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[ox] [Fwd: Re: [hoppetosse] Vortrag von Th Seibert]]



[1  <text/plain; iso-8859-1 (8bit)>]
Hallo,

moderne IuK sowie die technologische Revolution als "Gefährdung der
strategischen Position der USA" - schon 1970 von Z.Brzezinski
diskutiert!

Ahoi Annette


*****************************************
*   Annette Schlemm			*
*   URL: http://www.annette-schlemm.de	*
*****************************************
[2  <message/rfc822>]

[2.1 Re: [hoppetosse] Vortrag von Th Seibert] <text/plain; iso-8859-1 (8bit)>]
Delivered-To: hoppetosse-outgoing ilpostino.jpberlin.de
Delivered-To: hoppetosse listi.jpberlin.de
Date: Wed, 27 Dec 2000 14:38:00 [PHONE NUMBER REMOVED]
From: aidos t-online.de (Werner Braeuner)
X-Mailer: Mozilla 4.51 [de]C-CCK-MCD DT  (Win98; I)
X-Accept-Language: de
To: hoppetosse <hoppetosse listi.jpberlin.de>
Subject: Re: [hoppetosse] Vortrag von Th Seibert]
X-Sender: 31[PHONE NUMBER REMOVED] t-dialin.net
Sender: hoppetosse-owner listi.jpberlin.de
Reply-To: hoppetosse listi.jpberlin.de

Hi alle,

zu untenstehender Mail an derem Ende eine Anmerkung.

Gruß, Werner


Zitat Beginn:

-------- Original Message --------
Betreff: [hoppetosse] Vortrag von Th Seibert am BUKO Berlin okt 2000
Datum: Wed, 27 Dec 2000 10:29:33 [PHONE NUMBER REMOVED]
Von: "el desaparecido" <desaparecido nadir.org>
Rückantwort: hoppetosse listi.jpberlin.de
An: hoppetosse listi.jpberlin.de


ein inhaltlicher Beitrag zum Januartreffen. Wenns geht auf den webseites 
posten.

------------------------

Kein neues Supersubjekt
Überlegungen zu einem Internationalismus, der in Wahrheit so neu nicht
ist

Thomas Seibert - BUKO Berlin 2000

Über die aktuellen sozialen Bewegungen im globalen Kapitalismus ist auf
diesem BUKO bereits soviel gesagt worden, dass ich jetzt versuchen
werde, einen Bezug auf die Bewegungen herzustellen, die den heutigen
vorausgegangen sind. Libia Grueso vom Proceso de los Comunidades 
Negras in Kolumbien hat hier eben sehr richtig gesagt, dass ?wir sind,
weil andere sind?. Ich denke, dass man diesen Satz erst dann richtig
versteht, wenn man zu den ?anderen? die hinzu nimmt, die uns
vorausgegangen sind: ?wir sind, weil andere waren?. Nie kämpft man
allein die Kämpfe der Gegenwart, und der Sieg, der morgen - vielleicht!
- erkämpft wird, korrigiert auch die Niederlagen, die andere gestern
hinnehmen mussten. Deshalb können wir die Dynamik sozialer Bewegung wie
die Perspektiven internationaler Solidarität nur so diskutieren, dass
wir die fundamentale Niederlage sämtlicher systemoppositionellen Kräfte
im Blick behalten, mit der der Globalisierungsprozess erst so richtig in
Fahrt gekommen ist. Historisch genauer gesprochen: Die
Globalisierungsoffensive des Kapitals beginnt in den 70er Jahren, und
sie beginnt als Antwort auf seine globale Infragestellung Mitte bis Ende
der 60er Jahre. Der kapitalistischen Globalisierung geht also eine
internationale Offensive der Systemopposition voraus, und ihr gelingt
es, diese Offensive und diese Systemopposition zu brechen. Der
entscheidende Wendepunkt, das ist nicht neu, liegt um das Jahr 1989
herum, als mit dem Kollaps der Sowjetunion der ganze
staatssozialistische Block einschließlich der an ihn gelehnten
Entwicklungsstaaten zusammenbrachen. [...]
[Ende des Zitats]


Anmerkung Werner:

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang Zbigniew Brzezinskis
Veröffentlichung 'Zwischen zwei Zeitaltern - Amerikas Rolle in der
technotronischen Ära' von 1970. Nicht nur weil Z.Br. der wichtigste
Think tank der westlichen Eliten war - und das vielleicht auch noch ist,
- sondern auch, weil er die Quellen analysierte, aus denen sich seiner
Ansicht nach das Bewußtsein dieser Bewegung genährt hat, die hier von
Th. Seibert als "globale Infragestellung Mitte bis Ende der 60er Jahre"
bezeichnet wird. Z.Br. hatte da besonders zwei Dinge im Blick. Ich
verkürze das hier etwas konkretistisch auf das wesentliche:

a) moderne Kommunikationsmittel, wie vor allem und zunächst TV, Radio
b) die technologische Revolution in der Güterproduktion

