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Re: [ox] Zur Kritik der Freien Kooperation



Stefan Merten schrieb:
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Der Sinn des Abschnitts ist, die Forderung "Herrschaftsinstrumente
abbauen" (Überschrift) zu konkretisieren, was hier eben zu der Forderung
"Entpriviligierung der formalen Arbeit" führt. Eine Koop ist keine
freie, wenn es in ihr diese Privilegien gibt, die dazu benutzt werden,
über andere zu verfügen und sie abzuwerten etc. Finde ich völlig richtig.

Ja, Privilegien sind - ohne lange drüber nachgedacht zu haben -
anti-emanzipativ. Aber das weiß jedes Kind. Dazu hat es die Freie
Kooperation wohl kaum gebraucht.

Lieber Stefan Merez,
schon die Überschrift "Herrschaftsinstrumente abbauen" fördert die Illusion,
Herrschaftsinstrumente (welche Person übrigens bedient denn diese 
"Instrumente", wenn nicht das raffende Kapital!) könnten reformerisch
abgebaut werden.
Der Versuch, diese Forderung (an wen?) zu konkretisieren, führt dann
auch ins Nebulöse (weil C.S. keinerlei Arbeits-Kritik kennt).
Wenn Du wie C.S. die Teilnahme an einer gelingenden (im herkömmlichen Sinn
nicht prekären etc etc) Arbeit als Privileg siehst, was ich nichtglaube, dann 
nimmst du den Standpunkt eines von der Wertproduktion entkoppelten, also 
Überflüssigen ein, der sich in nach dem "guten alten Kapitalismus"
gelingender Verwertung zurücksehnt. 
Für gelingende Verwertung und für faire Preise stehen C's 
übrigens wirklich neoliberalismus-kompatible "Freie" Kooperationen 
hauptsächlich.
 
An keiner Stelle wird von C.S. der absolut grundlegende Skandal
des globalisierten STRUKTURELLEN Zwangs zur Wertproduktion
thematisiert. 

Sein alles entscheidender blinder Fleck!

Manchem mag es so scheinen, C.S. "Theorie" könne zu emanzipatorischer
Praxis anleiten ohne diese verflixt unverständliche Wertkritik, 
ja sie hätte sie geradezu garnicht mehr nötig.
In sein System selbstähnlicher kleiner und großer Kooperationen
passt Wertkritik wirklich nicht rein.
Grundsätzlich können wertproduzierende Kooperationen immer 
nur erzwungene sein.
Sie sind taktische Zusammenschlüsse von Konkurrenzmonaden im
allgemeinen Konkurrenzkampf eines jeden gegen jeden
in einer ungesellschaftlichen Gesellschaft.
In einer wirklich freien (GPL)-Gesellschaft wird - und da ist die 
Linux-Community-Keimform C.S. weit voraus - nicht gegen Geld produziert.
Jeder nimmt sich, so viel er braucht. (Davon allein geht doch die
ganze Faszination dieser Art und Weise von kooperativer Produktion aus.
Die nur dadurch mögliche Eröffnung einer neuen revolutionären
Perspektive wird von C.S. wie aus Versehen weggewischt!)
Und deshalb kann dann in jeder Kooperation auch jeder kommen und gehen, 
wann er will. Diese Kooperationen brauchen auch nicht mehr den
Titel "Frei". Sie sind es eh, und zwar vom Verwertungszwang.
Das kommen und gehen können ist aber dann schon 
NEBENSACHE weil selbstverständlich und faire Preise sind ohne Geld
sowiso unnötig geworden. Nur in erzwungenen Kooperationen macht 
es Sinn, das RECHT (!) auf Kündigung zu fairen Preisen zu fordern - 
eine nur an einen über das Gewaltmonopol verfügenden Staat und seiner
Justiz sinnvoll zu richtenden Forderung.
- Alles postmodern (antialienistisch) aufgepeppte Neoliberalismen.-
Airfresh für alte Kamelle.

MfG,
Horst

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Organisation: projekt oekonux.de


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