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[ox] Dritter Pol - Oekonux-Konferenz



Ulrich Leicht t-online.de

Thomas Uwe Gruettmueller schrieb:

On Die, 24 Okt 2000, Stefan Merten wrote:
(9 days ago) Ulrich Leicht wrote:

Die programmatisch-theoretischen Positionen in der Linken lassen
sich anhand ihres Abstandes zu zwei Polen beschreiben: Den einen
Pol bildet die Subsistenz mit ihrer Eigenorientierung, ihrer Kritik
von "Politik" und Staatlichkeit, ihrer Propagierung einer moralischen
Ökonomie und ihrem ökologischen Rigorismus[3], den anderen
bildet die staatliche (Global-) Steuerung bzw. Regulierung der
Ökonomie.Die Linke und die (Zukunft der) Arbeit

Ich habe in einem Literaturhinweis auf Bernd Hüttner (für die Rosa Luxemburg 
Stiftung Bremen) "Die Linke und die (Zukunft der) Arbeit" lediglich aus der 
Einleitung zitiert. Glaube aber auch, daß die Feststellung, die Debatten 
bewegen sich zwischen den skizzerten Polen, durchaus zutrifft. Sie 
b e w e g e n  sich, und zu diesem Bewegungsprozeß gehören auch die 
Oekonux-Debatten. Sie sind zweifelsfrei weder mit dem einen noch anderen Pol 
identisch. Manche Beiträge, sofern ich sie überhaupt noch überschauen und 
nachvollziehen kann, manchmal auch zur einen oder anderen Seite tendierend.

Irgendwie habe ich das Gefühl, daß unsere Debatten hier einen dritten
Pol jenseits dieser beiden bilden.
Was meint ihr?

Einen dritten Pol gibt es nicht oder es gibt viele Pole und dann sind es keine 
mehr. Wenn ich es richtig verstehe, sucht die GPL-Gesellschaft und ich selber 
auch eine Alternative gesellschaftlichen Lebens jenseits kapitalistischer 
Verwertungsmechanismen, abstrakter Arbeit, Geld, Markt und Staat, aber auch 
jenseits von Subsistenzwirtschaft und Tauschring-Wirtschaft. Die Entwicklung 
freier Software ist dabei heute ein Beispiel, eine dem diesem zu überwindeneden 
System innewohnende sprengende Keimform, die ähnlich wie die Solarenergie nicht 
nur die höchste Form der Produktivkraftentwicklung in ihrem Sektor und damit 
zugleich für die Produktion/Reproduktion, also materielle Basis, des 
zukünftigen gesellschaftlichen Lebens und Überlebens in sich trägt, sondern zu 
gleich die Momente emanzipativer Potentiale jenseits der Warenform, globaler 
kommunikativer Vernetzung, direkter Kommunismation, Dezentralisierung, freier 
Entfaltung und freiwilligen stofflich-nützlichen menschlichen Tuns und 
Produzierens usw. in Ansätzen verwirklicht. 
Es sind Potentiale die jenseits von Hobby und "Free software als Selbstzweck" 
liegen. Free Software ist auch nicht der Nabel der zukünftigen Welt. Sie wird 
in dieser eine alltägliche Selbstverständlichkeit, die keine besondere Bewegung 
mehr braucht, sowie die Ökonomie der Zukunft schlicht die Ökologie sein muß
und wird. 
Die innere Widersprüchlkickeit und Be-schränkt-heit der kapitalistischen 
Gesellschaft gebiert noch andere Keimformen ihrer Überwindung, die es 
freizulegen und aufzugreifen gilt - die Globalisierung, die ökologischen 
Erfordernisse, die mögliche Reduzierung von Arbeit, wenn auch bislang nur in 
menschenunwürdiger und existenzgefährdener Weise, die notwendige größere 
Bedeutung des Faktor Mensch in der Produktivkraftentwicklung und Produktion, 
seine erforderliche Einbeziehung, wenn auch heute in perverser Form 
marktorientierten Eigenunternehmertums und und und.

Diese gesamtgesellschaftliche Perspektive ist für mich als jemensch, der sich 
nicht auf diesem Feld Free Software auskennt und tummelt das Spannende, darf 
aber auch bei der Debatte nicht verloren gehen.

Dies halte ich auch bei der Oekonux-Konferenz für wichtig, das, was Sabine 
glaube ich mit, mit Kapitalismus-Kritischem angerissen hat. Meine personellen 
Vorschläge wären dabei andere, die auch näher an den Debatten hier 
liegen. Statt Michael Heinrich z.B. Leute, die nicht nur den wertkritischen
Aspekt, wie ich glaube noch richtiger, sondern darüber hinaus auch in Sachen 
Kritik, Krise und Keimformen des kapitalistischen Systems Bereicherndes 
beitragen könnten.
Christian Fuchs, auf den ich neulich schon in einer anderen mail aufmerksam 
machte, hat auf seiner homepage eine Fülle von interesanten Beiträgen, so u.a. 
"Gedanken über eine alternative, selbstbestimmte Ökonomie" und, wie von mir 
nicht anders zu erwarten, ein Krisis-Mensch
Norbert Trenkle, auf dessen höchst interesanten Beitrag Stefan Merten ja schon 
verwisen hat - "Weltgesellschaft ohne Geld", und der zugleich in Sachen Krise, 
Wertkritik (auch in einer sehr profunden Auseinandersetzung mit Michael 
Heinrtich) sehr Gescheites bislang schon veröffentlicht hat.

Zur IG Medien, ihrem Dilemma u.a. mit Urheberrechten etc. und meinem von Markus 
Lauber (und auch mir aber in einem anderen Sinne) geschätzten Vorsitzenden 
Detlef Hensche melde ich mich noch ein andermal zu Wort.

Gruß Uli









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http://www.oekonux.de/



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