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[ox] Chomsky-Krieg gegen den Terror 1/2




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Contraste Link-N.cl.sub.de <Contraste Link-N.cl.sub.de>
An: contraste-list yahoogroups.de
<contraste-list yahoogroups.de>;
joachim.guilliard t-online.de
<joachim.guilliard t-online.de>
Datum: Freitag, 9. November 2001 10:42
Betreff: [contraste-list] USA: Der neue Krieg gegen den
Terror 1/2


## Nachricht vom 05.11.01 weitergeleitet
## Ursprung : /CL/AKTUELLES/ALLGEMEIN
## Ersteller: G.LANGE LINK-GOE.de


             Noam Chomsky, Der Neue Krieg gegen den Terror
      Abschrift des Vortrages aus dem MIT Forum für
Technologie
                   und Kultur, am 18. Oktober, 2001

Alle wissen, dass Fernsehleute die Welt regieren
[Gelächter]. Ich habe
gerade den Befehl erhalten hier zu sein und nicht dort.
Nun, das letzte
Gespräch, das ich in diesem Forum behandelte hatte ein
leichtes, nettes
Thema. Es ging um die Menschen als gefährdete Spezies, die
sich der
Natur ihrer Institutionen nach zu urteilen, in ziemlich
kurzer Zeit
selbst zerstören könnten. Dieses Mal geht es ein wenig
entspannter zu,
denn wir haben stattdessen ein angenehmes Thema vor uns:
der neue Krieg
gegen den Terror. Unglücklicherweise, lässt sich die Welt
weiter Dinge
einfallen, die ihn während wir hier reden, immer
schrecklicher machen.

Zwei Voraussetzungen für dieses Gespräch

Ich setze für dieses Gespräch zwei Annahmen voraus.

Die erste ist das, was ich als Anerkennung der Fakten
voraussetze. Das
heisst, dass die Ereignisse am 11. September eine
grauenhafte Greuel-
tat waren, die wahrscheinlich die grösste sofortige
Opferzahl in der
Geschichte gefordert hat, mit Ausnahme eines Krieges. Die
zweite
Voraussetzung betrifft die Ziele. Ich setze voraus, dass
unser Ziel
darin besteht, die Wahrscheinlichkeit solcher Verbrechen
zu verringern,
egal ob sie gegen uns oder gegen jemand anderes verübt
werden sollen.
Wenn Sie diese zwei Voraussetzungen nicht akzeptieren,
dann ist das
was ich sagen werde nicht an Sie gerichtet. Wenn wir sie
akzeptieren,
erheben sich daraus eine Reihe Fragen, die eng miteinander
zusammen-
hängen und viel Nachdenken verdienen.

Die fünf Fragen

Eine Frage, und die bei weitem Bedeutendste, ist die Frage
nach dem was
jetzt gerade passiert. Darin impliziert ist die Frage nach
dem was wir
dagegen tun können. Die zweite Frage betrifft die sehr
weitverbreitete
Annahme, dass das was am 11. September geschehen ist, ein
historisches
Ereignis ist, das die Geschichte verändern wird. Ich neige
dazu dem
zuzustimmen. Ich denke es ist wahr. Es war ein
historisches Ereignis,
und die Frage die wir uns stellen sollten, ist wieso. Die
dritte Frage
betrifft diesen Titel, 'Der Krieg Gegen Terror'. Was genau
ist das?
Die vierte Frage, die eingeschränkter aber bedeutend ist,
betrifft die
Ursachen des Verbrechens vom 11. September. Und die fünfte
Frage über
die ich ein wenig reden möchte, dreht sich darum, welche
politische
Optionen es in diesem Krieg gegen den Terror gibt, und um
mit den
Situationen fertigzuwerden, die dazu geführt haben.

Ich werde zu jeder Frage einige Sachen sagen. Ich würde in
diesem
Gespräch gerne auch darüber hinauszugehen und andere
Fragen anzu-
sprechen. Dies sind diejenigen die mir als heraussragend
eingefallen
sind, aber Sie könnten leicht andere gewählt haben.


