Message 02540 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT02545 Message: 21/25 L1 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Re: Kooperation



Hallo,

meine mail von vorhin 15.48 Uhr ist unvollständig gewesen, hier kommt der 
Rest, sorry:

Das geht m.E. bei der FS nur, weil es kein besonderes Problem ist, wenn viel 
überflüssige und Mehrfacharbeit gemacht und andererseits Vieles sinnvolle 
oder sogar notwendige da eben auch nicht gemacht wird (entweder gibt es das 
dann einfach nicht oder es wird halt auf kaptalistisch produzierte Güter 
zurückgegriffen, wenn es notwendig ist). Gesellschaftliche Produktion 
erfordert aber, dass alles notwendige und zum richtigen Zeitpunkt etc. und 
möglichst effizient (um freie Zeit für anderes zu haben) getan wird, und die 
Vergesellschaftungsforme müssen das gewährleisten, und soweit dazu ein 
gesellschaftlicher Plan nötig, muss der - das ist die Natur eines Plans - 
jedenfalls im Groben vor der Produktion stehen. Und es stellt sich dann die 
Frage, 1. wie die Gesellschaft (nicht jeder seinen/ihren eigenen) ihren Plan 
erstellt, dazu wird es nach der Kommunikation auch Entscheidungen geben 
müssen, und 2. wie er umgesetzt wird. Auch dabei können nicht alle solange 
miteinander reden, bis allen alles klar ist und alle sich einig sind, wenn 
man nicht vorher verhungern will. Stellt sich also die Frage der 
Vergesellschaftsformen, und außer den og. 4 Modi fallen mir keine ein, denn 
Selbstentfaltung ist eben keine Vergesellschaftungsform.
 
 Das alles klingt wohl vielen sehr "undenkbar". Johannes, du hast in
 einer anderen Mail darauf hingewiesen, dass wir in der Regel von den
 heutigen allgegenwärtigen Fetischformen ausgehen. Viele universalisieren
 diese Formen: die Menschen sind so. Darüber gab es auch schon eine
 längere Diskussion in der Liste. Wer die Verhaltensweisen der Menschen
 in der bürgerlichen Gesellschaft naturalisiert, kann mit meinen obigen
 Überlegungen nix anfangen. In meiner Sicht ist das Naturalisieren jedoch
 Teil genau dieser bürgerlichen Formen - eine spezifische Abwehrform, die
 die Gedanken prinzipiell anderer Vergesellschaftung ausblendet. Warum?
 Weil das schlicht Konsequenzen für das eigene Handeln hätte, und die
 könnten richtig hart sein.

 Wer sich aber auf das Denken anderer Möglichkeiten der
 Vergesellschaftung einlässt, wird feststellen, das die Menschen
 überhaupt nicht "nun mal so sind". Der hat dann auch Lust, sich
 wissenschaftlich mit dem Thema der "Menschenbilder" zu befassen und wird
 es schaffen, zwischen "dem Menschen" und "Menschen unter bürgerlichen
 Verhältnissen" zu unterscheiden.
 
Es geht nicht um naturalisieren oder darum, "wie die Menschen so sind", 
sondern welche anderen Vergesellschaftunsgformen möglich und nötig sind. Du 
gehst doch davon aus, wie die Menschen eigentlich seien, wenn die 
bürgerlichen Formen weg sind. Nämlich dass ihre Selbstentfaltungsbedürfnisse 
sie dann auf wundersame Weise zu genau solchen Tätigkeiten motivieren werden, 
dass das Resultat die allgemeine Befriedigung der Bedürfnisse aller ist. Und 
diese Wunschvorstellung bezeichnest du dann als neue "Vergesellschaftung". 
Nicht nur, dass mir auch dahinter ein utopisches Menschenbild zu stecken 
scheint, selbst wenn die Menschen so wären, dass das dann ihr einzig Streben 
wäre, wäre das Problem nicht gelöst, dass sie die gesellschaftliche 
Produktion so gar nicht regulieren könnten, auch wenn sie wollten. Jedenfalls 
wüsste ich dann schon eine etwas entwickeltere Vorstellung über das "wie" . 
Ich hätte Vorstellungen, wie eine Alternative aussehen könnte, die auch nicht 
auf utopischen Menschen beruht, aber die würden auf ein keinesfalls einfaches 
System hinauslaufen, in dem die og. 4 Vergesellschaftungsmodi (und zwar alle) 
in neuer Weise kombiniert und in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden, 
wie oben angedeutet. Also nicht das Paradies und nicht das Ende allen Werts 
und allen Fetischismus, aber dafür möglich und viel besser als jetzt.

Beste Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT02545 Message: 21/25 L1 [In index]
Message 02540 [Homepage] [Navigation]