Re: [ox] Eigentum
- From: <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Fri, 3 Nov 2000 17:03:01 +0100 (MET)
Last week (8 days ago) wrote:
> Stefan Mz schrieb
Nein, das war ich. (Stefan Merten) ...
Okay, ich gelobe Besserung - mal sehen, wie lange ich es durchhalte.
> (Privat)Eigentum ist m.E. unter anderem eine (spezifische, recht
> statische) Form von Ressourcenallokation für produktive Tätigkeit, die
> sich historisch herausgebildet hat und offensichtlich für diese Zwecke
> lange erfolgreich war.
Ressourcenallokation ist eine Form der Nutzung von Eigentum würde ich
sagen.
Ich sage es deshalb umgekehrt (Eigentum ist eine Form von
Ressourcenallokation), weil es Ressourcenallokation auch dann geben
muss, wenn es Eigentum schon nicht mehr gibt.
Da kommen wir in das Thema Verfügungsgewalt, das nochmal vom
formalen Eigentumsbegriff getrennt werden muß. Ob sie erfolgreich
war, steht auf einem anderen Blatt.
Ich füge hinzu: Verfügungsgewalt ist eine dynamischere Form von
Ressourcenallokation. Außerdem streite ich mich mit unseren
"Marxkennern", ob es im Kapitalismus eher um Eigentum oder eher um
Verfügungsgewalt geht. Die wollen nämlich immer die Eigentumsfrage
lösen, während ich meine (mal ganz verkürzt), die ist schon gelöst,
ohne dass sich was zum Besseren gewendet hätte.
> Es gab mal die nette (ich weiß nicht, ob nur
> realsozialistische) Unterscheidung zwischen Privat- und persönlichem
> Eigentum ....
Ist mir nicht bekannt - vielleicht wirklich nur realsozialistisch.
Das ist aber interessant, denn "Privateigentum" war schlecht,
"persönliches Eigentum" aber gut. Ein Indiz mehr, dass die
Eigentumsfrage einer Präzisierung bedarf.
> Denn das kommunistische Prinzip
> "jede(r) nehme sich, was sie/er braucht" funktionierte nicht
Klar unter Mangelbedingungen nicht. Das war m.E. *das* zentrale
Problem der russischen Revolution und allem was danach folgte.
Unter Überflußbedingungen wie sie z.B. die Freie Software schafft, ist
das kommunistische Prinzip "JedeR nehme sich, was sie braucht" aber
offenbar das einfachste "Verteilungs"prinzip.
Ich wiederhole mich: das halte ich z.B. aus ökologischen Gründen für
einen Denkfehler. Es wird nie Überflußbedingungen geben und damit bei
knappen Ressourcen immer die Frage der Allokation stehen.
Um deine ökologische These mal zu Ende zu denken: Wenn jedem Menschen
auf diesem Planeten seine Bedürfnisse erfüllt werden, kriegen wir den
Öko-Kollaps. Wenn du das ernstlich denkst, dann kannst du dich von
jeglicher emanzipativen Perspektive verabschieden und anfangen zu
überlegen, was dein Beitrag an zur Sicherung der Festung Europa sein
könnte.
Ein Problem ist nicht aus der Welt, indem man vor ihm die Augen
verschließt. Die ganze Natur ist nach dem Prinzip des sparsamen
Ressourcenverbrauchs organisiert und sie wird dem Gattungswesen Mensch
gehörig auf die Finger klopfen, wenn er meint dieses Prinzip verletzen
zu können. Den kennst Du sicher: "Treffen sich zwei Planeten im All
... "
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Mit freundlichen Grüßen, Hans-Gert Gräbe
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| PD Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig |
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