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[chox] Wie der Musiker Jan Garbarek die Website YouTube davon überzeugen wollte, illegale Videos seiner Konzerte zu entfernen



also imho:

Dateien, die primär digital sind, z.B. Software, sollen frei sein.
Dateien, die nicht primär digital sind, z.B. Bücher, Musik, etc. können mit Rechten geschützt werden.
Helmuth

Wie der Musiker Jan Garbarek die Website YouTube davon überzeugen wollte, illegale Videos seiner Konzerte zu entfernen

Der Saxophonist Jan Garbarek ist einer der erfolgreichsten Jazzmusiker der vergangenen Jahrzehnte. Sein zusammen mit dem Hilliard Ensemble aufgenommenes Album "Officium" verkaufte sich mehr als eine Million Mal. Gegenwärtig sind auf YouTube dreißig Clips zu sehen, die Auftritte von ihm, hauptsächlich Fernsehmitschnitte, zeigen oder die mit seiner Musik assoziiert sind.

Jan Garbarek an YouTube, 6. 12. 2006: Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin Musiker und wurde jüngst darauf hingewiesen, dass auf Ihrer Website zahlreiche Videoclips mit mir stehen. Die meisten, wenn nicht sogar alle, sind private, nicht autorisierte Aufnahmen meiner Konzerte oder Mitschnitte von Fernsehauftritten, für deren derartige Weiterverwendung niemals Rechte eingeholt worden sind. Ich fordere Sie auf, alle entsprechenden Clips sowie die Links zu solchen Clips von Ihrer Website zu entfernen. Ich werde diesen Vorfall der Musikergewerkschaft hier in Norwegen wie auch der internationalen Komponistenorganisation und meiner Plattenfirma melden und sie bitten, der Sache weiter nachzugehen.

Mit freundlichen Grüßen,

Jan Garbarek, Oslo, Norwegen

YouTube an Jan Garbarek, 6. 12. 2006: Vielen Dank für Ihre Nachricht. Um Ihr Gesuch bearbeiten zu können, müssen wir das Material identifizieren können, von dem behauptet wird, dass es Urheberrechte verletzt oder das Gegenstand von urheberrechtsverletzenden Handlungen ist, und das entfernt oder nicht mehr zugänglich gemacht werden soll. Zudem benötigen wir ausreichende Informationen, damit der Service Provider das Material orten kann. (Damit wir so schnell wie möglich reagieren können, geben Sie bitte genaue URL-Bezeichnungen an, wo immer möglich - ein Link auf Suchergebnisse reicht unter Umständen für uns nicht, um Ihr Video zu identifizieren, da sich diese immer wieder ändern.)

Hochachtungsvoll, das YouTube Team

Jan Garbarek an YouTube, 7. 12. 2006: YouTube, Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Leider erscheint mir die Sache viel einfacher als Ihnen: Ich kann verstehen, dass Sie einen Nachweis verlangen, dass ich tatsächlich die Person bin, die ich zu sein behaupte. Doch sobald das geschehen ist, müssen Sie meiner Ansicht nach alle Dokumente entfernen, in denen mein Name erscheint, da ich eine solche Nutzung meiner Auftritte nicht gestattet habe. Ich finde, dass Sie von demjenigen, der einen Clip auf Ihre Seite stellt, den Nachweis verlangen müssen, dass er dazu rechtmäßig bevollmächtigt ist. Es handelt sich hier nicht um seine oder ihre "privaten" Videoclips. Das sind illegale Mitschnitte eines öffentlichen Auftritts. Ich werde nun meine Ansprüche gegen Sie auf angemessenem Wege geltend machen. Hochachtungsvoll, Jan Garbarek

YouTube an Jan Garbarek, 7. 12. 2006: Lieber Jan, wir verlangen zum jetzigen Zeitpunkt nicht, dass Sie nachweisen, wer Sie sind. Wir bitten um die Links zu den Videos, die von Ihren Auftritten gemacht worden sind, damit wir die Sache verfolgen und diese entfernen können. Wenn wir unter Ihrem Namen suchen lassen, tauchen zwei Probleme auf: 1. Die Person/Personen, die die Videos auf unsere Seite geladen haben, setzten Ihren Namen möglicherweise weder in deren Titel noch als tag, so dass wir die betreffenden Clips unter Umständen gar nicht finden. 2. Ihr Name könnte als tag eines Videos benutzt werden, das zu einer anderen Person gehört, die nichts mit Ihnen oder Ihrer Arbeit zu tun hat, sodass wir vielleicht völlig legales Material nur aufgrund einer solchen Suche entfernen.

