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AW: Zeit (was: Re: [ox] WOS2 -- Wohlstand)





-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von:	Stefan Meretz [SMTP:stefan.meretz hbv.org]
Gesendet am:	Freitag, 9. November 2001 09:58
An:	liste oekonux.de
Betreff:	Zeit (was: Re: [ox] WOS2 -- Wohlstand)

Hallo,

ich habs geschafft. Nach etlichen mißglückten Versuchen bin
ich nun auch in der Liste gelandet. :-)
Und Zeit gehört u.a. auch zu meinen Lieblingsthemen:-)

warum nehmen sich die Leute nicht die Zeit?

gute Frage. Um welche Leute geht es denn? Ich kenn einige,
die sich gerne mal Zeit für andere Sachen nehmen, als im Wertprozess
zu stehen. 
Aber wie Stefan schon schrieb, trotzdem gehört man diesem Prozess
an, ob mann will oder nicht.

Die Frage ist also: Warum nehmen sich die Leute nicht die Zeit für
andere als die wertfunktionalen Tätigkeiten?

Da gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Sie laufen entweder darauf
hinaus, das mit den personalen Eigenschaften zu erklären oder bemühen
externe Determinanten. Personale Erklärungen sind sowas wie
"xy ist ein Workaholic" oder vornehmer: "xy hat eine warenförmige
Subjektkonstitution" und sowas. Externe Determinanten sind dann zum
Beispiel platte Sachen wie "so sind die Verhätnisse nun mal" oder
vornehmer "der Wertfetisch hat die Leute im Griff" etc. So bloss
beschreibend ist das ja auch nicht völlig falsch.

Es sind ja derzeit meiner Meinung nach tatsächlich
die äußeren Umstände (Gesellschaftsform), die einen
regelrecht vereinnahmen. Sonst würde die Frage in dieser Form wohl 
gar nicht auftreten. Oder?

Eine wichtige Dimension, die ich schon öfter gebracht habe;-), fehlt da
aber: die der Gründe. Die Leute, jeder Mensch, entscheidet sich, etwas
zu tun oder zu lassen, und dafür hat er/sie individuelle Gründe. Die
Menschen sind also weder bloß innen- noch aussengetrieben, sondern sie
verhalten sich zu ihrem "Innern" und dem "Außen" und entscheiden sich dann.

Hier klingt die Krit.Psych. durch.

Für mich ist es aber ein Phänomen, dass selbst kleinere Kinder, wo das Zeit-
gefühl eigentlich "normalerweise" noch nicht so ausgeprägt ist, empfinden,
dass die Zeit schneller vergeht.

Die Frage lautet also nun: Warum entscheiden sich die Leute immer
wieder, ihre Lebenszeit als "zugerichtete Zeit" zu verausgaben?

Eine naheliegende Antwort wäre: In dieser Gesellschaft kann der Einzelne
sein/ihr Leben nicht anders erhalten als über Verausgabung von
zugerichteter Zeit (Hirn, Nerv etc. lasse ich mal weg, hängt da aber
unmittelbar dran). Aber warum dann aber bei vielen in einem derartig
extensiven Maße? Nach meinem Eindruck: Weil die Anforderungen auch so
sind. Die Anforderungen haben in den letzten 20 Jahren unglaublich
angezogen. 

Hier wuerde ich eher die letzten 10 Jahre in Betracht ziehen.
Vorher hatte ich eher nicht diesen Eindruck. Aber vielleicht ist da das 
unterschiedl.gesellschaftl. System die Ursache dafuer.

Ein weiterer wichtiger Grund ist: Nur arbeitend, also nur in den
Strukturen zugerichteter Zeit, kann ich meine Gesellschaftlichkeit
leben. 

Womit wir wieder beim Arbeitsbegriff waeren.
Ich denke aber, dass die gesellschaftl. Anerkennung eher wichtiger
ist und deshalb sich diesem Prozess unterworfen wird.
 
Was nämlich fehlt, ist die Vorstellung, das und wie es anders gehen
kann. Der Verweis auf die Freie Software ist wirklich das einzige reale
Beispiel. Aber es ist auch durchsetzt von Zurichtungen, das wissen wir alle.

Hm. FS wird aber auch nur von einer kleinen Gruppe betrieben,
die es sich auch "leisten" kann. Aber ob es für einen Anfang genügt...
Es ist zwar ein mächtig hinkender Vergleich, aber für mich ist es eher
der Eindruck einer Kommune, die versucht autark zu leben.
Entschuldigung.

Viele Grüße
Carmen

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de
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