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Message 02204 [Homepage] [Navigation]
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[chox] .... dagegen wehren sich Unternehmer und Politiker vehement




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 Streit um deutsche Betriebsrenten


   Die Europäische Kommission will die Altersvorsorge der Unternehmen
   ausweiten, dagegen wehren sich Unternehmer und Politiker vehement



       Von Alexander Hagelüken



       Brüssel - Was Ria Oomen-Ruijten am kommenden Mittwoch in Saal
       A1E-2 des EU-Parlaments in Straßburg mitzuteilen hat, erwarten
       ihre Kollegen mit Spannung. Der Auftritt der zuständigen
       Abgeordneten aus den Niederlanden eröffnet den nächsten Akt
       einer Auseinandersetzung, die seit Monaten tobt. Es geht um
       betriebliche Altersrenten von mehreren hundert Euro monatlich,
       von denen elf Millionen Bundesbürger profitieren. Deutsche
       Arbeitgeber sprechen von einem Generalangriff auf ihr System -
       und haben bereits gedroht, ihre freiwilligen
       Milliarden-Leistungen zu reduzieren.



       Stein des Anstoßes ist Vladimir Spidla. Der Brüsseler
       Sozialkommissar fordert Konsequenzen daraus, dass die Europäer
       in einer globalisierten Arbeitswelt häufiger den Job wechseln.
       Wer ein Unternehmen verlassen will oder muss, soll keine
       schlechtere Betriebsrente bekommen als derjenige, der in der
       Firma bleibt. "Ich will alle Beschäftigten gleich behandeln",
       erklärt der Kommissar aus Tschechien. Durch eine 2005
       vorgeschlagene Richtlinie möchte er die Mobilität der
       Arbeitnehmer fördern, die er durch das heutige System oft
       bestraft sieht.



       Spidlas Vorschläge rufen deutsche Arbeitgeber und Politiker auf
       den Plan. Die Unternehmen sollen Zusatzrenten auch jenen
       Pensionären zahlen, die nur kurzzeitig für sie arbeiteten. Auch
       sollen schon 21-Jährige Ansprüche erwerben. In Deutschland gilt
       bisher die Altersgrenze von 30 Jahren. Scheidet jemand aus, soll
       das Kapital für die spätere Rentenzahlung an den neuen
       Dienstherren fließen, statt weiter im Betrieb zu arbeiten.



       Empfindliche Einbußen



       Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt fordert Spidla auf, die
       Richtlinie zurückzuziehen. Schon in den Monaten zuvor hatte er
       die Mehrkosten auf 30 Prozent veranschlagt - eine gewaltige
       Summe angesichts von Betriebsrentenansprüchen, die sich derzeit
       auf 350 Milliarden Euro belaufen. Viele Unternehmen könnten ihre
       freiwilligen Leistungen zurückfahren. Für deutsche Beschäftigte
       wäre das eine empfindliche Einbuße, warnt Hundt.



       Nach Angaben der Bundesregierung erhielten Rentner, deren
       Unternehmen keine Betriebsrente zahlt, zuletzt im Schnitt 700
       Euro gesetzliche Rente im Monat. Wer dagegen einen Anspruch auf
       gesetzliche plus betriebliche Altersbezüge hat, kassierte 1600
       Euro. Ein deutlicher Unterschied, selbst wenn man
       berücksichtigt, dass Pensionäre mit Betriebsrenten öfter
       Gutverdiener mit höheren gesetzlichen Renten sind.



       Der EU-Parlamentarier Thomas Mann (CDU) wettert schon lange
       gegen Spidlas Pläne. "Die Kommission hat das deutsche System
       nicht verstanden", kritisiert Mann. "Warum soll man alle
       Beschäftigten gleich behandeln? Es ist angemessen, die
       Arbeitnehmer durch eine höhere Betriebsrente zu belohnen, die
       sich länger an ein Unternehmen binden". Das Jobhopping sei
       längst keine Realität - im Schnitt bleibe ein Europäer zehn
       Jahre bei einer Firma.



       Ebenso wie Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) hat
       Mann darauf gedrängt, Spidlas Pläne zu entschärfen. Jetzt gibt
       es einen Kompromissvorschlag, der die Mehrkosten deutscher
       Unternehmen deutlich begrenzen würde. Unter anderem sollen sie
       auch in Zukunft kein Kapital an neue Arbeitgeber übertragen
       müssen und es bleibt dabei, dass ein Beschäftigter mindestens
       fünf Jahre für eine Firma arbeiten muss, bevor er einen Anspruch
       auf Betriebsrente erwirkt.



       Die Auseinandersetzung geht dennoch weiter. Den deutschen
       Politikern missfällt die Vorgabe aus dem Kompromiss, dass ein
       Unternehmen sein Betriebsrentenprogramm bereits 25-Jährigen
       anbieten muss - das wären Mehrkosten im Vergleich zur bisherigen
       Grenze von 30 Jahren. Gestritten wird in den nächsten Monaten
       auch darüber, wie hoch die Betriebsrente sein soll, die ein
       Unternehmen einem Jobwechsler zahlen muss. Spidla will eine
       Dynamisierung der Zahlungen an Ausgeschiedene durchsetzen, etwa
       durch Anpassung an die Lohnentwicklung.



       Großzügige Rechnung



       Auch das bedeutet Mehrkosten- weshalb der Abgeordnete Mann vor
       einer zu großzügigen Regelung warnt. Damit muss er sich jedoch
       erst in der eigenen Fraktion durchsetzen. Seine Kollegin Ria
       Oomen-Ruijten kämpfte bisher für eine weitreichende
       Dynamisierung. Als zuständige Berichterstatterin zur Richtlinie
       gab die Niederländerin im Parlament eine Linie vor, die sich mit
       der von Spidla deckt. Nach monatelangen Gesprächen mit anderen
       Abgeordneten geht Thomas Mann davon aus, genug Parlamentarier
       auf seine Seite gebracht zu haben. Am Mittwoch ab 15 Uhr im Saal
       A1E-2 des Parlaments wird sich zeigen, ob er Recht behält.
       (Kommentare)


Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.17, Montag, den 22. Januar 2007 , Seite 19
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