[ox] iX-Artikel zu OS, Kommerz, Internet
- From: Stefan Merten <smerten dialup.nacamar.de>
- Date: Wed, 27 Oct 1999 22:35:34 +0200
Liebe Leute,
in der iX 10/99 habe ich einige interessante Stückchen zu OpenSource
und Kommerzialisierung von OpenSource und des Internets an sich
gefunden. Ich zitiere einige Auszüge:
"Von Vögeln und Elefanten -- Open Source Convention und Perl
Conference", S.10 (Auszug):
Eine andere Vortragsreihe widmete sich Geschäftsmodellen rund um
Open Source. Ihren Schwerpunkt bildete die Frage, wie ein
Open-Source-Projekt in eine kommerzielle Firma umgewandelt werden
kann. Vertreter einiger bekannter Firmen beschrieben ihre
Geschäftsidee. Die Schwierigkeit besteht darin, einen Mehrwert
gegenüber dem Open-Source-Projekt auszumachen, für den Kunden bereit
sind, Geld zu bezahlen. Vertreter erfolgreicher Firmen wie Cygnus,
LinuXcare, sendmail.inc, FreeBSD gaben in Vorträgen und
Podiumsdiskussionen ihr Wissen kund. Die Risikokapitalgruppe Accel
mahnte jedoch an, daß sich ihrer Erfahrung nach nur wenige
Open-Source-Projekte kommerzialisieren lassen.
Ein Beispiel für die umgekehrte Migration einer kommerziellen zu
einer nicht-kommerziellen Firma ist Mozilla, die die Quelltexte von
Netscape seit deren Freigabe verwaltet. Interessanterweise hat die
Internet-Gemeinde diesem Projekt nicht den gleichen Enthusiasmus wie
anderen Open-Source-Projekten entgegengebracht. Nach wie vor sind
die Programmierer von Netscape die Hauptstütze bei der
Weiterentwicklung des Browsers. Mitchell Baker von Mozilla stellte
in ihrem Vortrag die Gründe dafür dar. Ein Kernproblem besteht
darin, daß sich Interessierte auf einmal den vielen Millionen Zeilen
Quelltext des Netscape Browsers gegenübersahen. Der langsame
Wachstumsprozeß, durch den sich andere Open-Source-Projekte
auszeichneten, fehlte hier. Es ist also schwer, so ein Vorhaben
bewußt zu planen; vielmehr entsteht es eher zufällig aus einer
Keimzelle eines zunächst kleinen Projekts.
"Erfolg für die Erfolgreichen", S.38:
Nur sechs Geschäftsfelder sind im Internet erfolgreich. Portale wie
AOL oder T-Online, Online-Auktionen (eBay, Ricardo). Kataloge /
Suchmaschinen (Yahoo, Web.de), Communities / Dienste (GMX, Zweite
Hand), Marktplätze (amazon.de, BauNetz) und Online-Publikationen
(Focus Online, Bild Online).
Das stelle eine Analyse fest, die Dr. Torsten Schwarz,
Geschäftsleiter der Firma Absolit, im Auftrag des eco Electronic
Commerce Forum e.V. und des Essener `Haus der Technik' durchführte.
Beispiele wie amazon.com und eBay zeigen darüber hinaus, daß Netze
die Erfolgreichen dabei unterstützen, noch erfolgreicher zu werden.
Das einzig gewinnversprechende Geschäftsmodell bestehe darin,
frühzeitig ein Teil des Trends zu sein.
Weitere wirksame Strategien für den Internet-Kommerz: niedrige
Preise bis hin zum Verschenken, Versioning (Basissoftware kostenlos,
Erweiterungen nicht), Kooperationen und Windowing, womit die
vielfache Nutzung von Inhalten gemeint ist. So könne man aktuelle
Börsenkurse zum Beispiel kostenpflichtig vertreiben, die 20 Minuten
abgelagerten Daten jedoch gratis anbieten. Ergebnisse der Analyse
werden auf dem Anwender-Forum `Marktplatz Internet' am 6. und 7.
Oktober in Düsseldorf vorgestellt. Weitere Infos:
http://www.hdt-essen.de und http://www.eco.de.
"Gemächlich -- Micropayment heute", S.52 (Auszüge)
Elektronische Bezahlsysteme für Kleinstbeträge sollen den Boom für
E-Commerce bringen. Doch bis heute leidet das Micropayment im
Internet unter Akzeptanzproblemen.
...
Das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
hat im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Technologie
eine Studie veröffentlicht
(http://www.itas.fzk.de/deu/projekt/pez.htm). Die Wissenschaftler
aus Karlsruhe widersprechen der weit verbreiteten These, daß die
Entwicklung des elektronischen Handels von Internet-gerechten
Zahlungsmitteln abhinge. Der Großteil des elektronischen
Geschäftsverkehrs sei mit herkömmlichen Bezahlverfahren
(Überweisung, Lastschrift, Kreditkarte) abzuwickeln. Einen Bedarf
gäbe es bei den Kleinstbeträgen, hier seien aber die vorhandenen
Systeme allenfalls Vorstufen eines bargeldlosen
Internet-Zahlungsverkehrs. Ernstzunehmendes elektronisches Geld
werde es erst geben, wenn sich politisch wirksame Interessen daran
zu knüpfen.
Mit li(e)bertären Grüßen
Stefan