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Re: [ox] Presseecho der Konferenz





Ursprüngliche Nachricht <<<<<<<<<<<<<<<<<<

Am 02.05.01, 19:26:57, schrieb LutzH <me privacy.net> zum Thema Re: 
[ox] Presseecho der Konferenz:


-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
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On Wed, May 02, 2001 at 01:35:30PM [PHONE NUMBER REMOVED], Dirk Herrmann wrote:
Am 02.05.01, 10:18:05, schrieb Bernd Binder <berndbinder gmx.de> zum Thema
Re: [ox] Presseecho der Konferenz:
http://www.ix.de/newsticker/data/em-30.04.01-005/

Schaut euch die Kommentare dazu lieber nicht an. Das Niveau ist
extrem niedrig. Sorry fuer die Arroganz.
[...]
Auch mir hat es gefallen und ich habe hier und da auch etwas
mitgenommen, auch wenn es viel weniger war als ursprünglich
erhofft/erwartet.

Das geht mir auch so. Bei einem solch gedrängten Programm ist es aber
auch schwierig, auch nur teilweise einen Überblick zu gewinnen,
geschweige denn, sich zu allen Beiträgen und Teilnehmern eine fundierte
Meinung bilden zu können.

Was mir gefehlt hat, ist das Zusammenbringen der Leute aus den
unterschiedlichen Ansätzen. Zumindest in den Vorträgen selbst herrschte
meistens doch der frontale Vortrags-Stil, der eine Diskussion auch aus
Zeitgründen auf Nachfragen sehr unterschiedlichen Inhalts und Niveaus
beschränkte. Die Referenten stellten ihre Sicht der Dinge dar oder
warben für ihre jeweiligen Spezial-Interessen, ein oder zwei Zuhörer,
die sich mit dem Thema evtl. schon vorher auseinander gesetzt hatte,
stellen mehr oder weniger kritische Nachfragen und schon drängte der
nächste Vortrag. Auch bei der Oekonux-Konferenz fanden die wirklich
interessanten Gespräche wohl wieder eher auf den Fluren als in
Vortrags-Räumen statt.

Nun aber zu Dirks Beitrag (inklusive Begriffs-Kritik):

Besonders das Wort ?Trittbrettfahrer? hat es mir dabei angetan; ist
es doch schliesslich auch mein Eindruck, dass insbesondere auf dieser
Konferenz wieder mal Angehörige des ultralinken Spektrums versuchen,
all das von der Community Erreichte in einen politischen Deckmantel zu
verpacken

Tja, und genau das war und ist natürlich nicht der Anspruch von Oekonux.
Die Tatsache, dass unter anderem linke Menschen versuchen, auch den
Bereich der Freien Software unter politischen Gesichtspunkten zu
betrachten, halte ich für einen notwendigen und sinnvollen Schritt. Du
kannst doch z.B. den beiden Stefans und den anderen Teilnehmern an Liste
und Kongress nicht ernsthaft vorwerfen wollen, sie wollten das von der
Community erreichte in irgendeiner Form vereinnahmen oder gegen den
Willen dieser Community auf die ihnen genehmen Punkte reduzieren.

Nein, gerade diesen beiden eben nicht, denn erstens war mir zumindest 
Stefan Merten schon vorher ein Begriff, und zweitens gab es Beiträge, die 
mich wohl mehr den Kopf schütteln liessen.

Zunächst wäre, wollte man Deine obige Kritik ernst nehmen, zunächst
einmal zu klären, _was_ genau eigentlich die Community erreicht hat. 

Ein stabiles, sicheres, flexibles, erweiterbares, hervorragendes OS mit 
dazugehöriger Software. Eine Etablierung auf nahezu allen Märkten der 
IT-Branche und eine zunehmend stärkere Verbreitung.

Ist
es, von Microsoft als Konkurrent ernst genommen, von IBM und Konsorten
als neues Marktsegment entdeckt und ausgebeutet zu werden? 

Da isser wieder, der böse Kapitalist, diesmal in Form von IBM. Aber 
beisst sich das nicht mit Deinem Vorschlag, statt Innominate lieber IBM 
als Sponosr zu verwenden oder willst Du Innominate nun auch noch das 
Prinzip der Ausbeutung und Versklavung unterjubeln ?!? Bitte tue mir den 
Gefallen...

