Re: [ox] Gedanken von einem Vortrag
- From: "Franz J. Nahrada" <f.nahrada magnet.at>
- Date: Wed, 08 Aug 2001 11:12:31 +0200
Stefan Mn schreibt:
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Liebe Liste,
vor ein paar Wochen hatte ich nochmal hier in Kaiserslautern im Rahmen
der Kritischen Uni den Vortrag gehalten, den ich als Keynote auf der
Konferenz gehalten hatte. Nun, eine Erkenntnis war, daß der Vortrag
für ein "uneingeweihtes" Publikum ungeeignet ist - aber das dachte ich
mir eigentlich schon. Aber es waren auch nur *sehr* wenige
BesucherInnen da und eigentlich keineR, die von Oekonux nicht schon
mal gehört hätte.
Dennoch gab es danach eine ganz interessante Diskussion, von denen ich
euch ein paar spannende Stichpunkte nicht vorenthalten will. Sie
beziehen sich auf unseren Diskurs und einige seiner (momentanen)
Fehl- / Schwachstellen.
* Konstituierung von Gesellschaft?
Angesichts meiner Schilderungen wurde gefragt, wie sich aus den
vielen einzelnen Gruppen denn überhaupt wieder so etwas wie
Gesellschaft konstituieren würde.
Nach dem Meretz'schen Gesellschaftsbegriff gedacht ist diese Frage
eigentlich schon falsch - täte ich sagen. Danach kann es gar keine
Menschheit ohne Gesellschaft geben und dementsprechend ist auch die
Frage von deren Konstituierung gar nicht gegeben.
Das ist übrigens ein schöner hammer gegen die Soziologie; die denkt
sich das Gesellschaftliche weg, wundert sich dann über alle Maßen über
ihre Abstraktionsleistung und präsentiert die Frage wie denn
Gesellschaft konstituierbar sei als die Antwort. In diesem Licht ist
dann unsere gesellschaft die Leistung, Gesellschaft überhaupt
möglich zu machen.
Dennoch wohnt der soziologischen Frage ein rationeller Kern inne.
Das "Naturwüchsige" an der Konstitution von Gesellschaft ist auch
ärgerlich, es ist sozusagen immer ein Akzeptieren des Faktischen.
Ich habe die Frage dann so verstanden: Wie konstituiert sich das,
was wir heute als gesellschaftliche Institutionen kennen - Staat
vielleicht als eine der wichtigsten. Oder nochmal anders gefaßt: Wer
kümmert sich in einer GPL-Gesellschaft um gesamtgesellschaftliche
Fragen?
Staat ist Klammer einer Gesellschaft, Herrschaft, Gewaltmonopol.
Paßt zur Naturwüchsigkeit wie die Faust aufs Auge. Der drückt
diese nochmal als Willensverhältnis aus.
Ich führe ja immer gerne Greenpeace als künftige
Ozonloch-MaintainerInnen an, aber hier sollten wir m.E. noch bessere
Antworten geben können.
Ich denke das ist eine gute Antwort. Der die beste Antwort auf diese
Frage gegeben hat, ist für mich Tony Judge: er hat eine Bestandsaufnahme
der gesamtgesellschaftlichen Fragen aufgemacht und auch eine Untersuchung,
wer sie am besten lösen kann. Dabei haben ihm tausende Organisationen
ihr Wissen geschickt, und der prozeß läuft schon seit den 20er Jahren.
Älter als die UNO: UIA - Union of international Organisations.
eine relativ gute Einführung ist sein Aufsatz unter
http://www.uia.org/uiadocs/trannet.htm
wenn Interesse herrscht, dann kann ich auch einiges zur Methode
sagen, wie meiner Meinung nach aus diesem Teppich der Wünsche und
Fähigkeiten eine neue Gesellschaft gewebt werden kann. Es hat sehr viel
mit der Methode zu tun, mit der die Indianer aus ihren Stämmen heraus
eine Konföderation zu errichten begannen; leider waren sie damit zu spät
dran....
Franz
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