1. Was passiert im Augenblick?

Das Verhungern von 3 - 4 Millionen Menschen

Nun, beginnen wir mit der augenblicklichen Lage. Ich werde
über die
Situation in Afghanistan sprechen. Dabei werde ich mich
nur an
unkontroverse Quellen halten, wie die New York Times
[Publikumsge-
lächter]. Der New York Times zufolge, sind 7 - 8 Millionen
Menschen
in Afghanistan unmittelbar vom Hungertod bedroht. Das war
im Grunde
vor dem 11. September der Fall. Sie überlebten durch
internationale
Hilfe. Am 16. September berichtete die Times, und ich
zitiere sie,
"die Vereinigten Staaten forderten Pakistan auf, die
Lastwagenkonvoys,
die den grössten Teil der Nahrung und anderer Vorräte für
die afgha-
nische Bevölkerung lieferten, einzustellen". So weit ich
feststellen
konnte, hat es hierzu in den Vereinigten Staaten, und was
das anbetrifft
auch in Europa, keinerlei Reaktionen gegeben. Ich war am
nächsten Tag
im nationalen Radio überall in Europa. Es gab meines
Wissens nach weder
in den Vereinigten Staaten, noch in Europa eine Reaktion
auf die For-
derung, Millionen von Menschen zum massiven Hungertod zu
verurteilen.
Die drohende Militärschläge nach September, um die Zeit
herum, erzwangen
den Rückzug des internationalen Hilfspersonals, was die
Hilfsprogramme
lähmte. Ich zitiere wieder aus der New York Times.
"Flüchtlinge, nach
einer anstrengenden Reise aus Afghanistan, beschreiben
Szenen der Ver-
zweiflung und Panik in ihrer Heimat, als die Drohung
amerikanischer
Militärangriffe, ihren langen Elend in eine potentielle
Katastrophe
verwandelt. Das Land hing an einem Lebensfaden, und wir
haben diesen
Faden einfach durchgeschnitten." Ich zitiere einen
evakuierten Hilfs-
arbeiter aus der New York Times.

Das Welternährungsprogramm, das UN Programm, das bei
weitem wichtigste,
konnte Anfang Oktober nach 3. Wochen wiederaufgenommen
werden, sie be-
gannen wieder, im eingeschränkten Ausmass,
Nahrungslieferungen aufzu-
nehmen. Sie haben keine internationale Hilfsarbeiter in
Afghanistan,
daher ist das Verteilungssystem behindert. Dies wurde
eingestellt
sobald die Bombardierungen begannen. Sie nahmen es dann in
noch einge-
schränkterem Masse wieder auf, während die
Hilfsorganisationen die US-
Nahrungsmittelabwürfe heftig verurteilten, und sie als
Propagandawerk-
zeug verdammten, das wahrscheinlich mehr Schaden als
Nutzen anrichtet.
Dies ist zufällig ein Zitat aus der London Financial
Times, kann aber
leicht weiterverfolgt werden. Nach der ersten Woche der
Bombardierungen,
berichtete die New York Times in einer Kolumne auf der
letzten Seite
etwas anderes, dass es nämlich nach den Berechnungen der
Vereinigten
Staaten, bald 7.5 Millionen Afghaner geben wird, die sogar
noch eine
Scheibe Brot dringend benötigen werden, und dass nur noch
wenige Wochen
übrig sind, bis der rauhe Winter Lieferungen in vielen
Gegenden völlig
unmöglich machen wird - ich zitiere weiter - aber wegen
den Bombenan-
griffen liegen die Lieferungen bei der Hälfte dessen, was
benötigt wird.
Ein beiläufiger Kommentar. Der uns sagt, dass die
westliche Zivilisation
mit der Abschlachtung von, nun, rechnen Sie selbst nach,
mehr oder
weniger drei bis vier Millionen Menschen rechnet. Am
selben Tag, winkten
die Anführer der westlichen Zivilisation, das Angebot
einer Auslieferung
des angeblichen Zieles, Osama bin Laden, und eine Bitte
einige Beweise
vorzulegen um die Forderung nach einer totalen
Kapitulation zu begründen,
wieder einmal verachtungsvoll ab. Es wurde abgelehnt. Am
selben Tag,
bat der UN-Sonderbeauftragte für Nahrung die Vereinigten
Staaten die
Bombardierung einzustellen, um zu versuchen Millionen von
Opfer zu
retten. Soweit mir das bekannt ist, gab es darüber keine
Berichte. Das
war am Montag. Gestern schlossen sich die wichtigen
Hilfsorganisationen
OXFAM, Christian Aid und andere sich der Bitte an. Darüber
kann man in
der New York Times kein Bericht finden. Es gab eine Zeile
darüber in der
Boston Globe, die in einem Artikel über ein anderes Thema
versteckt war,
Kashmir.

