[ox] Zur Aufhebung und zu "jenseitiger" Produktion
- From: Stefan Merten <smerten dialup.nacamar.de>
- Date: Tue, 12 Oct 1999 01:42:55 +0200
Hi!
Hier ein Ausschnitt aus einer Mail aus der Krisis-Liste.
Wichtig ist mir daran die Definition der Aufhebung und das wörtliche
Marx-Zitat. Zu überprüfen wäre in dieser Liste, inwieweit Linux dieses
Zitat erfüllt.
------- Forwarded Message
Date: Fri, 1 Oct 1999 14:51:59 [PHONE NUMBER REMOVED]
From: Angelika Goedde <goedde sonett.asfh-berlin.de>
Subject: Re: Bitte um Diskussionsbeitraege fuer die ANSAETZE
To: list krisis.free.de, partisan listbot.com
References: <13331888003227 partisan.net>
Message-Id: <A.19991001145159.1C7.6.1DAD sonett.asfh-berlin.de>
...
Aber das wichtigste ist doch: Nach Marx kann der Kapitalismus nur
durch eine soziale Bewegung der Aufhebung des Alten bewirkt werden.
Dieses soziale Subjekt muss natuerlich auf objektive Voraussetzungen
treffen, die es befaehigen, diese Aufhebung herbeizufuehren.
Aufhebung heisst uebrigens:
1. Ueberwindung und Zerstoerung dessen, was unbrauchbar geworden ist
2. Aufbewahrung dessen, was in das Neue hineinzunehmen ist
3. das "gute" alte auf neue Stufe heben und transformieren,
gesellschaftlicher Neubeginn in Embryonalform...
Dazu naeheres: "Zerstoerung" heisst nicht, dass dies mit
Menschenschlachterei und Petrollieren verbunden ist, sondern es geht
um Zerstoerung ueberfluessiger Strukturen, wie des Ei, wenn ein Kueken
entschluepft...
Zwischen der Endlichkeit des Kapitalismus der gewuenschen
Unendlichkeit des Lebensprozesses der Materie (von der der Mensch der
am weitesten entwickelte Ausdruck ist) besteht also eine
Wechselbeziehung.
Zum Menschsein gehoert Gesellschaftlichkeit - also eine neue und
bessere Gesellschaft muss organisiert werden.
Was waere die Grundlage einer neuen Gesellschaft? Welche Elemente der
alten nehmen wir mit, die spaeter absterben werden, wenn sie nicht
mehr gebraucht werden - also eine Uebergangsloesung darstellen? Und
was waere das Wesen des Neuen?
Das Wesen des Neuen waere fuer mich der naturale Humanismus, der auf
der Ebene der gegenseitigen Geschenkoekonomie produziert wie ihn Marx
ja klar und schoen formuliert hat. Meine Lieblingsschrift dazu ist aus
seinen oekonomisch- philsophischen Manuskripten das Exzerptheft zu
James Mill.
Darin heisst es:
"Gesetzt, wir haetten als Menschen produziert: Jeder
von uns haette in seiner Produktion sich selbst und
den andren doppelt bejaht. Ich haette
1) in meiner Produktion meine Individualitaet, ihre Eigentuemlichkeit
vergegenstaendlicht und daher sowohl waehrend der Taetigkeit eine
individuelle Lebensaeusserung genossen, als im Anschauen des
Gegenstandes die individuelle Freude, meine Persoenlichkeit als
gegenstaendliche, sinnlich anschaubare und darum ueber allen
Zweifel erhabene Macht zu wissen.
2) In Deinem Genuss oder Deinem Gebrauch meines Produkts haette ich
unmittelbar den Genuss, sowohl des Bewusstseins, in meiner Arbeit
ein menschliches Beduerfnis befriedigt, als das menschliche Wesen
vergegenstaendlicht und daher dem Beduerfnis des anderen eines
andren menschlichen Wesens seinen entsprechenden Gegenstand
verschafft zu haben
3) fuer dich der Mittler zwischen Dir und der Gattung gewesen zu sein,
also von Dir selbst als eine Ergaenzung Deines eigenen Wesens und
als ein notwendiger Teil deiner selbst gewusst und empfunden zu
werden, also sowohl in Deinem Denken wie in Deiner Liebe mich
bestaetigt zu wissen,
4) in meiner individuellen Lebensaeusserung unmittelbar deine
Lebensaeusserung geschaffen zu haben, also in meiner individuellen
Taetigkeit unmittelbar mein wahres Wesen, mein menschliches, mein
Gemeinwesen bestaetigt und verwirklicht zu haben.
Meine Arbeit waere freie Lebensaeusserung, daher
Genuss des Lebens..."
...
------- End of Forwarded Message
BTW: Den Begriff der Geschenkökonomie mag ich nicht sonderlich.
Vielleicht weil mir nicht ganz klar ist, wie "Geschenk" und "Ökonomie"
in einem Atemzug genannt werden kann. Wenn's Tausch ist, ist's kein
Geschenk und wenn's Ökonomie ist, ist's kein Geschenk - oder?
Mit li(e)bertären Grüßen
Stefan