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[ox] zur verdeutlichung



verzeih meine hartnäckigkeit, aber jetzt paßt es wieder einmal wirklich.
Die Notwendigkeitsfrage muß m.E. so aufgelöst werden:
Die Entkopplungsfrage hast Du genial in deiner Replik auf den Christian
Fuchs angeschnitten (der alles mit allem vernetzen wollte) , zu deren
Dialektik siehe unten.

Franz

Utopie der Arbeit (Uli Sigor)

Zur Aufhebung des inszenierten Wachstumsdilemmas der Wirtschaft - zur
"Verteilung" von Arbeit (verstanden als Metapher für die Entstehung von
Ansprüchen auf ein Gesamtprodukt) - zur Versorgung der Menschen -- bedarf
es zuallererst einer Erneuerung des Produktivitätsbegriffs, der sich nicht
allein an der Fertigung, sondern sogar vorrangig am realen Effekt der
Güter für den Gebraucher orientiert. Hier ist auch ein Zuwachs an Arbeit
zu entbergen, der nicht bloße Banderole für einen faulen Kompromiß aus
Investitionsförderung und Sozialpolitik ist.

Produktiv ist Arbeit dann, wenn sie eine nachhaltige Erhöhung der
Handlungsspielräume für den Menschen mit sich bringt. Darin liegt auch
eine Erinnerung des sehr naheliegenden Begriffs von Arbeit, als einer
selbstvermindernden Tätigkeit (vgl. o.)

Das schließt die Effektivität der Fertigung der Dinge ein, "Effektivität"
nach betriebsübergreifenden Kriterien, welche insbesondere auch die
infrastrukturelle Sinnhaftigkeit der benötigten Produktionsmittel
erfassen. Unter dem Gesichtspunkt "ganzheitlicher" Sinnhaftigkeit wird
Arbeit zur Arbeit am Begriff, am Konzept der Dinge. Erleichterungen des
Lebens gehen auf verbesserte Konzepte der Mittel und des Rahmens zurück.
Feinabstimmung, Standards der Baukästen, aber auch Entkopplung sollen eine
Reduktion der Komplexität bewerkstelligen. Die substantielle Definition
der Dinge und Sachverhalte geht mit wachsender Komplexität in die
Definition der Schnittstellen innerhalb der Gesamtheit der beteiligten
Prozesse über.

Der richtige Ansatz ist im Gegensatz zu dem der Wirtschaft weder
ressourcenbelastend noch technikfeindlich noch bringt er
Verteilungsprobleme von Arbeit und der Güter mit sich: Lebendige
menschliche Arbeit einzubringen in einen Prozeß gemeinsamer Gestaltung der
Güter, bevor sie (unter Beteiligung von immer weniger menschlicher Arbeit)
erzeugt werden,ist nahezu unbegrenzt sinnvoll, und hat nahezu immer den
Effekt eines Zugewinns an Spielräumen, im Vergleich zum Fortbestehen
weniger feiner Abstimmung der Qualitäten im System. In einer Metapher kann
man sagen, "Ordnung rentiert sich" - was richtig verstanden werden muß:
auch Entkopplung ist eine Dimension von Ordnung, die aber ebensolche
Abstimmung erfordert, wie die Vernetzung. Bewußte Vernetzung ist immer
zugleich Entflechtung gewachsener Vernetzung.

Die zukünftige Arbeit (im Idealbild) erzeugte nicht mehr
aufwandsabhängig-knappe Güter,sondern aufwandsunabhängig- unknappe
Güter.Höchstens die einmalige Verteilung der einmaligen Lasten wäre
angemessen. Danach existiert (resultiert) immer ein als solches
öffentliches Gut. Der künftig noch wünschbare Nutzen ist zwar ggf. (im
Konfliktfall) noch kooperativ gerecht zu organisieren, aber nicht mehr als
marktfähiges Gut verwertbar. Die Anlässe konzeptioneller Tätigkeit
schwinden nie; für den immer denkbaren Zugewinn konkreter lebensweltlicher
Spielräume ist sie die typischste und effektivste der beteiligten Quellen.

Konzeptionelle Arbeit bringt ein Vielfaches der Spielräume, die sie in
Anspruch nimmt; Aufwand und Vergesellschaftung der Fertigung der die
Konzepte verkörpernden Dinge und Sachverhalte könnte weiter dramatisch
verringert werden und ist idealerweise auch geringer als der
konzeptionelle Aufwand - d.h. Fertigung fällt dem Konzept gegenüber nicht
ins Gewicht. Und dies gilt, bei hinreichendem Organisationsgrad für die
gesamte Kette der Arbeitsmittel bzw.Wirtschaftsgüter.

Initiative und konzeptioneller(=hauptsächlicher) Aufwand für eine Sache
kommen rationalerweise (rentabel) beim Gebraucher auf oder sinnvoll
kooperativ bei einer Gebrauchergemeinschaft. Die Fertigung dazu ist als
Solidarsystem der Konzipierergemeinschaft organisiert.

Diese Dominanz des nicht-verwertenden Prosumenten als einzig sinnvolles
und einzig praktikables Prinzip für jede künftige Produktionsorganisation
darzustellen, muß Ziel des Projektes sein. Man sollte sich auch vor Augen
führen, daß dieses Prinzip mitnichten ein Abkömmling oder eine Variation
von Planwirtschaft ist.


_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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