Re: [ox] Re: HyperCard und Freiheitsgrade (was Re: Kapitalistische Technik wiede
- From: f.nahrada magnet.at (Franz J. Nahrada)
- Date: Sat, 10 Feb 2001 13:15:35 +0100
liste oekonux.de schreibt:
War der Grund für das Ende von HyperCard nicht eher der "zu kleine Markt"
?
Es fiel sozusagen zwischen Stuhl und Bank: Die Klicki-bunti-User wollten
/konnten eh nicht selber programmieren, und die "echten" Programmierer
verwendeten "echte" Programmiersprachen (aus Gewohnheit und um mittels
closed-source Geld zu verdienen). Linux hat ja im Prinzip heute das
gleiche Problem: Die Masse der User fühlt sich damit überfordert und
die Masse der Informatiker ka$$iert lieber mit closed-source/M$-Schrott
ab.
Das ist wohl des Pudels Kern der (Nicht-)Popularität von
"Freiheitsgraden"...
Grüsse,
Christoph
Das ist tatsächlich des Pudels Kern, aber es ist auch ein wenig der
Umstand,
wie darauf reagiert wird. Wir haben damals eine HyperCard User Group
gegründet und solange die Signale von Apple positiv waren, haben sich auch
viele Leute bei den Meetings eingefunden.
Daß das abgedreht wurde, war Apple-Entscheidung. Die Klicki-bunti-
User wurden richtig heran-erzogen, nach dem Motto "Wir nehmen Dir das
Denken ab".
Am Schluß wanderte das Projekt zu Claris, und hätte eine tolle Wiedergeburt
erleben sollen. Ich war selbst in der Firmenzentrale zu Gast und habe
mit Erstaunen gesehen, wie eine HyperCard-Filemaker-Kombination
konzeptionell die Fernsteuerung der etwas behäbigen FM - Scriptsprache
der Datenbankumgebung auf das Niveau einer "echten" Programmiersprache
hätte heben können.
Der Rest der Geschichte ist bekannt: Apple wollte die Emanzipation von
Claris verhindern und hat das Produkt zurückgenommen, um es endgültig
einzumotten. Claris wurde Filemaker inc, ein Deal zwischen Jobs und
Gates, der vielleicht Apple am Leben erhielt. AppleScript wurde
so kompliziert gemacht, daß nur Developer damit umgehen können.
Bei Linux sieht die Situation von vorneherein etwas anders aus, es ist gar
nicht für
Endbenutzer gemacht. Das war bei HyperCard gravierend anders, es war
wirklich der Versuch eines universellen Werkzeugkastens für Software-
entwicklung. Wäre ja spannend ob in der Linux Welt etwas ähnliches
entstehen kann. (NB: MetaCard ist ja gerade nicht OS, obwohl der Ansatz
technisch das beste der HyperCard Philosophie enthält: siehe White
Paper http://www.metacard.com/wp1.html)
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