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Re: [ox] Konferenz-Beitrag: Warum Freie Software dem Kapitalismus nicht viel anhaben kann - aber vielleicht trotzdem etwas mit



Hallo Sabine und Mitleser,

On Thu, Aug 30, 2001 at 12:13:37PM [PHONE NUMBER REMOVED], sabine.nuss prokla.de wrote:
Daher
gibt es hier keine Einigung und ich denke, dabei belasse ich das 
auch jetzt. 

Es geht ja nicht unbedingt immer um Einigung, sondern manchmal einfach darum
voneinander zu lernen. Ich z.B. hab Deine Position noch immer nicht in dem
Umfang verstanden, wie die andere Seite obwohl ich für beides Sympathien
hab.

Mag sein,
dass kritische Theorie nicht ohne eine solche Vermischung auskommt,

Doch, kommt sie. Welche normativen Impulse mich zu einer 
Theorie treiben oder welche normativen Schlüsse ich aus einer 
Theorie schließe, dass ist die eine Frage. Aber im Rahmen einer 
Theorie - in der Argumentation und Analyse - da kann das 
Normative draussen bleiben, da hats eigentlich auch nix zu 
suchen. 

Das sehe ich anders. Siehe die Moraldebatte. Man macht sich was vor, wenn
man meint man komme ganz ohne normative Aussagen aus. Wobei hier vielleicht
einfach unterschiedliche Vorstellungen von "kritischer Theorie" zu Grunde
liegen. Ich hatte es in dem umfassenden Sinn verstanden, den ich weiter
unten noch mal kurz skiziere.

Es kann zum Beispiel vorkommen, dass ich ein 
*Argument* eines Patent-Befürworters durchaus teile, wenn es 
schlüssig und richtig ist. Das heißt aber nicht, dass ich deshalb für 
Patente wäre.

Ja, natürlich. Leider ist mir der Zusammenhang mit obigem nicht klar.

aber irgendwie hätte ich es gerne einfach etwas besser aufgedröselt.
Ich hab ja auch schon mal versucht das mit Stefan Mz. zu klären, bin
aber dran gescheitert. Seufz. Ich wär so gern klug ;-)

Was hat denn das "klug" hier plötzlich zu suchen? Ist die Liste 
zum Seminar mit Leistungsnachweis avanciert? ;-)

Nein, natuerlich nicht :-) Ich wollte nur meine Enttäuschung beschreiben,
dass ich diesen geistigen Nebel nicht durchdringen konnte.

Stefan Mn. schrieb:
Das nun ist schlicht falsch. Die Abwehr ganz konkreter Zumutungen ist
nicht auf die Zukunft gerichtet und trotzdem wichtig.

Ja, genau. Diese Abwehr setzt aber Kritik (Dekonstruktion, 
Begreifen, Erfassen, usw.) voraus, aber jetzt will ich mich nicht 
wiederholen... 

Ich denke die setzen sich gegenseitig vorraus. Wir hatten das in dem
"Reibung erzeugt Wärme"-Workshop (Ich glaub, Du warst nicht da, oder?)
Irgendjemand (Heinz Weinhausen?) hat so eine Drei-Teile-Torte aufgemalt mit
Widerstand, Kritik, Perspektive - die sich eben alle gegenseitig bedingen
und vorraussetzen. 

Wenn ich Dich jetzt richtig verstanden habe (korrigier mich!), dann siehst
Du da ein mehr oder weniger striktes Nacheinander also erst Kritik, dann
Widerstand, dann Perspektive. Ich glaube das reicht so nicht.

Weil ich grad nix besseres zu tun hab, versuch ich mal alle 6 Richtungen
nach alter dröger Mathematikerart aufzudröseln:

1. Kritik -> Widerstand: Man muss sich klar machen wogegen man warum Widerstand
leistet, logisch.

2. Widerstand -> Perspektive: Widerstand gegen Zumutungen schafft Räume um sich
Perspektiven zu erarbeiten (Dämme bauen für Schiffebauer)

3. Perspektive -> Kritik: Man muß ja wissen, warum man das Bestehende
ablehnt, eben weil man sich was spezifisches Besseres wünscht. Und Kritik
ohne Perspektive wird auch schnell richtungslos. Nazis kritisieren auch.

4. Widerstand -> Kritik: In Zeiten des Widerstandes gibt es viele
Möglichkeiten Kritik zu entwickeln, zu äußern und dabei gehört zu werden.

5. Kritik -> Perspektive: Eine Perspektive ohne Kritik bleibt purer
Utopismus. Nur eine analytische Durchdringung des Ist-Zustandes vermag
der Perspektive Glaubwürdigkeit zu verleihen und vor allem zu Begründen, was
man denn _anders_ machen will.

6. Perspektive -> Widerstand: Ohne Perspektive wird Widerstand sinnlos weil
am Ende immer zum Scheitern verurteilt. (Ohne Schiffebauen hält der größte
Damm irgendwann nicht mehr)

Naja, das ist jetzt sehr kurz und knapp. Aber ich hoffe mal, man kann das
nachvollziehen. Vielleicht taugt diese Gliederung sogar für das
Workshop-Buchprojekt? Also das alles zusammen macht vielleicht Sinn als
umfassender Begriff von "kritischer Theorie" (s.o.)

Grüße, Benni
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Organisation: projekt oekonux.de


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