[ox] Internet in der III. Welt
- From: Stefan Merten <smerten dialup.nacamar.de>
- Date: Thu, 01 Jun 2000 11:59:10 +0200
Hi!
Die c't bringt in Ausgabe 10/00 auf Seite 98 einen interessanten
Artikel unter der Überschrift
Globalisierungsgefälle
Was bringt das Internet der Dritten Welt?
Da Fragen aus diesem Bereich auch schon hier Thema waren, möchte ich
ein paar (kontroverse) Absätze zitieren. Darunter auch allgemeinere
Anmerkungen zum Thema Globalisierung.
Wenig Geld und schlechte Ausbildung, so belegt eine Untersuchung der
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind in erster Linie für
die noch mangelnde Verbreitung der neuen Medien in den
Entwicklungsländern verantwortlich. ILO-Generalsekretär Juan Somavia
warnt daher auch vor einer `wachsenden digitalen Spaltung' zwischen
Arm und Reich. Dabei wäre `eine bessere Verbreitung des Internet
eine der kostensparendsten Möglichkeiten, arme Länder am Nutzen der
Globalisierung teilhaben zu lassen'.
...
... `Technologie ist nie das Bestimmende, sondern nur eine
Erleichterung', meint Paula Uimonen vom United Nations Research
Institute for Social Development. `Wie mit jeder anderen Technologie
ist es der soziale Kontext, der vorgibt wie die neue Technologie
eingeführt und benutzt wird und wie sie sich letztendlich auswirken
wird.' Bits und Bytes ernähren keinen einzigen hungernden Menschen
und Informationen halten seine Hütte auch nicht warm oder machen das
Wasser sauber. Es ist nicht im Entferntesten absehbar, daß jemals
überhaupt das Internet in jeder kleinsten Hütte rund um den Globus
zu finden sein wird. Um effektiv vor Ort zu helfen, ist das auch
nicht nötig. `Anstatt uns auf den individuellen Zugriff auf das
Internet zu konzentrieren', so Uimonen, `sollten wir den
öffentlichen Zugang zum Netz vorantreiben'. Dieser ließe sich dann
entwicklungspolitisch fördern und stünde auch sozial schwachen
Gruppen zur Kommunikation, zur Information und auch zur
Selbstdarstellung zur Verfügung. So könnte sich zu den
Hightech-Inseln in den Metropolen wenigstens ein kleiner Gegenpol
bilden. Der Großteil der Bevölkerung bliebe trotzdem weiterhin
stimmenlos in Armut.
...
Ob es das Internet im Bereich der Wirtschaft wirklich schafft,
Entwicklungsländern in Zeiten der Globalisierung eine Chance zu
geben, ist fraglich. Im letzten Bericht des Entwicklungsprogramms
der Vereinten Nationen (UNDP) über die menschliche Entwicklung hat
sich ein unabhängiges Expertenteam im Auftrag der UN-Organisation
mit den Gewinnern und den Verlierern der Globalisierung beschäftigt.
Das Ergebnis ist so erschreckend wie eindeutig: Während die Kräfte
der Globalisierung den wenigen, den es gelang, die Vorteile des
wachsenden Stroms von Waren und Dienstleistungen über nationale
Grenzen hinweg zu nutzen, beispiellosen Reichtum beschert haben,
wurde die Mehrheit an den Rand gedrängt, so die Autoren über die
wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. In knapp 85 Ländern gehe es
den Menschen in mehrfacher Hinsicht schlechter als noch vor zehn
Jahren.
Mit li(e)bertären Grüßen
Stefan
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