Ist es genug,
sich in der Art der FSF mit dem Erreichten ("Information will frei
sein") zufrieden zu geben und jeden Gedanken and die polotischen
Implikationen des Erreichten als ideologisch zu verbannen? Oder sollten
nicht gerade die Community und auch Außenstehende, die vielleicht einen,
Verzeihung, intellektuell umfassenderen Überblick über Politik,
Gesellschaft und Wirtschaft haben, sich dieses Themas annehmen? 

Ein Idealzustand wäre das, aber mich würde hier schon mal interessieren, 
wen Du damit meinst :-)

Wenn
sich die Community mit dem Pseudo-Argument: "Wenn wir nicht politisch
denken wollen, dürfen es die Linken auch nicht" gegen die
Weiterentwicklung ihrer Ideen und Leistungen sperren wollen, müssen sie
nicht damit rechnen, ernst genommen zu werden.

und hundert Jahre alte Ideologien versuchen rekursiv auf die heutigen
Entwicklungen zu projezieren,

Hm, wie geht denn in diesem Zusammenhang rekursive Projektion? Wenn Du
diesen begriff hier ernsthaft verwendetest, gäbst Du zu, dass die
"hunder Jahre alte[n] Ideologien" und die heutigen Entwicklungen vom
selben Typ sind. Sonst hätte der Begriff der Rekursion hier keinen Sinn.
Aber ich vermute, Du meinst so etwas wie "rückgreifend".

Hmm, ich dachte an das Wort ?Rekurs?, dessen dazugehöriges Adjektiv 
?rekursiv? ist.
?Rekurs: 1. Rückgriff auf etwas, Bezug[nahme]? (Aus: Duden Band Nr. 5, 
Das Fremdwörterbuch, 6. Auflage, erschienen im Dudenverlag). Muss ich 
noch hinzufügen, dass ich diese Form der überflüssigen 
?Kümmelkernspalterei? nicht weiter kommentieren möchte ?

was für mich als Ökonom (wenn ich das mal so sagen darf), aber auch
als Mensch völlig unsinnig ist

Warum ist das, was Du hier kritisieren möchtest, völlig unsinnig? Warum
soll die intelektuelle Leistung von z.B. Marx einfach ignoriert werden?

Ich für meinen Teil ehre und achte den Herrn Marx, insbesondere wegen 
seiner Weitsicht und der vom ihm absichtlich offen gelassenen Fragen, die 
allerdings auch zu vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten führen. 
Wohin so was führt, sehe ich gerade... Aber zu Deiner Frage: Weil es 
sicherlich schon einige Leute gegeben hat, die sich mit ihm und seinen 
Theorien etwas ausführlicher als wir beide auseinander gesetzt haben, und 
vielleicht gerade deshalb der Name ?Marx? in keinem meiner Bücher (ausser 
dem ?Graubuch? und ?Aus meinem Leben?) erwähnt wird. Aber das wird 
sicherlich wieder etwas damit zu tun haben, dass er ja den wahren 
Charakter des Kapitalismus enttarnt und demzufolge bewusst von der 
kapitalistischen Presse nicht erwähnt wird ;-) Vielleicht liegt die 
Ursache ja hier:

?Das Hauptziel der geistigen und psychologischen Manipulierung ist der 
sozial gezähmte, politisch desorientierte, staatstrue Bürger, der aktiv 
die imperialistische Herrschaft im Innern unterstützt und gleichzeitig 
bereit ist, im angeblichen Interesse seiner persönlichen Freiheit aktiv 
und vorbehaltlos dem aggressiven, revanchistischen und 
antikommunistischen Expansionskurs des herrschenden Monopolkapitals zu 
folgen.? 

Oder liegt es daran:

?... Wesentlich hingegen ist die Tatsache, dass sich die wichtigsten 
Instrumente der Meinungsbildung in den Händen der Monopole befinden, die 
auch im Bereich der Massenmedien den Konzentrationsprozess weiter 
beschleunigen. Dies führt objektiv zur systematischen Gleichschaltung und 
Unterodrnung des gesamten geistigen und kulturellen Lebens unter die 
Interessen und die Politik des Monopolkapitals.? (beides aus: ?Graubuch: 
Expansionspolitik und Neonazismus in Westdeutschland, Eine Dokumentation 
herausgegeben vom Nationalrat der Nationalen Front?, 2.Auflage, Berlin 
(Ost), 1967) <-- ja, sogar so was hab ich gelesen :-))

Warum soll nicht zumindest versucht werden, eigene Gedanken zu
formulieren und sich gerade nicht mit den als unausweichlich behaupteten
Sachzwängen und Naturgegebenheiten zufrieden zu geben?

