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Re: [ox] Re: Aus gegebenem traurigen Anlaß: Nachrichten einschalten ...



Hi Liste!

Ich verstehe gar nicht, worüber sich da so aufgeregt wird: Da sind -
diesmal die USA - von "chirurgischen Schlägen" betroffen, die - in
diesem Fall wohl: erhebliche - "Kollateralschäden" zur Folge haben.
Und die ganze Welt ist aus dem Häuschen? Nett allerdings, daß wir in
diesem Fall mal eine ausführliche Berichterstattung über die
menschlichen Folgen solcher Vorgänge kriegen.

Jenseits des Zynismus: Wie würde ich mir wünschen, daß die Trauer der
(realen) Machtzentralen und die menschliche Anteilnahme in der
Bevölkerung auch in der Vergangenheit (Lybien, Bagdad / Irak, Belgrad
/ Jugoslawien - um nur ein paar Beispiele zu nennen) in vergleichbaren
Fällen genauso groß gewesen wäre :-( ... Aber da dürfen wir wohl auch
für die Zukunft nicht hoffen :-( .

Vielleicht noch ein paar Gedanken zu unserem Themenkomplex.

2 days ago Franz J Nahrada wrote:
Was wir lernen könnten, ist daß diese Weltordnung so
nicht mehr funktioniert, daß wir tatsächlich und in
aller Ernsthaftigkeit eine Friedenskultur brauchen, um
statt einer Spirale der Angst und Hoffnungslosigkeit eine
Spirale der gegenseitigen Hilfe und des Aufbaus nachhaltiger
Lebensräume in Gang zu setzen.

Letztlich sind diese Dinge Ausflüsse einer (extremen)
Konkurrenzsituation. In diesem Fall ist die eine Seite des Wettstreits
bereits so stark verohnmächtigt, daß sie nur noch wild um sich
schlägt. Aber die andere Seite wird dies ja - trotz ihrer realen Macht
- wohl in Kürze auch tun :-( ... Wahrscheinlich ist die Demütigung der
USA überhaupt die schlimmste Folge dieser ganzen Angelegenheit :-( ...

In einer Gesellschaft in der die Freiheit des Einzelnen die
*Voraussetzung* der Freiheit aller wäre, in einer solchen
(GPL-)Gesellschaft könnte eine solche Gewaltlogik, die den meisten
hier vermutlich nachvollziehbar ist, schon strukturell nicht mehr
funktionieren. Eine solche veränderte Interessenlage geht weit über
eine Friedenskultur hinaus, die heute quasi von außen in das
Konkurrenzsystem hineingetragen werden müßte / muß. Eine solche
Interessenlage würde vielmehr eine Friedenskultur im genannten Sinne
geradezu überflüssig machen, weil ein friedliches Mit- oder zumindest
Nebeneinander im Interesse aller läge und somit das Fundament der
gesellschaftlichen Beziehungen bilden würde.

Dazu ist unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem nicht
imstande. Was mit 99% folgen wird ist die Ausrufung des
Notstandes und die Hysterie der Ordnungsfanatiker, die
wieder einmal glauben zu müssen, die "Sümpfe austrocknen"
zu müssen. Die Liebhaber der Gewalt auf allen Seiten haben
jetzt Hochkonjunktur.

Ja. Was diese Anschläge aber eindrucksvoll zeigen: Es ist nicht
möglich, moderne, hochkomplexe Gesellschaften mit militärischen,
repressiven, mit Gewaltmitteln zu schützen. Solche Gesellschaften sind
auch wegen ihrer (wünschenswerten) Offenheit nicht durch solche
Maßnahmen zu schützen, weil Gewalt die Offenheit behindert.

Der einzige Schutz einer solchen Gesellschaft - und perspektivisch
also auch einer GPL-Gesellschaft! - kann nur darin bestehen, daß der
Grundkonsens in der (globalisierten) Gesellschaft so hoch ist, daß für
solche Anschläge nicht ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen.
Dies ist allerdings niemals militärisch oder mit Gewalteinsatz
erreichbar - weswegen kluge Leute jetzt auch auf Dialog setzen. Dies
wäre BTW ein Zeichen *wirklicher* Größe, wenn die USA über diesen
Anschlägen stünden und *nicht* militärisch reagierten...


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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