[ox] Ergänzung
- From: KXX4493553 aol.com
- Date: Mon, 16 Jul 2001 17:37:26 EDT
Mir sind noch zwei Ergänzungen eingefallen:
der sog. Kubismus, eine von Picasso berühmt gemachte Maltechnik (wie der Name
schon sagt, waren die Grundelemente kubische Formen; das bekannteste Bild ist
"Mademoiselle d'Avignon, eine Treppe herabsteigend", im Grunde ein
kubistisches "Porträt" einer Pariser Prostituierten) ist im Grunde nichts
Anderes als "malerisch" umgesetzte Relativitätstheorie.
Oder der sog. logische Positivismus, ein von Wiener Philosophen
hervorgebrachte Erkenntnistheorie (sogar Lenin hat über ihn geschimpft und
ihn "Empiriokritizismus" genannt, eine der unverdaulichsten Lenin'schen
Schriften), wurde von Ludwig Wittgenstein weiterentwickelt; sein berühmtestes
Werk "Tractatus logico-philosophicus" entstand während des 1. Weltkrieges im
Schützengraben während Gefechtspausen, und wie ich ja weitergepostet habe,
hat sich Wittgenstein auch als Ingenieur, Architekt etc. betätigt.
Wittgenstein hat einen wichtigen Beitrag zur mathematischen Logik und zur
Erkenntnistheorie geleistet. Oder der englische Philosoph Russell: sein
bekanntes "Typenmischungsverbot". Damit ist gemeint, dass logische Probleme
auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen nicht miteinander vermischt werden
dürfen: Objekt- und Metaebene müssen auseinandergehalten werden. Oder Goedel:
das Problem der Selbstbezüglichkeit, "ein System kann sich nicht selbst
enthalten". Immer noch lesenswert dazu: Hofstadter, Goedel, Esher, Bach - Ein
endloses geflochtenes Band.
Der österreichische Schriftsteller Robert Musil hat bis zu seinem Tod 1940 im
Schweizer Exil (in Genf) an einem Roman geschrieben, "Der Mann ohne
Eigenschaften". Der Roman spielt im K. u. K.-Reich, Österreich-Ungarn, kurz
vor Ausbruch des 1. Weltkrieges. Die Hauptperson ist Ulrich, ein
Mathematiker, der ein Jahr Urlaub nimmt, um darüber nachzusinnen, wie sich
mathematische Verfahren auf die Realität anwenden lassen. Musil hat sich
dabei auf den oben erwähnten logischen Positivismus bezogen. Ulrich scheitert
(absehbar), aber er kommt immerhin dahin, zwischen "Wirklichkeitssinn" und
"Möglichkeitssinn" zu unterscheiden, und damit werden etliche Seiten
(zusammen ca. 1500) gefüllt, der Roman ist Fragment geblieben. Gleichzeitig
ist der Roman eine teilweise hochkomische Gesellschaftssatire auf die
zerfallende KuK-Monarchie.
Kurt-Werner Pörtner
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