Irgendwie kommt der Kontext dieser Aussage bekannt vor... 

Und warum ist dies für Dich "als Mensch" völlig unsinnig? Möchtest Du
behaupten, Du kenntest das Wesen des Menschen, könntest also sagen, was
er aus welchem Motivationen heraus unternimmt oder unterlässt? Wäre die
so, Du könntest Dich als einen weisen Menschen fühlen.

Aber auch hier vermute ich, dass Du eher auf unhinterfragte Weisheiten
zurückgreifst als Dir eigene Gedanken gemacht zu haben.

Damit stellst Du die gesamte Wissenschaft in Frage, nicht nur mich als 
einen unbedeutenden Vertreter dieser.

und demzufolge auch zu Recht von der Fachpresse (dazu zähle ich u.a.
das Heise-Archiv) zerrissen wird.

Nur weil der gesellschaftliche Mainstream inklusive Heise einer Meinung
ist, bedeutet dies noch lange nicht, dass deren Inhalt auch der
Wahrheit, was immer das sein mag, entspricht.

Es gibt auch so etwas wie eine ?öffentliche Meinung?; Randgruppen liegen 
nicht zwangsweise falsch, allerdings sind sie auch nie grundlos 
?Randgruppen?.

Ein solcher Ansatz bzw. eine solche Richtung führt genau dazu, dass
Leute sich übertrieben formuliert angewidert abwenden, und damit meine
ich nicht nur meine Wenigkeit, sondern auch essentielle Bestandteile
des kapitalistischen Systems,

Na, wenn das so ist, scheint Oekonux ja schon in mindestens einem Punkt
erfolgreich gewesen zu sein. Ich befürchte aber, dass es nicht so ist.
Die "essentiellen" Bestandteilen nehmen Oekonux wahrscheinlich kaum
wahr, genauso wie auch alle anderen eigenständigen Denkansätze, die
nicht umgehend vereinnahmt und verwertet werden können. Daher ...

Und wieder ist es der böse Kapitalismus, der Euch ignoriert, weil Ihr 
nicht verwehrtbar seid ?!? Vielleicht hätte ja mal jemand den Herrn 
Leiteritz von Innominate fragen sollen, bei dem, was ich bis jetzt über 
ihn weiss, hätte er Euch nicht nur wahrgenommen, sondern hätte sicherlich 
auch gerne referiert.

die aber auch einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Entwicklung
und für das Fortbestehen von Open Source Software geleistet haben.
Damit meine ich Firmen wie Innominate, ID-PRO, Siemens, IBM und nahezu
allen hier vorherrschenden Distributoren.

... halte ich Versuche, auf die von Dir oben genannten Firmen in
irgendeiner Form positiv einzugehen für eine schlechte Idee. Es geht bei
Oekonux nicht darum, irgendeine technische Entwicklung zu beförden und
irgendwelche innerkapitalistischen Notwendigkeiten zu exekutieren. Diese
Firmen machen natürlich genau das. Aber Du redest ja selbst wohlweislich
nicht von Freier Software sondern von Open Source. Open Source aber ist
die Reintegrierung des Gedankens Freier Software in die Sphäre des
Marktes und der Verwertung. 

Ist das jetzt eine These von Dir oder ist das die ?offizielle? Meinung 
der Linux-Gemeinde ? Denn ich habe das irgendwie anders in Erinnerung... 
Zumindest habe ich von einem ?Exekutieren  innerkapitalistischen 
Notwendigkeiten? bis jetzt weder von Stallman noch von Raymond etwas 
gelesen. Über einen weiteren Literaturhinweis, sollte ich tatsächlich 
etwas überlesen haben, würde ich mich sehr freuen.

