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Re: [ox] iX-Artikel zu OS, Kommerz, Internet



Liebe Leute!

Heute ein paar Kommentare zu den iX-Schnipseln.

4 days ago Stefan Merten wrote:
  Eine andere Vortragsreihe widmete sich Geschäftsmodellen rund um
  Open Source. Ihren Schwerpunkt bildete die Frage, wie ein
  Open-Source-Projekt in eine kommerzielle Firma umgewandelt werden
  kann. Vertreter einiger bekannter Firmen beschrieben ihre
  Geschäftsidee. Die Schwierigkeit besteht darin, einen Mehrwert
  gegenüber dem Open-Source-Projekt auszumachen, für den Kunden bereit
  sind, Geld zu bezahlen.

Heißt das lediglich, daß Open-Source-Projekte, die Kandidaten für eine
Kommerzialisierung sind, schon gut genug sind? Na ja, weniger
gelungene Open-Source-Projekte würde ja niemensch kommerzialisieren
wollen.

Vielleicht müßte auch noch hinzugefügt werden, daß die
Open-Source-Vorläufer solcher Geschäfte ja nach wie vor für eine
nicht-kommerzielle Weiterentwicklung zur Verfügung stehen. Hat
jemensch eine Ahnung, ob es Fälle solcher Forks gibt? Einer fällt mir
gleich ein: Gnu-PGP vs. PGPI.

  Ein Beispiel für die umgekehrte Migration einer kommerziellen zu
  einer nicht-kommerziellen Firma ist Mozilla, die die Quelltexte von
  Netscape seit deren Freigabe verwaltet. Interessanterweise hat die
  Internet-Gemeinde diesem Projekt nicht den gleichen Enthusiasmus wie
  anderen Open-Source-Projekten entgegengebracht. Nach wie vor sind
  die Programmierer von Netscape die Hauptstütze bei der
  Weiterentwicklung des Browsers. Mitchell Baker von Mozilla stellte
  in ihrem Vortrag die Gründe dafür dar. Ein Kernproblem besteht
  darin, daß sich Interessierte auf einmal den vielen Millionen Zeilen
  Quelltext des Netscape Browsers gegenübersahen. Der langsame
  Wachstumsprozeß, durch den sich andere Open-Source-Projekte
  auszeichneten, fehlte hier. Es ist also schwer, so ein Vorhaben
  bewußt zu planen; vielmehr entsteht es eher zufällig aus einer
  Keimzelle eines zunächst kleinen Projekts.

Diesen Schluß finde ich falsch. Warum soll ein Open-Source-Projekt
nicht bewußt in Angriff genommen werden können? Daß bei Mozilla die
Verwandlung in OpenSource nur schlecht gelungen ist, ist jedenfalls
kein Beleg dafür, daß sich nicht jemensch hinstellen könnte und sagen:
Ich möchte gerne Software xyz schreiben mit den Features abc.

  Weitere wirksame Strategien für den Internet-Kommerz: niedrige
  Preise bis hin zum Verschenken,

Genau bis hin zum Verschenken. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, daß
Geschäfte im Internet deswegen so schlecht funktionieren, weil hier
die Globalisierung in einem Ausmaß Realität ist, das den Liberalen die
Freudentränen in die Augen treiben müßte.

Das Problem ist nun aber m.E., daß durch die tatsächlich globale
Konkurrenz im buchstäblich globalen Dorf - ein Klick weiter ist ja der
nächste Laden - nur noch der allerniedrigste denkbare Preis - nämlich
0DM - gewinnen kann.

Das finde ich einen interessanten Gedanken, wie sich die
Konkurrenzgesellschaft selbst ad absurdum führt. Taugt das was?




Was ich übrigens in der Summe der drei Ausschnitte spannend fand, war,
daß sie zusammengenommen praktisch heißen:

* OpenSource-Projekte sind faktisch nicht in den Kapitalismus
  reintergrierbar.

* Das Internet ist unter kommerziellen Gesichtspunkten lediglich
  verlängerte Werkbank bereits bestehender Unternehmungen und nach
  momentaner Entwicklung wird sich das auch nicht ändern.

Es scheint also so, daß nicht nur OpenSource nicht zu
kommerzialisieren ist, sondern auch das Internet nur in Randbereichen
kommerzialisiert werden kann. Das finde ich einen interessanten
Zusammenhang.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan





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