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[ox] High-Tech in der Utopie (was: Re: Utopien)



Hi Jobst, Annette und alle!

11 days ago Jobst Quis wrote:
Hallo Annette,

Du schreibst:
Wie eine Hardware-Linux-Gesellschaft aussieht, wäre meine Frage... Da
kommen alte Vorstellung von kleinteiligeren, vernetzten
Lebensgemeinschaften (weg von Zentralisierungen) wieder zu ihrem Recht,

Wieso das denn jetzt? Industrielle Produktion ist eben über weite
Strecken kleinteilig nicht sinnvoll. Komplexe Produktionsmaschinen an
jeder Ecke machen einfach keinen Sinn. Es könnte also in vielen
Bereichen (materieller) Produktion also durchaus hohe Zentralität
geben - warum auch nicht (mal abgesehen von den Transport- und damit
verbundenen Umweltproblemen)? Wo sehr ihr das unauflösliche Problem
von Zentralisierung von materieller Produktion?

Eine empfehlenswerte Utopie in die Richtung (Geldfrei, Dezentral,
Selbstorganisiert,...) ist

p.m. bolo' bolo
1983 geschrieben  1995 Neuauflage
Verlag Paranoia City,Zürich
ISBN 3-907522-01-X  ( 18 Mark)

Und ich hab's seit Jahren immer noch nicht gelesen...

Allerdings ist es keine Utopie, die "auf High-Tech basiert". Die Basis
sind soziale Vereinbarungen, und die Technik wird sich dann an den
Bedürfnissen der ibus ( Menschen) entwickeln, wobei auch nicht
ausgeschlossen ist, daß sie sich zurückentwickelt.

Ja, in dem Abschnitt den du zitiert hast, kam ja schon deutlich die
Landkommune raus. Das halte ich aber nicht nur für breite Schichten
wenig attraktiv sondern auch für mich persönlich nicht wünschenswert.
Ich persönlich schätze es schon, wenn mir Technik Plackerei abnimmt
(Waschmaschine) oder meine Freiheit erweitert (Computer). Sollten es
in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft Haushaltsroboter geben -
natürlich unter Gnu/Linux ;-) - würde ich mir wohl so etwas
anschaffen - um endlich mal Sieger über den Staub zu bleiben ;-) .

Ich versteh aber auch nicht, wozu es gut sein soll, wenn eine Utopie
auf High-Tech basiert.

Na ganz einfach: Die Bedürfnisstrukturen, die Menschen heute haben,
haben ganz viel mit Entlastung von anstrengender, monotoner, ...
Arbeit zu tun. High-Tech ist dafür ein Hilfsmittel, weil sie immer
mehr Arbeit - d.h. hier Reproduktion des Lebens - in Roboterhand legt.
Und die Plackerei auf einem Acker finde ich als Dauerbeschäftigung nun
wirklich nicht so rasend erstrebenswert...

Das hieße ja auch, daß sie von dieser Technik
abhängig ist.

Es gibt keine Freiheit ohne Gebundenheit. Wenn du von allem unabhängig
sein willst, dann kannst du dich auf das Survival in der Wildnis
konzentrieren - das ist dann zwar komplett ungebunden / unabhängig,
aber es gibt wohl nur wenige, die das als Freiheit bezeichnen würden -
Verdammung wäre da wohl passender.

Andererseits ist totale Abhängigkeit natürlich auch keine Freiheit. Es
müßte also darum gehen, die Technik so zu gestalten, daß sie den
Menschen Freiheiten eröffnet ohne sie andererseits von sich abhängig
zu machen. Aber wie jemensch von einem Herzschrittmacher unabhängig
werden soll...

Sie für den Übergang zu nutzen, wenn sie nicht schadet,
ist ja ok und vielleicht sogar unumgänglich, aber als Grundlage einer
neuen Gesellschaft halte ich sie für ungeeignet.

Warum?


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


----------------------
http://www.oekonux.de/



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