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[ox] Eindruecke und Gedanken von der pip



Liebe Liste,

so, da war ich jetzt also auf dieser etwas ominösen Veranstaltung in
Weimar. Bis ich dort war, wußte ich nicht so genau, was da eigentlich
stattfindet und in welchem Rahmen das Ganze angesiedelt ist.

Hier das, was ich verstanden habe: Das Ganze war nicht unwesentlich
Teil eines Uni-Studiengangs. Die Veranstaltung - von den
VeranstalterInnen Workshop genannt - bildete den Abschluß eines
Semesterprojekts. Das Projekt fand am Lehrstuhl "Experimentelles
Radio" statt - was es alles gibt...

Der andere Teil des Rahmens waren die Radio-Initiativen B11 (Teil des
Lehrstuhls und Lokalradio in Weimar) und Ping-FM, die Streaming
machen. In diesem Zusammenhang ist mir auch aufgefallen, daß die
Streaming-Angebote von (z.B.) Freien Radios ja auch Freie
Informationsgüter sind.

Die Veranstaltung bestand aus einer Kunstausstellung und Vorträgen und
Workshops. War alles sehr studentisch geprägt und der Andrang war sehr
mäßig - was der recht entspannten Stimmung keinen Abbruch getan hat.
BTW habe ich übrigens mindestens drei Leute getroffen - und z.T.
wiedererkannt :-) -, die auf der Oekonux-Konferenz gewesen sind :-) .

Zum Vortrags-/Workshop-Teil waren einige Leute eingeladen - u.a. meine
Wenigkeit und alle Beiträge wurden gestreamt und teilweise auch
gesendet. Archiv gäbe es angeblich auch irgendwo. Pit Schultz von
mikro.org / Klubradio war ebenfalls für Donnerstag eingeladen, hat den
Weg aus Berlin aber nicht bewältigt, so daß wir mit einem
audioqualitativ miserablen Stream vorlieb nehmen mußten :-( .

Konkret erlebt habe ich die ASCII-Leute aus Amsterdam. Eine Gruppe von
Leuten, die anderen - vor allem politischen Leuten / Gruppen - helfen,
das Potential von GNU/Linux und Freier Software für ihre je konkrete
Arbeit zu nutzen. U.a. geben sie Kurse, deren Unterlagen es auch im
Web gäbe. Mindestens der, mit dem ich dann noch gesprochen habe, kommt
aber nicht aus einem politischen Hintergrund sondern war einfach von
proprietärer Software angenervt und hat dann Freie Software entdeckt
und möchte halt anderen helfen.

Am Donnerstag Abend gab es von den ASCII-Leuten auch einen
Linux-Workshop, der m.E. aber nachhaltig dazu geeignet war, Leute zu
vergraulen - tierisch chaotisch und konzeptionslos. Andererseits ist
es aber auch nicht einfach, den Baukasten Unix/Linux zu erklären und
vor allem wozu das jeweils nützlich ist. Wozu ist ein einzelner
Lego-Stein nützlich? Vielleicht sollte mensch gar nicht erst versuchen
in zwei Stunden Linux/Unix erklären zu wollen - zumindest nicht auf
der Ebene der Shell vor völligen Laien...

Weiterhin machen sie wohl auch News auf ihren Servern und hatten mit
bestimmten Berichterstattungen wohl schon Erfolge bis hinein in die
bürgerlichen Medien.

ASCII arbeitet mit ausrangierten Rechnern, die sie zumindest teilweise
wohl aus Sperrmüll zusammengeklaubt haben. Sie bieten auch Web-Hosting
an, legen aber Wert darauf, daß die Leute selbst aktiv werden. Einer
ihrer Ansätze in Richtung Kunst war, daß KünstlerInnen ihr Werkzeug /
Instrument beherrschen müssen um damit sinnvoll arbeiten zu können -
so wie einE MalerIn den Pinsel eben die Computer-KünstlerIn den
Rechner. Da bietet Freie gegenüber proprietärer Software natürlich
durch ihre ungleich höheren Eingriffsmöglichkeiten ein großes
Potential, daß aber beherrscht werden will.

Auf die Behauptung, daß Freie Software kompliziert sei, bildete sich
dann die interessante Synthese, daß Freie Software genau da
kompliziert wird bzw. werden muß, wo das Reich der Freiheit beginnt.
Freiheit ist eben nicht in vorgegebenen und *dadurch* einfachen Bahnen
zu haben, sondern erfordert den individuellen Einsatz, die
individuelle Anstrengung. Das fand ich eine *sehr* wichtige Erkenntnis
zu der Frage nach (potentieller) Kompliziertheit Freier Software und
deren Verhältnis zur Freiheit.

In der Diskussion nach meinem Vortrag gab es einen wichtigen Einwand,
der in die Richtung meine Bedenken geht, die ich in den Debatten zur
Kritik der Keimformthese auch schon so ähnlich angerissen hatte. Dazu
aber eine eigene Mail weil wichtig.

Weiterhin hatte ich ein Gespräch mit jemanndem aus Berlin. Mit ihm
habe ich mich ein bißchen unterhalten zu einem ähnlichen Thema wie der
erwähnte Einwand. Auch dazu in der anderen Mail.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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