Alles, was Unterstützer der Idee des Open
Source, seine sie Einzelpersonen oder Firmen, unternhemen, hat nicht den
Zweck, zur Emanzipation des Menschen, zur Förderung seiner
Selbstenfaltung beizutragen, sondern dient allein dem Zweck der
Verwertung von Wert. Dass dabei Software für GNU/Linux entwickelt und
vielleicht sogarg unter der GNU GPL veröffentlicht wird, dass der eine
oder andere Programmierer für diese Arbeit bezahlt wird, ist für diese
Firmen zweitranging. Sobald der Profit, den sie in diesem Marktbereich
erzielen, nicht mehr ausreicht, werden sie auf einen anderen
ausweichen und ihre Open-Source-Programmieren entweder dazu zwingen,
proprietären Code zu erzeugen oder sie feuern. 

Was ist mit Firmen, deren _Geschäftsbasis_ OSS ist ?? Switchen die dann 
um auf Windows2000 ??? :-))

Sich also beim Versuch,
das revolutionäre Potential von Freier Software und GNU/Linux zu
verstehen und zu entwickeln, auf solche Firmen oder überhaupt Akteure
in der kapitalistischen Gesellschaft zu beziehen und zu stüzten, kann
nicht erfolgreich sein.

Na super. Mit anderen Worten ist die hier vorherrschende Gesellschaft 
keine Diskussionsbasis in diesem Zusammenhang ? Soll ich nun auch in 
ideologischen Traumschlössern argumentieren, um bei Dir ?erfolgreich? zu 
sein ?

Meine Arbeit beschäftigt sich nicht ohne Grund mit Möglichkeiten, mit
einer an sich kostenlosen Sache

Du weißt, dass alle Vertreter der FSF jetzt aufheulen und Dir entgegen
schleudern werden "We do not speak of free bear!"? Die Sache, nämlich
GNU/Linux, ist (leider) nicht kostenlos, sehr wohl aber wertlos.
Allerdings darf es nach der kapitalistischen Verwertungslogik zwar sehr
wohl kostenlose, aber nicht wertlose Dinge geben. Mit kostenlosen Dingen
kann der Kapitalismus sehr gut leben, zur Not baut man sich halt a la 
Open
Source Geschäftsbereiche auf, in denen trotz Freier Software Geld
verdient werden kann. Die Wertlosigkeit Freier Software ist dagegen
nicht so einfach aufzulösen.

Na endlich mal eine Übereinstimmung. Den Aspekt der Wertlosigkeit wollte 
ich mir auch noch mal näher betrachten, da ich Dir hier zustimme; leider 
bin ich auf der Konferenz zu eben diesen Vorträgen nicht gewesen.

Geld zu erwirtschaften, was sicherlich für den Grossteil der
Teilnehmer ja von Natur aus schon wieder ?böse? ist, weil der
Kapitalismus als solcher ja schon ?böse? ist

Wie von andere Seite bereits gesagt, ist der Kapitalismus nicht böse
sondern blind. Wer allerdings wieder besserer Einsicht am Kapitalismus
als erstrebenswerter Gesellschaftsform festhält, der muss sich schon
fragen lassen, ober er lieber als böse oder dumm bezeichnet werden
möchte.

Du hast ja bereits in Deiner zweiten Mail mir diese Entscheidungsfreiheit 
genommen :-)) Und das finde ich echt bitter, denn ich wäre viel lieber 
böse gewesen ;-)

und demzufolge ja auch die o.g. Unternehmen nichts weiter tun als die
Arbeiterklasse auszubeuten...

Obwohl ich nicht so viel von traditionsmarxistischen Ideen halte, fällt
es mir schwer, Deiner Argumentation hier zu folgen. Ist nun der
Kapitalismus böse oder sind es die Arbeitgeber? Die Arbeitgeber, die der
kapitalistischen Verwertungslogik folgen, müssen sich ebenfalls die
zuvor gestellte Frage gefallen lassen.

Nach meinem derzeitigen Erkenntnisstand wohl Deiner Ansicht nach beide; 
meiner Ansicht nach keiner von beiden. Es sind die Menschen, die darin 
leben, die eine Gesellschaft zu einer solchen machen.

Vielleicht hätte man hier mal einen oder mehrere Vertreter dieser
Firmen einladen sollen; ich selbst hatte mit Innominate und Siemens
Gespräche, die wohl einige Missverständnisse hier hätten beseitigen
können.

Welche z.B.?

