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[ox] Re: [ox] Knappheit und andere Einsprüche



Hallo,

A.S. schrieb:
Für die Leute, die den real gewesenen Sozialismus erlebten, allerdings
nicht! Hier erlebten wir, daß es auf
zumindest einem nichtkapitalistischem Wege nicht klappt.

S.Mn.schrieb:
Dies aber definitiv innerhalb der Mittelepoche. Ja, es ist wohl so,
daß ein (regulierter) Kapitalismus in der Mittelepoche, d.h. mit dem
o.g. Fokus auf das materiell produktive an der menschlichen Tätigkeit,
daß ein solcher Kapitalismus die beste aller Welten (zumindest für den
reichen Teil der Welt) war.

Eigentlich sollte es aber schon nicht mehr die Mittelepoche sein. Gewollt
wars jedenfalls nicht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie
verzweifelt wir danach gesucht haben, daß unter den sozialistischen
Produktionsverhältnissen andere Triebkräfte als die im Kapitalismus
wirkenden aktiv würden. Als Haupttriebkraft wurde gesehen: "die prinzipielle
Interessenübereinstimmung". Ich hab mich erst jetzt wieder mal erinnert, daß
ich dazu 1983 im Praktikum im Zeiß-Werk eine Belegarbeit dazu geschrieben
habe (müßte ich mal suchen). Daß "im Mittelpunkt der Mensch" steht, war zwar
in der Praxis oft nur eine plakative Losung, aber wenn man sich die
Kerngedanken dessen anschaut, was wir damals in der Gesellschaftstheorie
hatten, war das gar nicht so weit weg von unseren Intentionen (nicht aufs
Individuum bezogen) - aber es war eine ganz klare Entscheidung hin zu mehr
politischen Entscheidungen statt dem Folgen ökonomischer
Wertgesetz-erfordernisse. Das wird nun heute nur noch als Voluntarismus
denunziert und viele PDSler wollen derzeit eine bessere sozialistische
Wirtschaft mit "richtigem Wertgesetz" erfinden und suchen ihre alten
Konzepte aus den 60er Jahren (Neues Ökonomisches System bei Ulbricht) raus,
wo das in diese Richtung weiter entwickelt wurde. Die Auseinandersetzung
zwischen Ulbricht und Honecker war meines Erachtens so eine
Auseinandersetzung zwischen stärkerer Hinwendung zu ökonomischen
wertgesetz"befolgenden" Tendenzen bei Ulbricht und dem dagegen gesetzten
Primat der Politik bei  Honecker - was aber eben schief ging, weil wir uns
dabei an den Konsumbedürfnissen aus dem Westen orientierten/orientieren
mußten...

wir haben ganz stark überall ständig nur das Erlebnis des Mangels
gehabt.
Gerade in der Produktion: nicht genug Werkzeug, Rohstoffmangel,
Zulieferengpässe, ...

Das müßte natürlich verhindert werden - klar. Aber ich bin skeptisch,
daß wir das am Reißbrett können. Freie Software ist jedenfalls auch
nicht am Reißbrett entstanden, sondern mit "Es könnte gehen, laßt es
uns versuchen".

Ich denke auch so. Ich verstehe aber eben auch Leute, die das, was sie
haben, nicht aufgeben wollen für solche Versuche. Nicht umsonst war eine
Losung 1990: Keine sozialistischen Experimente!
Vielleicht kriegen sie in Zukunft doch immer mehr mit, daß der Kapitalismus
noch viel mehr  mit ihnen und ihrer Geduld experimentiert. Solange wir/viele
von uns aber wirklich mehr zu verlieren haben als die Ketten, ist es schwer,
sich auf Versuche einzulassen...

Und wenn ich  mir so alle möglichen Berichte aus der ganzen Welt
vergegenwärtige, was da so aktuell Stand der Dinge ist, könnte ich wirklich
immer wieder mal verzweifeln....

Ahoi Annette


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