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Re: [ox] Klostermetapher



Hans-Gert Graebe schreibt in liste oekonux.de :

(Franz Nahrada schrieb)
  Vielleicht wird es ja eine Open Source Boerse geben, ueber die
  die Gesellschaft freie Ressourcen an Projekte alloziert, in
  deren Informationsarbeit die Evaluierenden den groessten
  allgemeinen Nutzen sehen. Die Entwicklung dorthin sehe ich
  nicht mehr als Utopie an, und wage sogar die Prognose, dass wir
  das bald erleben werden.

Was sind "freie Ressourcen" ? Wieso hat Open Source nur einen so
nachrangigen Realisierungsanspruch ? Genau hier halte ich eine
pauschale OpenSource-Abgabe als die "Buechse auf dem Tisch" fuer
einen nicht zu unterschaetzenden Denkansatz. Dann muessen wir "nur
noch" streiten (und durchsetzen), wer was und wieviel reintut, so
dass unterm Strich gen¸gend drin ist (zunaechst, in _dieser_
Gesellschaft, Geld, spaeter vielleicht in der Tat nur noch
"Zurverfuegungstellen stofflicher Ressourcen").

Danke für dieses Weiterfuehren des Threads und für das 
Verständnis dessen, worauf ich hinauswill!!

Ich habe so mein Problem mit allen politischen Ansätzen, die 
aus der katastrophalen Situation der Gegenwart mit einem
Rekurrieren auf irgendeine Form der Gewalt rauswollen.

Ich unterstelle mal daß es möglich ist, Nicht - Knappheit,
noch dazu nachhaltige, in politischer Form zu organisieren - fast
so wie ein Lauffeuer, das um die Welt geht, oder wie ein Organismus,
der sich epidemisch verbreitet.

Dazu müssen viele Fragen geklärt werden, auch und vor allem
die Fragen, wie so ein Organismus an seiner eigenen Verbreitung
nicht zugrunde geht, wie er Feindseligkeiten unterläuft, Symbiosen 
eingeht etc.

In diesem Sinn ist es ja auch kein einzelner Organismus, sondern
eher eine neue Form von kooperativem Netz. Ich habe gehört, in der
Biologie hat man das Zusammenwirken der Mycorrhiza - Pilze
durch Informationsnetzwerke entdeckt. Es würde sehr gut in meine
Visison passen, wo unsere Siedlungsformen (bolos) sehr stark
dem "Paradigma der Pflanze" verpflichtet sind, das heißt der Nutzung
lokaler materieller Ressourcen - was aber durch immer intensiveren (!)
Informationsaustausch unterstützt wird. Mein Bild ist also etwas
anders als das von Stefan Mn. ich glaube an eine Form der Synergie 
von lokaler Gestaltung und globaler Zusammenarbeit, die hundertprozent
nach dem Muster von open Source verläuft, dieses aber sozusagen
in doppeltem Sinn "auf den Boden" bringt.

In dieser Ökonomie muß niemand mehr irgendwem irgendwelche
Ressourcen abpressen. Systematische Entwicklung von Nicht-Knappheit
durch Förderung der Selbstreproduktionsautomatismen, die uns
in rudimentärer Form immer schon umgeben, genügt.

Um es emphatisch zu sagen: wer solche Orte entwickelt, führt
gleichzeitig einen Krieg gegen den Krieg. Wer andere in die Lage
versetzt, dasselbe zu tun, stärkt seine Sicherheit.

Aber dieser Krieg gegen den Krieg muß mit derselben Energie
geführt werden, mit derselben Professionalität, mit der heute
Schießplätze organisiert sind. Friedensdörfer aufzubauen, in denen
Konstruktion, Kooperation und Kommunikation die Grundlage allen
Lebens sind, ist eine Umkehrung aller gängigen Lebensprinzipien.
Deswegen die Klostermetapher.

Mir kommt das mit der "Büchse" überhaupt nicht praktisch vor, ebensowenig 
wie Bürgergeld und alles was dazu gehört: Wer Geld will, muß G-G'
immer schon unterstellen, und damit auch Ausbeutung und Privateigentum.
Und die wenden sich heute der Informationsgesellschaft als Beute zu, weil
sie
weiter funktionieren wollen. Auf dieser Basis dann Ressourcen permanent
abzweigen zu wollen, ist für mich ein widersinniges Verfahren. Als 
Transformationsverfahren schon weniger. Dann ist es aber primär
die Überzeugungskraft der neuen Modelle und nicht der Streit, der uns 
weiterbringt.


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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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