Re: [ox] Re: Kooperation
- From: RalfKrae aol.com
- Date: Thu, 17 May 2001 09:58:02 EDT
Hallo,
meine mail von vorhin 15.48 Uhr ist unvollständig gewesen, hier kommt der
Rest, sorry:
Das geht m.E. bei der FS nur, weil es kein besonderes Problem ist, wenn viel
überflüssige und Mehrfacharbeit gemacht und andererseits Vieles sinnvolle
oder sogar notwendige da eben auch nicht gemacht wird (entweder gibt es das
dann einfach nicht oder es wird halt auf kaptalistisch produzierte Güter
zurückgegriffen, wenn es notwendig ist). Gesellschaftliche Produktion
erfordert aber, dass alles notwendige und zum richtigen Zeitpunkt etc. und
möglichst effizient (um freie Zeit für anderes zu haben) getan wird, und die
Vergesellschaftungsforme müssen das gewährleisten, und soweit dazu ein
gesellschaftlicher Plan nötig, muss der - das ist die Natur eines Plans -
jedenfalls im Groben vor der Produktion stehen. Und es stellt sich dann die
Frage, 1. wie die Gesellschaft (nicht jeder seinen/ihren eigenen) ihren Plan
erstellt, dazu wird es nach der Kommunikation auch Entscheidungen geben
müssen, und 2. wie er umgesetzt wird. Auch dabei können nicht alle solange
miteinander reden, bis allen alles klar ist und alle sich einig sind, wenn
man nicht vorher verhungern will. Stellt sich also die Frage der
Vergesellschaftsformen, und außer den og. 4 Modi fallen mir keine ein, denn
Selbstentfaltung ist eben keine Vergesellschaftungsform.
Das alles klingt wohl vielen sehr "undenkbar". Johannes, du hast in
einer anderen Mail darauf hingewiesen, dass wir in der Regel von den
heutigen allgegenwärtigen Fetischformen ausgehen. Viele universalisieren
diese Formen: die Menschen sind so. Darüber gab es auch schon eine
längere Diskussion in der Liste. Wer die Verhaltensweisen der Menschen
in der bürgerlichen Gesellschaft naturalisiert, kann mit meinen obigen
Überlegungen nix anfangen. In meiner Sicht ist das Naturalisieren jedoch
Teil genau dieser bürgerlichen Formen - eine spezifische Abwehrform, die
die Gedanken prinzipiell anderer Vergesellschaftung ausblendet. Warum?
Weil das schlicht Konsequenzen für das eigene Handeln hätte, und die
könnten richtig hart sein.
Wer sich aber auf das Denken anderer Möglichkeiten der
Vergesellschaftung einlässt, wird feststellen, das die Menschen
überhaupt nicht "nun mal so sind". Der hat dann auch Lust, sich
wissenschaftlich mit dem Thema der "Menschenbilder" zu befassen und wird
es schaffen, zwischen "dem Menschen" und "Menschen unter bürgerlichen
Verhältnissen" zu unterscheiden.
Es geht nicht um naturalisieren oder darum, "wie die Menschen so sind",
sondern welche anderen Vergesellschaftunsgformen möglich und nötig sind. Du
gehst doch davon aus, wie die Menschen eigentlich seien, wenn die
bürgerlichen Formen weg sind. Nämlich dass ihre Selbstentfaltungsbedürfnisse
sie dann auf wundersame Weise zu genau solchen Tätigkeiten motivieren werden,
dass das Resultat die allgemeine Befriedigung der Bedürfnisse aller ist. Und
diese Wunschvorstellung bezeichnest du dann als neue "Vergesellschaftung".
Nicht nur, dass mir auch dahinter ein utopisches Menschenbild zu stecken
scheint, selbst wenn die Menschen so wären, dass das dann ihr einzig Streben
wäre, wäre das Problem nicht gelöst, dass sie die gesellschaftliche
Produktion so gar nicht regulieren könnten, auch wenn sie wollten. Jedenfalls
wüsste ich dann schon eine etwas entwickeltere Vorstellung über das "wie" .
Ich hätte Vorstellungen, wie eine Alternative aussehen könnte, die auch nicht
auf utopischen Menschen beruht, aber die würden auf ein keinesfalls einfaches
System hinauslaufen, in dem die og. 4 Vergesellschaftungsmodi (und zwar alle)
in neuer Weise kombiniert und in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden,
wie oben angedeutet. Also nicht das Paradies und nicht das Ende allen Werts
und allen Fetischismus, aber dafür möglich und viel besser als jetzt.
Beste Grüße
Ralf Krämer
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