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Re: [ox] Literatur



Hi Liste!

In dieser Mail gehe ich mal nur auf das ein, was hier über die Liste
schon dazu gekommen ist. Viel Richtiges, wozu ich nur hier und da
einige Ergänzungen habe.

Leider ist Christians Text aber auch - na, sagen wir schlecht
recherchiert. Dazu werde ich in einer gesonderten Mail noch einiges
sagen.

Last week (7 days ago) sabine nuss wrote:
in den neuen "Streifzügen" gibt es einen langen und ausführlichen
Artikel zu Freier Software, den "Apologeten" seines
emanzipatorischen Gehalts, zu Oekonux und so weiter.

Titel: "Die Idiotinnen des Kapitals: "Freie" Softwareproduktion -
Antizipation des Postkapitalismus"?

Hatte das Privileg, ihn auf Papier lesen zu dürfen.

Lesenswert, weil er die ganze Oekonux-Debatte nochmal
zusammenfasst.

Sorry, aber ich finde, daß er höchstens Mikro-Bruchstücke aufgreift.

6 days ago Benni Baermann wrote:
Habs grad gelesen: OSI, GNU und Oekonux sind alles das selbe.

Ja, er mischt fleißig. Ich der ich weiß, worüber er redet, konnte das
zwar differenzieren, aber andere können das sicher nicht. Unlauter
würde ich sagen.

Besonders bizarr folgende Argumentation: Der Kapitalismus sei total
also könne es keine Keimformen geben. Ein Nachdenken darüber sei
Hirnwichserei (Nein - das ist kein wörtliches Zitat ;-). Was man
machen müsse sei jedoch ein Nachdenken über eine völlig neue
Gesellschaft die quasi aus dem Nichts entsteht und auf einen Schlag
Jahrhunderte kapitalistischer Prägung überwindet.

Ja, das ist sein Hauptproblem - weil mensch dann nichts mehr sieht
außer der Totalität - und gleichzeitig seine Hauptlösung - damit wird
alles schön einfach. Er sieht quasi die Bäume vor lauter Wald nicht
mehr.

Daß er sich selbst in der selbstgestellten Falle fängt - wie Horst
dargelegt hat -, das sollte ihm selbst eigentlich zu denken geben.

5 days ago Horibbeck wrote:
Aber kreatives Streiten kann durchaus Spaß machen,

Ja, dazu sind wir ja wohl alle hier.

besonders wenn eine Kritik fundiert ist

Wenn sie denn fundiert wäre. Aber dazu andernmails

und sich ernsthaft dem Disput stellt!

Vielleicht hast du das verpaßt, aber wie Christian sich dem Disput
ernsthaft stellt, kannst du unter

	http://www.oekonux.de/liste/archive/msg01543.html

nachlesen. Vor allem die Sätze:

  Mich interessiert Euer Linuxquatsch eigentlich nicht, ich habe hier
  nur kurz mitdiskutiert, da einer meiner Texte angesprochen wurde.

und besser noch:

  Diese ganzen Texte die es da gibt, interessieren mich eigentlich
  nicht, da ich meine Zeit besser verbringen kann als damit, daß ich
  stundenlang Unsinn lese und dann eine Kritik formuliere, von der ich
  sowieso schon weiß, wie sie ausschaut. Nämlich ein
  Reformismusvorwurf.

sind mir da als Charakteristik seiner Form des ernsthaften Disputs im
Gedächtnis geblieben.

Da besonders wichtig (und aktuell), etwas ausführlicher:
Es wird nicht das "böse" Kapital mit Antisemitismus gleichgesetzt. Fuchs
zeigt lediglich die Analogie auf zwischen den Gegensatzpaaren raffendem u.
schaffendem Kapital und "bösem" monopolistischem u. "gutem" nicht
monopolistischem Kapital und daß darin unterschwellig Antisemitismus steckt.
Schnell ist man nähmlich  bei unproduktivem, also schmarotzendem Kapital oder
bei Schmarotzertum ganz allgemein!

Ja genau. Deswegen hatte ich kürzlich von strukturellem Antisemitismus
bei den Freiwirten gesprochen. Wobei Gesell BTW wirklich ein harter
Antisemit war - aber das waren in den 1920ern sehr viele.

5 days ago Benni Baermann wrote:
Beide Kategorien [Tausch und Konkurrenz -- SM]
sind deutlich älter als der Kapitalismus und sie
als kapitalistische Kategorien zu verstehen ist eben "starker
Tobak". Was nicht heissen muß, das beides nicht vom Kapitalismus
instrumentalisert und brutalisiert wird.

Das ist ein wichtiger Punkt in einer anderen Debatte. Mein Eindruck
momentan: Jede Gesellschaftsform nimmt vorfindliche Aspekte
menschlicher Gesellschaft, menschlichen Seins auf spezifische werden
dann dominant. Im Kapitalismus Konkurrenz und Äquivalententausch und
in der GPL-Gesellschaft eher Kooperation und Freie Verfügbarkeit.

Schon deswegen *muß* es so sein, daß die Basisstrukturen einer
nachkapitalistischen Gesellschaft heute schon da sind. Die Preisfrage
ist halt, welche es sind. Einige von uns argumentieren halt so, daß
die Freie Software da als Keimform vieles vereint, was wir uns heute
mit unseren kapitalistisch zugerichteten Köpfen vorstellen. Ob's
stimmt, wird letztlich die Geschichte eintscheiden - auch wenn ich der
Meinung bin, daß wir ziemlich viele Trümpfe haben :-) .


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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