Rechtsstaat (was: Re: [ox] Kommentar zum Thema endet mit Durchsuchungsbefehl!)
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Fri, 15 Sep 2000 23:53:06 +0200
Könnte man den
Rechtsstaat nicht mit einer Art Copyleft insgesamt aushebeln? Also,
mich interessiert der Vorgang.
Openjustice? :-) klingt gut!
Das Copyleft hebelt nicht das Recht aus, jenes wendet es nur auf eine Art an,
für die es nicht gedacht war. Dadurch wird ein Freiraum geschaffen, in dem
andere Regeln gelten.
Das geht aber nicht immer, und eine entsprechende Gesetzesänderung könnte den
Freiraum auch leicht wieder einreissen. Wenn man zukünftig 50,-- DEM für eine
selbstgebrannte Distribution bezahlen soll, nur weil die GEMA auf die CD-Rs
Gebühren für ihre Scheiß-Musik, die eh keiner hören will, per Gesetz
abgesegnet aufschlägt, dann brennt keiner mehr. Man könnte aber, als Staat,
noch brutaler vorgehen, zum Beispiel das einfache Nutzungsrecht zeitlich zu
begrenzen. Dann könnten die Autoren nach einer gewissen Zeit ihre freien
Programme wieder in proprietäre umwandeln. Alles darauf Aufbauende wäre dann
verloren. Oder PD würde verboten. Dann könnte der Staat den FS-Entwicklern
z.B. vorschreiben, wie ein Lizenzvertrag auszusehen hat...
Um Freiheit dauerhaft abzusichern, bedarf es nicht nur eines genialen Hacks,
sondern eines entsprechenden Bewußtseins in der Bevölkerung. Es muß den
Leuten einmal klar werden, wer in einer Demokratie zu bestimmen hat. Ist das
erstmal im Schädel, können wir die Gesetze so gestalten, wie wir es wollen
und müssen uns nicht länger von irgendwelchen Verwertungsmaschinen wie der
GEMA auf der Nase herumtanzen lassen. In der "GPL-Gesellschaft" brauchen wir
Kommunikationsmedien, z.B. das Internet, aber auch Backup-Medien fürs Archiv.
Was wir aber definitiv nicht brauchen, ist eine Industrie, die diese Medien
vollmacht und dafür auch noch Geld haben will. Die GEMA und die von ihr
vertretenen Wissenshorter sind obsolet.
Was kann also getan werden, um z.B. Freie Software zu fördern?
Es muß den Leuten, die FS noch nicht benutzen, oder noch nicht davon
begeistert sind, weil sie z.B. an der Installation von Linux gescheitert
sind, klargemacht werden, daß FS ihnen gehört, daß sie sie frei benutzen,
verändern, verteilen können, daß sie sie nicht heimlich benutzen müssen (als
Kontrast zu Raubkopieen). Wenn sie noch Windows benutzen, könnte man ihnen
ein Exemplar von GIMP für Windows schenken und dazusagen, was ein
vergleichbares proprietäres Programm, z.B. Photoshop, kostet, und daß es
illegal ist, sich Photoshop aus dem IRC zu saugen, und daß es im IRC keine
deutschsprachige Version von Photoshop gibt. Und anderen komischen Leuten
wiederum muß man klarmachen, daß es nicht unrecht ist, Software zu benutzen
ohne dafür zu bezahlen, daß bei Freier Software eben andere Regeln gelten, daß
sie wertlos ist, sobald sie existiert, daß aber die Verteilung, die Arbeit
macht, dann doch bezahlt wird, und daß der Programmierer nicht verhungert, da
er entweder einen Sponsor hat oder genug Substanz, um zum Spaß programmieren
zu können. Das sollte wohl an Argumenten ausreichen...
Die Akzeptanz Freier Software in der Bevölkerung muß erhöht werden, so daß das
Abenteuer-Leben das Leben vor dem Fernseher verdrängt. So kann das für eine
Demokratie notwendige politische Interesse entstehen. Ferner wird auf diese
Weise das Volk gegen Wissenshorterei und Volksverdummung immunisiert. Freie
Software gehört in die Hände der Massen und die Massenmedien, wie Zeitung oder
Volksempfänger, ins Museum!
Tschüß,
Thomas
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