreml blau an." - "Warum blau?", fragt Putin. "Ha! Ich wusste, dass du nur beim zweiten Punkt nachfragen würdest." Humor als eine Bewältigungsstrategie für eine Realität, die sonst nur schwer zu ertragen wäre: Das an sich ist noch nicht staatsgefährdend. Dennoch trägt er die Subversion in sich. So hat der US-Religionswissenschaftler John Morreall herausgefunden, dass 95 Prozent aller Texte von christlichen Gelehrten über die Jahrhunderte hinweg Humor missbilligen. Denn der fördere, lautete der stets wiederholte Vorwurf, Unaufrichtigkeit und Müßiggang. Doch in Wahrheit bedrohte er eher die absolute Macht der Kirche, so wie er Tyrannen bedrohte und so, wie es Umberto Eco in "Der Name der Rose" exemplarisch nachgezeichnet hat. Denn Humor und Religion sind zwei konkurrierende Strategien, um mit den Ungerechtigkeiten des Lebens und letztlich auch mit dem Tod umzugehen. Britische Wissenschaftler haben kürzlich herausgefunden, dass Lachen in der Tat ansteckend ist. Menschen reagieren auf positive Geräusche wie Jubeln und Kichern mit einem Lächeln. Das stützt die These, dass Lachen notwendig ist, um soziale Bindungen einzugehen. Eine lachende Gruppe signalisiert: Keine Angst, du bist unter Freunden. Damit fördert Humor auch das Gefühl, gemeinsam stark zu sein. Und dadurch schlägt er den ersten Funken für den Aufruhr. Wehe dem verlachten Tyrannen - nach der sogenannten "Überlegenheitstheorie" lachen Menschen, wenn sie sich dem Ziel des Witzes gleichwertig oder gar überlegen fühlen. Witz wird auf diese Weise eine Form des Widerstands. Zuletzt jedoch, sagt Morreall, lachen Menschen, wenn sie das sichere Gefühl haben, dass die Gefahr vorüber ist. Das hieße für den Tyrannen, dass seine Macht gebrochen ist - und er beseitigt. Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr.9, Freitag, den 12. Januar 2007 , Seite 2 _______________________ Web-Site: http://www.oekonux.de/ Organization: http://www.oekonux.de/projekt/ Contact: projekt oekonux.de
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