S.O. z.B. Raphael Leiteritz, Chief Executive Officer, Founder of 
innominate AG, Head of Strategy and Communication,Member of the Board of 
the German Linux Association, LIVE)


Nur als Anregung (ich hatte es schon mit einigen auf dem Gang
diskutiert) könnte man sich ja mal Gedanken darüber machen, was zum
Beispiel die Entwicklung eines 4GB-Patches für Konsequenzen für Linux
hat(-te) oder aber die Frage, worauf denn der Wohlstand der
Bundesrepublik Deutschland basiert.

Das ist mir recht eigentlich egal.

Super ! Und die Verbreitung von Linux auch ? Wie Du ja sicherlich weisst, 
ist Linux im Gegensatz zu Win95 nicht als Desktop-OS angetreten, den 
Massenmarkt zu erobern, demzufolge könnte eine Etablierung in der 
Industrie nicht ganz unwesentlich für dessen Verbreitung auch auf dem 
Desktop-Markt sein.

Aussagen und Vorschläge
[...]
gehören sicherlich zu einer politischen Diskussion, können leider
aufgrund mangelnder echter Überlegungen und kreativer Vorschläge, die
über Illusionen und Philosophie hinausgehen,

Jaja, die Philosophen. Kosten nur Geld, bringen aber nichts ein und
stören uns mit ihren kritischen Gedanken auch noch in unserer Ruhe ;-)

Das habe ich weder gesagt noch gemeint.

von einigen (vielen ?) Menschen nur belächelt werden.

Was noch nichts über den Gehalt dieser Überlegungn aussagt.

Es kommt drauf, _wer_ darüber lächelt...

Das Bravehack-Dokument (www.bravehack.de) ist der Basisbaustein für
meine Überlegungen gewesen und konnte diesem nur in wenigen Punkten
widersprechen. Vielleicht sollten gerade die politisch angehauchten
Mitglieder

Soll ich Deinen Worten entnehemen, dass Du Dich als unpolitischen
Menschen siehts? Wozu dann diskutieren?

Darf ich jetzt schon nicht mehr diskutieren, nur weil ich kein Marxist 
bin ?

dies einmal etwas genauer studieren, da es wohl ein ganzes Stück mehr
harte Realität beinhaltet als das Projezieren marxistischer Theorie
auf die heutige Zeit.

Die von Dir imaginierte Projektion hat sicher nicht den Anspruch,
"harte Realitäteten" zu liefen, sondern Gedanken zu formulieren, die
sich nicht sofort den bekannten Sachzwängen und Unausweichlichkeiten
beugen.

Wenn ich mich recht entsinne, lebst auch Du in dieser Realität, oder sehe 
ich das falsch ?

Ich nehme gleich mal Deine zweite Mail zum Thema und paste sie hier rein, 
nur um das ganze etwas zu vereinfachen.

Ursprüngliche Nachricht <<<<<<<<<<<<<<<<<<

Am 02.05.01, 19:39:32, schrieb LutzH <me privacy.net> zum Thema Re: 
Ideologie und so (was: [ox] Presseecho der Konferenz):


-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
Hash: SHA1

Und weiter...

On Wed, May 02, 2001 at 05:28:49PM [PHONE NUMBER REMOVED], Dirk Herrmann wrote:
Am 02.05.01, 15:35:48, schrieb Benni Baermann <benni cs.uni-frankfurt.de>
Vielleicht solltest Du einfach mal Deine Scheuklappen ablegen?

Das kann durchaus sein, aber meine Scheuklappen lassen sich wenigstens
mit einer existierenden Wissenschaft nicht nur plausibel erklären,
sondern auch noch fundieren.

Haha, das ist wirklich gut! Meinst Du dass wirklich ernst?

Ich habe irgendwie immer noch ein existierendes Vertrauen in die hiesige 
Wissenschaft, die bei mir jedoch aufgrund meines Geburtsjahrganges wohl 
später beginnt, dafür aber auch weiter in die heutige Zeit reicht.

<flame>
"Ich bin dumm und stolz drauf!"
</flame>

Muss ich mich dazu äussern ? Da fallen mir spontan zwei Leute ein:

?Die gefährlichste Sorte von Dummheit ist ein scharfer Verstand.? (Hugo 
von Hoffmannsthal)

?Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand eine 
Meinung ausspricht.? (Christian Morgenstern)

Das mit dem Unkostenbeitrag ist in jedem Fall eine zu überdenkende
Idee, allerdings denke ich bei Sponsoren eher an Firmen wie z.B.
Innominate, da diese der Community wesentlich näher stehen als z.B.
IBM.

