Message 03450 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT03028 Message: 7/13 L1 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] Schnipsel



Hi!

Und noch zwei Schnipsel. Nochmal zur Hannovermesse und zu
Online-Communities.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

--- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< ---
iX 6/2001, S.11

Mikrowelten

Hannover Messe 2001 im Plus

...

Ebenfalls mit Modellen beschäftigt sich das Labor für Anlagentechnik
(antec) der Fachhochschule Düsseldorf zusammen mit der Buss Modeling
Technology GmbH (www.bmtec.com): Der DeskModeler gehört zu den
3D-Plottern, die aus CAD-Daten dreidimensionale Objekte herstellen
können. Im Unterschied zu den bisher bekannten kostspieligen und
schwergewichtigen Lasersystemen nutzt der DeskModeler als Basis einen
Tintenstrahldrucker von HP. Ein Aktivator in einer zusätzlichen
HP-Druckpatrone bindet gezielt biologisch abbaubares Kunststoffpulver.
Dies fließt über einen zusätzlichen Spender in eine vertikal
steuerbare Wanne. Sie befindet sich unterhalb der Druckköpfe anstelle
des sonst üblichen Papiers. In einem Arbeitsgang entsteht so Schicht
um Schicht das Modell in der gewünschten Farbgebung. Für die
Ansteuerung genügt ein handelsüblicher Windows-PC. Auf dem Stand des
Landes Nordrhein-Westfalens war es ein Pentium mit 90MHz mit 32MByte
RAM.

...

--- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< ---
c't 11/2001 (21.5.01), S.93f.

Dr. Nicola Döring

Netzwärme im Ausverkauf

Online-Communities zwischen Utopie und Profit

...

Maß der Gemeinschaft

Jenseits von Revolutionspathos, Ertragsprognosen und persönlichen
Anekdoten versucht die sozial-wissenschaftliche Forschung,
systematisch zu ergründen, ob und wo sich in Online-Foren tatsächlich
Gemeinschaften bilden. Verschiedene Ansätze haben sich ausgeprägt:

* Virtual Settlement

  Die /kommunikationswissenschaftliche/ Theorie der virtuellen
  Besiedlung von Quentin Jones
  [www.ascusc.org/jcmc/vol3/issue3/jones.html] besagt, daß nur beim
  Nachweis einer Mindestmenge von Kommunikationsvorgängen davon
  auszugehen ist, daß sich in einem Online-Forum tatsächlich eine
  virtuelle Gemeinschaft gebildet hat. Und zwar muß es

  a) mehrere Kommunikatoren geben, von denen sich

  b) einige als Stamm-Mitglieder längere Zeit beteiligen und

  c) in nennenswertem Umfang auf der öffentlichen Ebene des Forums
     Beiträge publizieren, die sich

  d) wechselseitig aufeinander beziehen.

  Nach diesen Kriterien läßt sich etwa eine Mailing-Liste, die nur als
  Informationsverteiler genutzt wird, von einer
  Mailing-Listen-Gemeinschaft abgrenzen.

* Virtual Culture

  Gemäß diesem /soziologischen/ Ansatz schlägt sich die Existenz einer
  virtuellen Gemeinschaft nicht nur darin nieder, daß ein fester Kern
  von Stamm-Mitgliedern untereinander viel kommuniziert, sondern auch
  darin, daß die Kommunikation zu einem nennenswerten Anteil auf die
  Gemeinschaftsbildung selbst Bezug nimmt [www.aluluei.com]: Die
  Existenz von kommentierten Mitgliederverzeichnissen, schriftlichen
  Verhaltensregeln, Erfahrungsberichten, Mythen, Ritualen,
  Zitatesammlungen, Insider-Jargon, Klatschgeschichten oder Fotoalben
  beweist, daß die Forums-Mitglieder eine eigene Kommunikationskultur
  etablieren und sich damit als Gemeinschaft von anderen Foren
  abheben. Umfassende Willkommensbotschaften, FAQs oder
  Einführungskurse für Neulinge unterstreichen in der Praxis, daß im
  Forum eine bestimmte Kultur gepflegt wird.

* Common Identity

  Dieser Ansatz konzentriert sich als /psychologische/ Theorie auf das
  Erleben der einzelnen Community-Mitglieder. Je stärker sich alle
  Beteiligten mit dem Forum beziehungsweise seinen Funktionen
  identifizieren, umso stärker ist auch die dort ansässige
  Gemeinschaft ausgeprägt. Eine solche kollektive Identifikation ist
  unabhängig von konkreten Beziehungen zu anderen
  Gemeinschaftsmitgliedern.

  So zeigt sich etwas, daß MUD-Spieler sich aufgrund ihrer
  Begeisterung für das Mudden als Gemeinschaft empfinden und etwa von
  Chattern abgrenzen. Das MUD [Multi-User-Dungeon -- SM] vermittelt
  ihnen dabei sogar ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl als ihr
  Heimatland, das heißt, die MUD-Identität ist stärker ausgeprägt als
  die nationale Identität.

  Auch Religionsgemeinschaften oder wissenschaftliche Communities
  werden ja durch gemeinsame Ziele und Werte zusammengehalten, nicht
  durch alltägliches Zusammenleben und Zusammentreffen aller
  Mitglieder, das in romantischen Gemeinschaftsvorstellungen zu
  Unrecht immer wieder als notwendiges Kriterium angeführt wird.

* Common Bond

  Eine gemeinsame ideelle Identifikation ist nur ein Teilaspekt des
  Gemeinschaftserlebens. Zugehörigkeit, Geborgenheit und Rückhalt
  werden durch die konkreten Beziehungen zu anderen
  Gemeinschaftsmitgliedern vermittelt, wie der Common-Bond-Ansatz
  betont. Beide Arten von sozialem Klebstoff sind notwendig, denn
  Gemeinschaften sind oft fraktal aufgebaut: Die Zugehörigkeit zur
  Weltgemeinschaft der Gläubigen (Common Identity) und die Einbindung
  in die lokale Kirchengemeinde (Common Bond) ergänzen sich. Und die
  Identifikation mit der AOL-, IRC- oder MUD-Community wird bestärkt
  durch die soziale Bindung an andere Mitglieder im eigenen
  AOL-Stammchat, Lieblings-Channel oder bevorzugten MUD.

  Die persönlichen Bindungen zwischen den einzelnen Mitgliedern sind
  umso wichtiger für den Gemeinschaftszusammenhalt, je weniger
  übergeordnete gemeinsame Themen bestehen. So mag man den
  Off-Topic-Channel #flirt-cafe verlassen, sofern andere einem
  unsympathisch werden - flirten kann man schließlich überall. Dagegen
  wird man den On-Topic-Channel #linux.ger eher treu bleiben, um
  weiter an der Linux-Gemeinschaft zu partizipieren.

...

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT03028 Message: 7/13 L1 [In index]
Message 03450 [Homepage] [Navigation]