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[ox] Re: [ox] Knappheit und andere Einsprüche



Hallo,

"Stattdessen wird für den Markt produziert, was das Zeug hält - und zwar
unabhängig von jeder realen Relation auf das Bedürfnis, sondern um die
Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen. Schlagendes Fakt ist, daß zumindest
gemessen am zahlungskräftigen Bedürfnis von allem und jedem ZUVIEL da
ist - Milchseen, Butterberge, Fleischmassen. Für nicht zahlungsfähiges
Bedürfnis ist das natürlich alles zu schade. Das ist doch die heutige,
zeitgemäße
Elementarerfahrung!"

Für die Leute, die den real gewesenen Sozialismus erlebten, allerdings
nicht! Hier erlebten wir, daß es auf
zumindest einem nichtkapitalistischem Wege nicht klappt. Klar waren viele
Bedürfnisse auch zu konsumistisch und zu sehr am Westen orientiert. Aber wir
haben wirklich ganz stark das Gefühl, daß es nicht "einfach so läuft". Die
Probleme lagen ja nicht nur an eventuell übertriebenen Bedürfnissen, sondern
wir haben ganz stark überall ständig nur das Erlebnis des Mangels gehabt.
Gerade in der Produktion: nicht genug Werkzeug, Rohstoffmangel,
Zulieferengpässe, ...
Man kann für all dies sagen: Die Einbindung in den Weltmarkt wäre schuld
oder eben die Orientierung am Weststandard oder die Planwirtschaft oder wir
hatten eben noch nicht die benötigte Höhe der Produktivkräfte. Grad bei den
menschlichen Faktoren der Produktivkräfte standen wir sicher sehr gut da im
Vergleich - die technischen Momente jedoch bremsten diese enorm.
Ich vertraue ja auch drauf, daß dies jetzt, mit dem erreichten Stand nicht
mehr so problematisch sein müßte (aber dadurch binde ich mich wirklich sehr
an die Meinung, der mögliche Fortschritt hänge sehr von dem Stand der
Produktivkraftentwicklung ab). Aber dieses Vertrauen kann nicht einfach da
sein. Das ist ein sehr großes Problem für uns.

"Was mir ein wenig auf den Keks geht ist die permanente Rede von der
"freien Selbstentfaltung des Einzelnen".... stimmt doch überhaupt nicht....
95 von 100 Selbstverwirklichern brauchen Gleichgesinnte! Da sehe ich
uns selbst als bestes Beispiel...."

Ich denke, Du verstehst unter "freier Selbstentfaltung des Einzelnen" immer
noch den Stirnerschen Egoismus.

"Ich als Einzelner, und darauf
zielte wohl auch der Holzkamp-Hinweis, bin aufgeschmissen mit
meiner Selbstverwirklichung ohne Organisation und Kooperation."

Wenn Du das für Dich und jede/r Einzelne für sich so sieht, dann ist das
doch okay und beweist, daß das mit der Selbstentfaltung sehr verbunden ist.
Was nicht angemessen wäre, wäre zu sagen: "Wir sagen Euch jetzt aber, daß
Ihr Eure Selbstentfaltung unbedingt mit Organisation, Kooperation,
Verantwortung, Solidarität..." verbinden müßt. Das wäre eine äußerliche
Verbindung von eigentlich nicht Zueinandergehörigem. Wenn das eine aber
schon im anderen drin steckt, hat man eine ganz andere Art von Verbindung
und die steckt in unserer Begriffsbildung "Selbstentfaltung" bewußt mit drin
(deswegen unterscheiden wir diese auch von der "Selbstverwirklichung", die
das nicht hat, sondern für andere Prozesse, eben eher auf nur-sich-selbst
bezogene, steht).
Jede Begriffsbildung muß sich gegen die allgemeine Wörterverwendung erst mal
klar definieren und es gäbe immer mehrere Möglichkeiten. Wir wählten mit
Selbstentfaltung etwas, was dem wörtlichen Verständnis, daß da etwas
Wichtiges vom Selbst und nicht von seiner Funktion/Rolle für anderes
ausgeht - nahmen aber nicht die "Selbstverwirklichung" oder auch
"Selbstbestimmung", sondern eine inhaltlich auch tragbare Abweichung mit
"SelbstENTFALTUNG", die den allgemeinüblichen Zuschreibungen wenigstens ein
wenig Widerstand entgegenbringen soll.

"Also hat "Selbstentfaltung" vielleicht einen etwas anderen Inhalt
als den, permanent ungesellschaftliche, unwichtige, nebensächliche
Dinge zu tun. "

Nicht nur vielleicht sondern prinzipiell. Schau doch dazu bitte mal ins
Gegenbilderbuch (auch in Opentheory), Glossar, Stichwort Selbstentfaltung.
Und ins Kapitel 2.2. Unser Büchlein soll ja nun keine Bibel sein, aber auch
hier auf der Liste haben wir eigentlich schon öfter in dieser Hinsicht
argumentiert.

Ahoi Annette



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