Diese beiden Elemente wirkten seiner Meinung nach in einer solchen Weise
bewußtseinsverändernd zusammen, daß sich daraus eine Gefährdung der
strategischen Position der USA als Weltmacht ergeben müßte: Das "global
village" (Z.Br. war einer der ersten, der diesen Begriff verwendete)
würde das unmittelbare GEFÜHL von Solidarität herstellen, wohingegen
"internationale Solidarität", die sich ideologisch konstruierte,
emotional und damit politisch letztlich wirkungslos bleiben müsse. Laut
Z.Br. käme dazu die Verheißung von mehr Muße durch produktionstechnische
Innovationen ! - und das alles zusammen war in seinen Augen ein
hochgefährlicher Explosivmix. (Ich selbst sehe das ganz genauso, denn
Arbeit verblödet. Insofern IST Arbeit an sich schon ein
Herrschaftsinstrument!) Auch interessant: Ebenfalls in selbiger
Veröffentlichung enthalten ist eine schonungslose Analyse des realen
Sozialismus - ich denke, jeder Linke würde dieser heute weitgehend
zustimmen wollen. Z.Br. analysierte klar, warum der Ostblock
zusammenbrechen müßte. Für ihn war das bereits 1970 nur noch eine Frage
der Zeit. Und so hatte er vor dem Osten keine Angst; Angst machte ihm
der Westen: Die sich damals bereits voll abzeichnende mikroelektronische
I+K-Revolution und das durch I+K zusätzliche Kommunikationspotential
würde die von ihm als wachsend wahrgenommene politische Gefahr für die
strategische Position der USA noch einmal um Größenordnungen steigern.
Z.Br. sah daher dringenden Handlungsbedarf für die Eliten. WAS tun? Am
Ende seiner Veröffentlichung machte er einige überraschend offenherzige
Vorschläge, unter anderem: Durch die Projektion bzw. Fokussierung des
politisch internationalistischen, unmittelbar gefühlsmäßigen
menschlich-solidarischen Impetus der Bewegung auf ein politisch mehr
ungefährliches Ersatzthema. Dieses erkannte Z.Br. besonders im
Umweltschutz, ein Thema, welches die damalige Bewegung wohl begleitete,
sie aber keineswegs trug. So ist es kein Zufall, daß Umweltschutz als
Thema von niemand anderem als der US-Regierung selbst zunächst in die
US- und dann nach und nach auch in eine breitere internationale
Öffentlichkeit lanciert wurde. So jedenfalls berichten es US -
PR-Veteranen. (Siehe Scott M. Cutlipp, The Unseen Power, Public
Relations - A History, dort den Beitrag über Craig Lewis) Ich weiß, daß
es eklig ist, das einfach so zu sagen, aber auch durch dieses Nadelöhr
muß die Debatte durch! Hinter dem Horizont geht es weiter, ganz
bestimmt... und ganz bestimmt geht es da nicht nur irgendwie weiter
sondern auch ökologisch weiter! Denn Umweltschutz (von unten) ist
sicherlich kein "Nebenthema". Letztlich wird es DAS Hauptthema linker
Bewegung bleiben oder wieder werden müssen, indem es den politischen
Zugang zur subjektiv-ästhetischen Gestaltung der gesellschaftlichen
Lebenswelt jenseits von Verwertungslogiken offenhält. Das wird äußerst
spannend werden. Aber bevor es dahin kommen kann, sollten wir noch
einmal zurückschauen auf das, was die "globale Infragestellung Mitte bis
Ende der 60er Jahre" war, was damals Perspektive war, was diese
Generation gedacht, gesehen, gewußt, getan hat und tun wollte - und was
sie GEFÜHLT hat. Dann erst ließe sich verstehen, woran sie damals
gescheitert ist. (Ein Kapitel bei Z.Br. widmet sich der 'Neuen Linken'.)
Zbigniew Brzezinskis Veröffentlichung ist also lesenswert - und ich
meine sogar, diese Lektüre gibt unserem Kampf neue und entscheidende
Impulse: Zurück in die Zukunft! Das wäre dann mindestens ein 1:1 durch
ein Eigentor von Big Zbig.

Gruß, Werner


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