[ox] Schnipsel
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Fri, 14 Sep 2001 01:07:22 +0200
Hi!
Und noch zwei Schnipsel. Nochmal zur Hannovermesse und zu
Online-Communities.
Mit Freien Grüßen
Stefan
--- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< ---
iX 6/2001, S.11
Mikrowelten
Hannover Messe 2001 im Plus
...
Ebenfalls mit Modellen beschäftigt sich das Labor für Anlagentechnik
(antec) der Fachhochschule Düsseldorf zusammen mit der Buss Modeling
Technology GmbH (www.bmtec.com): Der DeskModeler gehört zu den
3D-Plottern, die aus CAD-Daten dreidimensionale Objekte herstellen
können. Im Unterschied zu den bisher bekannten kostspieligen und
schwergewichtigen Lasersystemen nutzt der DeskModeler als Basis einen
Tintenstrahldrucker von HP. Ein Aktivator in einer zusätzlichen
HP-Druckpatrone bindet gezielt biologisch abbaubares Kunststoffpulver.
Dies fließt über einen zusätzlichen Spender in eine vertikal
steuerbare Wanne. Sie befindet sich unterhalb der Druckköpfe anstelle
des sonst üblichen Papiers. In einem Arbeitsgang entsteht so Schicht
um Schicht das Modell in der gewünschten Farbgebung. Für die
Ansteuerung genügt ein handelsüblicher Windows-PC. Auf dem Stand des
Landes Nordrhein-Westfalens war es ein Pentium mit 90MHz mit 32MByte
RAM.
...
--- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< ---
c't 11/2001 (21.5.01), S.93f.
Dr. Nicola Döring
Netzwärme im Ausverkauf
Online-Communities zwischen Utopie und Profit
...
Maß der Gemeinschaft
Jenseits von Revolutionspathos, Ertragsprognosen und persönlichen
Anekdoten versucht die sozial-wissenschaftliche Forschung,
systematisch zu ergründen, ob und wo sich in Online-Foren tatsächlich
Gemeinschaften bilden. Verschiedene Ansätze haben sich ausgeprägt:
* Virtual Settlement
Die /kommunikationswissenschaftliche/ Theorie der virtuellen
Besiedlung von Quentin Jones
[www.ascusc.org/jcmc/vol3/issue3/jones.html] besagt, daß nur beim
Nachweis einer Mindestmenge von Kommunikationsvorgängen davon
auszugehen ist, daß sich in einem Online-Forum tatsächlich eine
virtuelle Gemeinschaft gebildet hat. Und zwar muß es
a) mehrere Kommunikatoren geben, von denen sich
b) einige als Stamm-Mitglieder längere Zeit beteiligen und
c) in nennenswertem Umfang auf der öffentlichen Ebene des Forums
Beiträge publizieren, die sich
d) wechselseitig aufeinander beziehen.
Nach diesen Kriterien läßt sich etwa eine Mailing-Liste, die nur als
Informationsverteiler genutzt wird, von einer
Mailing-Listen-Gemeinschaft abgrenzen.
* Virtual Culture
Gemäß diesem /soziologischen/ Ansatz schlägt sich die Existenz einer
virtuellen Gemeinschaft nicht nur darin nieder, daß ein fester Kern
von Stamm-Mitgliedern untereinander viel kommuniziert, sondern auch
darin, daß die Kommunikation zu einem nennenswerten Anteil auf die
Gemeinschaftsbildung selbst Bezug nimmt [www.aluluei.com]: Die
Existenz von kommentierten Mitgliederverzeichnissen, schriftlichen
Verhaltensregeln, Erfahrungsberichten, Mythen, Ritualen,
Zitatesammlungen, Insider-Jargon, Klatschgeschichten oder Fotoalben
beweist, daß die Forums-Mitglieder eine eigene Kommunikationskultur
etablieren und sich damit als Gemeinschaft von anderen Foren
abheben. Umfassende Willkommensbotschaften, FAQs oder
Einführungskurse für Neulinge unterstreichen in der Praxis, daß im
Forum eine bestimmte Kultur gepflegt wird.
* Common Identity
Dieser Ansatz konzentriert sich als /psychologische/ Theorie auf das
Erleben der einzelnen Community-Mitglieder. Je stärker sich alle
Beteiligten mit dem Forum beziehungsweise seinen Funktionen
identifizieren, umso stärker ist auch die dort ansässige
Gemeinschaft ausgeprägt. Eine solche kollektive Identifikation ist
unabhängig von konkreten Beziehungen zu anderen
Gemeinschaftsmitgliedern.
So zeigt sich etwas, daß MUD-Spieler sich aufgrund ihrer
Begeisterung für das Mudden als Gemeinschaft empfinden und etwa von
Chattern abgrenzen. Das MUD [Multi-User-Dungeon -- SM] vermittelt
ihnen dabei sogar ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl als ihr
Heimatland, das heißt, die MUD-Identität ist stärker ausgeprägt als
die nationale Identität.
Auch Religionsgemeinschaften oder wissenschaftliche Communities
werden ja durch gemeinsame Ziele und Werte zusammengehalten, nicht
durch alltägliches Zusammenleben und Zusammentreffen aller
Mitglieder, das in romantischen Gemeinschaftsvorstellungen zu
Unrecht immer wieder als notwendiges Kriterium angeführt wird.
* Common Bond
Eine gemeinsame ideelle Identifikation ist nur ein Teilaspekt des
Gemeinschaftserlebens. Zugehörigkeit, Geborgenheit und Rückhalt
werden durch die konkreten Beziehungen zu anderen
Gemeinschaftsmitgliedern vermittelt, wie der Common-Bond-Ansatz
betont. Beide Arten von sozialem Klebstoff sind notwendig, denn
Gemeinschaften sind oft fraktal aufgebaut: Die Zugehörigkeit zur
Weltgemeinschaft der Gläubigen (Common Identity) und die Einbindung
in die lokale Kirchengemeinde (Common Bond) ergänzen sich. Und die
Identifikation mit der AOL-, IRC- oder MUD-Community wird bestärkt
durch die soziale Bindung an andere Mitglieder im eigenen
AOL-Stammchat, Lieblings-Channel oder bevorzugten MUD.
Die persönlichen Bindungen zwischen den einzelnen Mitgliedern sind
umso wichtiger für den Gemeinschaftszusammenhalt, je weniger
übergeordnete gemeinsame Themen bestehen. So mag man den
Off-Topic-Channel #flirt-cafe verlassen, sofern andere einem
unsympathisch werden - flirten kann man schließlich überall. Dagegen
wird man den On-Topic-Channel #linux.ger eher treu bleiben, um
weiter an der Linux-Gemeinschaft zu partizipieren.
...
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de