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[ox] Re: Klassenkampf



Hi Olaf!

Last week (7 days ago) Olaf Brandt wrote:
Das finde ich auch einen wichtigen Gedanken und eine der neuen Sachen
an Oekonux: Wir haben - wie manche meinen: keimförmig in der Freien
Software - eine neue Form, *für* die wir uns einsetzen wollen. Und das
finde ich tausendmal besser als das ewige Anti. Aus der Kritik des
Alten wächst eben erstmal nix. Oder kann mir jemensch eindeutig
beantworten was Nicht-Blau ist?

Nicht blau ;-)

Da fand ich die Antwort von Hans-Gert besser. Mit 0 Promille wechselt
er nämlich flugs die Ebene. Das finde ich pfiffig!

Nicht notwendig, da hast du schon recht. Aber Menschen die diese Kritik
teilen, werden
sich doch wahrscheinlich anders den Verhältnissen stellen, als solche, die
diese Kritik nicht teilen.

Aber wer teilt den diese Kritik nicht? Du brauchst doch nur die
Nachrichten einzuschalten um jede Menge Kritikwürdiges zu kriegen -
auch nach dem Common Sense und nicht nur nach irgendwelchen linken
Moralvorstellungen. Der Punkt ist, daß die Leute aus vielfältigen
Gründen abwinken. Einer der wichtigsten ist m.E.: "Es geht ja nicht
anders" und ein anderer wichtiger "Ich alleine kann ja sowieso nichts
ändern.". Freie Software widerlegt mindestens das Erste und eigentlich
auch das Zweite.

Und dass Menschen erst mal in Inaktivität verfallen, weil sie eine Kritk an
etwas haben, ist auch
nicht so wahrscheinlich. Sie werden eher ihre Dinge, die sie vorher gerne
taten weiter betreiben.

Wieviel Aktivität aus Kritik wächst, ist durchaus sehr variabel - s.o.

Ich weiß, dass das alles nur Wahrscheinlichkeiten sind und es auf die Art
der Kritik ankommt etc.
Aber die Gegensätzlichkeit sehe ich noch nicht recht.

Mir geht es nicht um eine Gegensätzlichkeit. Wichtig ist mir, daß
dieser Impetus "Widerstand ist alles", der prototypisch von Jörg
Bergstedt vertreten wird, m.E. Blödsinn ist. Auch wenn ich schon
vorher von dem permanenten Anti nicht sehr angetan war - seit Oekonux
weiß ich, was schief ist ;-) .

Widerstand gegen die Vernichtung der Zivilisation finde ich ja auch
wichtig. Schon deswegen, weil die GPL-Gesellschaft nur auf dem
vorfindlichen Niveau aufsetzen kann. Aber das ist halt - wie Heinz
Weinhausen schön ausgeführt hat - "nur" Dammbau. Es kommt aber darauf
an, neue Schiffe zu bauen.

Umgekehrt ist die GPL-software allein ja auch nicht bewusstseinsbildend,
bzw. es ist keine Richtung
vorherbestimmt.

Stimmt.

Das kannst du ja machen, denke aber es bringt relativ wenig. Das ist
dann gut für dich, heißt aber nicht, dass es sich durchsetzt. Zum
einen generell, wenn die meisten Menschen keine Kritik an dieser Art
Gesellschaft, bzw. nicht aus der gleichen Richtung (hier gibt es ja
auch einige auf der Liste, die das krisenhafte des Kapitalismus
sehen und alles nötige zu seiner Erhaltung tun wollen).
Deswegen ist es zumindest nach meiner Einschätzung erst mal
arbeitsökonomisch schlauer, sich mehr mit der Kritik
der Verhältnisse und ihrer Verbreitung zu beschäftigen.

Festzuhalten bleibt: Das tun seit über 100 Jahren reichlich viele
Leute - mit dem sichtbaren Erfolg, daß wir uns da immer noch den Kopf
zerbrechen müssen :-( . Der idealistische Ansatz über Aufklärung und
moralische Empörung scheint irgendwie nicht zu funktionieren. Die
Freie Software funktioniert dagegen auch ohne diesen idealistischen
Ansatz - einfach weil's besser ist. Daher finde ich das
vielversprechender.

Naja, das Ding ist, dass die Menschen der letzten 100 Jahre immer darübr
nachdachten,
andere Ausgangsbedingungen hatten. Sobald sie aber praktisch _und_  als
gefährlich für
die jeweilige Herrschaft erschienen, wurden sie einfach platt gemacht.
Der NS ist da ja nicht das letzte Beispiel für eine
"Staatsfeindeschleifung".

Schon mal gefragt, warum sie platt gemacht werden konnten? Alles nur
taktische Fehler? Den Kapitalismus konnten die Fürsten jedenfalls
nicht (dauerhaft) aufhalten...

Ich bin kein Idealist, denke allerdings, dass es schon schlau ist, die
Kritik, die hier einige teilen,
voranzubringen, damit die nächsten Umwälzungen (und damit es welche gibt)
nicht ganz stark
nach hinten los gehen.

Da bin ich sofort dafür. Allerdings müssen wir die m.E. neuen
Qualitäten hinreichend berücksichtigen und aufpassen, daß wir in
vielen nur allzu vertrauten Denkmustern landen.

Umgekehrt könnte ich grad dir ein bisschen Idealismus vorwerfen, wenn du
nicht berücksichtigst, dass
diese Art zu regieren und zu wirtschaften fester denn je im Sattel sitzt.

Dieser Meinung bin ich nicht. Eher im Gegenteil. Wenn z.B. permanent
das Hohe Lied der Arbeit gesungen werden muß, mit dem Refrain "Wer
nicht arbeitet soll auch nicht essen!", dann ist das für mich eher
eine Verfallserscheinung als ein Zeichen von Stärke. Ein starker
Kapitalismus (60er / 70er) hatte das jedenfalls nicht nötig.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan
__________________________
Unread: 45 [ox], 5 [ox-en]


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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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