In welcher Hinsicht? IBM investiert sicher mehr in seine Linux-Sparte
als Innominate. Nach welchen Kriterien sollten Deiner Meinung nach
Sponsoren, so man denn welche haben möchte, ausgewählt werden?

IBM sieht allerdings Linux wirklich nur mehr oder weniger als eine 
Erweiterung ihres Sortiments, Innominate hingegen nicht. 

[4GB-Patch]
Da hast Du mich falsch verstanden. Genau hier erfolgt die Trennung
zwischen Bedürfnis und Bedarf. Die Community entwickelt schnell,
effizient und qualitativ hochwertig all jene Dinge, die aus einem
Bedürfnis der Anwender heraus erwachsen, allerdings dürften es nur
wenige Entwickler sein, die einen solchen Patch als Bedürfnis
empfinden, da es wohl über den ?normalen? Anwendungsbereich etwas
hinaus geht.

Wozu also dann einen solchen Patch entwicklen? Wenn die Industrie Bedarf
dafür hat, stand und steht es ihr frei, sich selbst an die Arbeit zu
machen.

Hat sie ja getan, aber ich fragte nach dessen Bedeutung, nicht nach 
seiner Enstehung.

Allerdings war dies die Grundvoraussetzung dafür, dass Linux auch auf
Industrie-Rechner einsetzbar ist, sich zum Beispiel auf eine S/390
portieren lässt. Der Community diente das nur indirekt, denn davon
hatte diese keinen praktischen Nutzwert, allerdings konnte dadurch der
weiteren Verbreitung von Linux u.a. auf dem _Server-Markt_ merklich
Nachschub verliehen werden.

Und genau das zählt zu den Dingen, die mir ziemlich egal sind. Es mag ja
ein paar Leute geben, die wirklich meinen, dass Ziel der Arbeit an Linux
wäre die Weltbeherrschung oder zumindest das Bestehen der Konkurrenz mit
Microsoft. Was aber soll das dem einzelnen Menschen bringen? Welches
Mehr an Lebensqualität, an Muße und Selbstentfaltung bringt mir das
Wissen, dass Firma A mit Produkt a im Marksegment M gegenüber Firma B
mit Produkt b einen Vorteil errungen hat?

Dann stelle ich Dir mal eine Frage, die für mich auf dem Kongress 
unbeantwort blieb: 

_Warum_ entwickelt dann ein Entwickler von OSS überhaupt, wenn es nicht 
gerade zur Befriedigung _seines_ unmittelbaren Bedürfnisses geht ?

Allerdings beschäftigte mich von Anfang die Frage, wie ein solches
Entwicklungssystem in einer solchen Gesellschaft überhaupt
funktionieren kann, und deswegen meine Arbeit.

Tja, es kann eben gerade funktionieren, _obwohl_ es innerhalb des
kapitalistischen Systems stattfindet. Jeder Versuch, dieses System der
selbsbestimmten Zusammenarbeit wieder in die Verwertungssphäre zu
reintegrieren, wird seiner Essenz nicht gerecht.

Aber mit einer Integration in den Marxismus funktioniert es ? Ich glaube, 
dass sehen selbst die GNU-Väter etwas anders....

Ich schreibe dennoch eine Arbeit zum Studium der BWL und nicht für das
Fach Politik oder für eine Partei.

Siehe Flame oben.

Siehe Kommentar oben.

Ich messe Realität am Vorhandensein durchdachter Modelle, die über
eine blosse Idee hinausgehen. Ich messe Realität an Zahlen, Daten und
Fakten, und nicht an verbalen Formulierungen.

Und ich messe Realität an meinem persönlichen Erleben, an der Situation
meiner nahen und fernen Mitmenschen und ich kann Dir sagen: Auch wenn
Deine Zahlen und Daten alles in Butter sehen, liegt hier vieles im
Argen.

Stichwort Subjektivität vs. Objektivität.


Mit freundlichen Grüßen

Dirk Herrmann

P.S.: Ich weiss gar nicht, wann ich all die vielen Antworten hier 
schaffen soll, aber ich denke, das hab ich mir mit meiner provozierenden 
Art selbst eingebrockt...

?Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch das Gedränge zu 
tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen? (Georg Christoph 
Lichtenberg)

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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