Wir werden Ihnen gerne weiterhelfen, wenn Sie die genauen Links zu den Videos Ihres Werks haben. Sicher verstehen Sie, dass YouTube nicht für jeden einzelnen unserer Nutzer prüfen kann, ob irgendein Clip eine "angemessene Verwendung" im Sinne des Urheberrechts darstellt, und dann in seinem Namen verhandelt und gegebenenfalls Klage erhebt. Jeden Tag werden etwa 65 000 Clips auf unserer Website neu zugänglich gemacht. Für ein solches Vorhaben bräuchten wir eine Armee von Anwälten und eine unermessliche Menge Geld für Verfahrenskosten. Wie Sie vielleicht wissen, ist die juristische Prüfung der "angemessenen Verwendung" sehr kompliziert und oft sehr subjektiv. Um es noch einmal zu sagen: Wenn Sie uns wenigstens eine Liste beschaffen, können wir damit anfangen, Ihre Auftritte und Ihr Werk zu schützen. Hochachtungsvoll, das YouTube Team

Jan Garbarek an YouTube, 8. 12. 2006: Liebes YouTube Team, Punkt 1) Ihrer Argumentation kann ich nachvollziehen. In Bezug auf Punkt 2) ist leider jeder fremde Gebrauch meines Namens von mir nicht gestattet und stellt, wenn nicht eine Verletzung des Urheberrechts, dann doch eine Verletzung meiner Privatsphäre dar, die ich nicht billigen kann.

Was Ihre weiteren Ausführungen betrifft, nehme ich an, dass Ihre Firma auch deshalb eine Menge Geld wert ist und verdient, weil all die illegalen Clips zur Verfügung gestellt werden und weil Sie meinen, dass Sie keine Mittel aufwenden müssen, um zu prüfen, ob das von Ihnen zugänglich gemachte Material Urheberrechte oder Privatsphären verletzt. Stattdessen überlassen Sie diese Arbeit der geschädigten Person.

Es ist nicht so - wie Sie unterstellen -, dass Sie mir großzügig bei der Wahrung meiner Rechte helfen. Meiner Ansicht nach sind Sie es, der meine Rechte überhaupt erst verletzt hat. Meiner Meinung nach sind Sie verantwortlich, und ich rechne damit, dass noch zahlreiche Klagen gegen Ihre Geschäftspolitik erhoben werden. Danach können Sie natürlich Ihrerseits diejenigen verklagen, die Ihr "Vertrauen missbraucht" haben, weil sie illegale Clips auf Ihre Website stellten.

Ich halte es für sinnlos, dass wir diese Angelegenheit weiter diskutieren. Wie bereits erwähnt, bestehe ich darauf, dass jedes Dokument und jeder Link mit meinem Namen entfernt werden muss, da ich seinen Gebrauch nicht gestattet habe, und ich mache Sie dafür verantwortlich, dass sie tatsächlich entfernt werden. Ich verlange einen völligen Ausschluss von Dokumenten oder Clips auf Ihrer Website, die in irgendeiner Weise mit meinem Namen verbunden sind, zu diesem Zeitpunkt und in Zukunft, außer ich lasse einen solchen Gebrauch ausdrücklich zu.

Wie schon erwähnt, werde ich veranlassen, dass sich die norwegische Musikergewerkschaft, die Vereinigung europäischer Komponisten und meine Plattenfirma auch einmal grundsätzlich mit dieser Angelegenheit befassen. Hochachtungsvoll, Jan Garbarek

Auf diese E-Mail antwortete YouTube nicht mehr.

Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.69, Freitag, den 23. März 2007 , Seite 13
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