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Re: [ox] Russische Avantgarde - Parallelen und Unterschiede zu heute



Es war Sat, Jul 14, 2001 at 02:30:47PM -0400, als KXX4493553 aol.com schrieb:

Ich will nur so viel sagen: ohne die Vorarbeiten dieser modernen 
KünstlerInnen gäbe es so etwas wie Oekonux überhaupt nicht, 

Das halte ich schon für gewagt, oder genauer, für ziemlich wage:
warum nicht?  (Und ohne wieviele andere Erscheinungen in der davor
und dahinter liegenden Geschichte würde es so etwas wie Oekonux
auch nicht geben?) Will sagen, mich interessiert (vielleicht etwas
mehr als Stefan?) die besondere Relevanz dieser Parallelen. 

und es waren in 
erster Linie KünstlerInnen - bildende Künstler, Architekten, Literaten -, die 
sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Gedanken über das Verhältnis 
von technologischer Entwicklung und der jeweiligen Gesellschaftsformation 
machten - wie verzerrt und defomiert auch immer, aber immerhin. 

Und vor allem waren die damals noch richtig präsent, man könnte fast sagen
main stream... (zumindest unter denen, die nicht einfach nur reproduktive
"Kunst" (zw. Biedermeier und Seifenoper) hervorbrachten) 

Und auch 
damals wurde sich an den jeweils avanciertesten Techniken und an den 
avanciertesten ästhetischen Prinzipien ausgerichtet. Ohne die Stilmittel der 
modernen Kunst und nicht zuletzt des Films (Collage, Montage, Überblendung, 
"Schock"-Ästhetik etc.) wären die heutigen Video-Clips und die Computerspiele 
gar nicht denkbar. 

Und hier erhebt sich für mich die Hauptfrage: haben die Künstler
von heute überhaupt noch den Anspruch, eine ähnliche Perspektive
auf die Realität, die gesellschaftliche Entwicklung, die Rolle
der Technik in ihr usw. usf. einzunehmen?  In meinem
(Klischee-)Bild von Video-Clips und Computerspielen kommt so
etwas jedenfalls nicht vor. Und witzigerweise bei den meisten
Programmierern auch nicht... -- um wieder auf die Parallele
zurückzukommen: schließlich waren ja nicht nur die Künstler
damals von der Schaffung einer neuen Welt inklusive neuem
Menschen interessiert und haben tatkräftig Hand angelegt. Heute
hingegen habe ich immer den Eindruck, wenn Naturwissenschaftler
sich zu etwas anderem als ihrem Fachgebiet äußern, dann kommen
sie über plumpe Übertragungen (mechanistische Analogien) nicht
hinaus, halten sich aber dennoch für äußerst befugt, eine
authoritative Meinung abzusondern... 

Aber vielleicht liegt das ja viel eher an der inzwischen
gewandelten Struktur der Kommunikationskanäle. Die
Wissenschaftler, Künstler und Programmierer, die einen
fortschrittlichen und umfassenden Anspruch haben, wie Du ihn mit
der russischen Avantgarde illustriert hast, die kommen vielleicht
einfach nicht mehr zu Gehör, weil das "Grundrauschen" ungemein
zugenommen hat...

[?????]

Endlos-Debatten über irgendwelche juristischen Klimmzüge. Ich will die 
Wichtigkeit dieser Debatten nicht in Frage stellen, aber für jemand wie mich, 
der eben "aus einer anderen Ecke" kommt, ist das etwas frustrierend, zu 
sehen, wie wichtige Aspekte völlig ausgeklammert eben, z. B. das 
"Zwei-Kulturen"-Dilemma.

Habe ich mich jetzt etwas verständlicher ausgedrückt?

Kurt-Werner Pörtner

Also ich finde Deine Beiträge immer gut, auch wenn ich die
Literatur-Hinweise meistens eher in eine ToDo-Liste eintragen
muß, statt ihnen directement nachzugehen... aber so ist das
nunmal...

Gruß,
Casimir.
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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