Stiller Völkermord

Nun, es wäre einfach das weiterzuführen, aber das alles,
in erster Linie
zeigt es uns was passiert. Es sieht so aus, als ob das was
passiert, eine
Art stiller Völkermord ist. Es liefert auch einen guten
Einblick in die
Elitekultur, der Kultur der wir angehören. Es weist darauf
hin, dass was
auch immer - passieren wird wissen wir nicht, aber Pläne
werden gemacht
und Programme implementiert, und zwar unter der Annahme,
dass sie zum Tod
mehrerer Millionen Menschen in den nächsten Wochen führen
werden, sehr
beiläufig und ohne Kommentare, kein besonderes Nachdenken
darüber, das
ist hier, und in einem Teil Europas nur normal. Nicht in
der restlichen
Welt. Im Grunde noch nicht mal in einem grossen Teil
Europas. Wenn Sie
die irische oder schottische Presse näher verfolgen, sind
die Reaktionen
sehr verschieden. Nun, das ist es, was jetzt passiert. Was
jetzt passiert
unterliegt ziemlich stark unserer Kontrolle. Wir können
sehr viel tun,
um das was passiert zu beeinflussen. Und das ist es im
grossen und
ganzen.

2. Wieso war es ein historisches Ereignis?

Angriff auf das nationale Territorium

In Ordnung, wenden wir uns der etwas abstrakteren Frage
zu, und vergessen
für einen Augenblick, dass wir uns anscheinend inmitten
eines Mordver-
suches an 3 bis 4 Millionen Menschen befinden, nicht an
den Taliban
natürlich, sondern an dessen Opfer. Gehen wir zurück zu
der Frage
nach dem historischen Ereignis vom 11. September. Wie ich
schon sagte,
denke ich dass dies zutreffend ist. Es war ein
historisches Ereignis.
Bedauerlicherweise nicht wegen seines Ausmasses, denn auch
wenn man
nicht gerne darüber nachdenkt, sind seine Ausmasse nicht
so ausser-
gewöhnlich. Ich sagte, dass es die wahrscheinlich grösste
Anzahl
sofortiger Opfer in der Geschichte gefordert hat. Und das
ist vielleicht
richtig. Aber es gibt terroristische Verbrechen, deren
weiteren Auswir-
kungen unglücklicherweise noch extremer waren.
Nichtsdestotrotz ist es
ein historisches Ereignis, weil es eine Veränderung
herbeigeführt hat.
Die Veränderung galt der Richtung, in der die Gewehrläufe
gerichtet
waren. Das ist neu. Auf radikaler Weise neu. Man nehme die
Geschichte
der Vereinigten Staaten.

Das letzte Mal, dass sich das nationale Territorium der
Vereinigten
Staaten angegriffen wurde, oder was das angeht, auch nur
davon bedroht
wurde, war als die Briten 1814 Washington niederbrannten.
Gewöhn-
licherweise wird auch Pearl Harbour erwähnt, aber das ist
keine gute
Analogie. Die Japaner, egal was man darüber denkt,
bombardierten Mili-
tärbasen in zwei US-Kolonien, nicht das nationale
Territorium; Kolonien,
die ihren Einwohnern auf nicht gerade nette Weise
entrissen worden
waren. Dieses Mal handelt es sich um das nationale
Territorium das
im grossen Massstab angegriffen worden ist, man kann
einige Beispiele
finden die dem nahekommen, aber das ist einzigartig. Fast
200 Jahre
lang, haben wir, die Vereinigten Staaten, die indigene
Bevölkerung,
das heisst viele Millionen Menschen, vertrieben oder fast
vollständig
vernichtet, halb Mexiko erobert, die ganze Karibik und
Mittelamerika
geplündert und verwüstet, manchmal sogar darüberhinaus,
Hawaii und die
Philippinen erobert und dabei Hunderttausende Philippinos
getötet. Seit
dem Zweiten Weltkrieg, hat dies in einem Ausmass um die
Welt gegriffen,
den ich nicht beschreiben muss. Aber dabei wurde immer
jemand anderes
getötet, der Kampf fand irgendwo anders statt, es waren
andere die
abgeschlachtet wurden. Nicht hier. Nicht auf nationalem
Gebiet.

Europa

Im Fall Europas ist die Veränderung sogar noch
dramatischer, weil ihre
Geschichte sogar noch schrecklicher ist als unsere. Wir
sind im Grunde
ein Auswuchs Europas. Hunderte Jahre lang hat Europa
beiläufig Menschen
auf der ganzen Welt massakriert. So haben sie die Welt
erobert, nicht
indem sie Süssigkeiten an Kinder verteilten. Während
dieser Periode
litt Europa unter mörderischen Kriegen, aber es waren
immer europäische
Mörder die sich gegenseitig umbrachten. Hunderte Jahre
lang bestand der
Hauptsport Europas daraus sich gegenseitig abzuschlachten.
Der einzige
Grund warum das in 1945 endete war, es hatte nichts mit
Demokratie zu
tun, oder damit keinen Krieg gegeneinander zu führen und
andere modische
Vorstellungen. Es geschah weil alle begriffen, dass das
nächste Mal,
dass sie dieses Spiel spielen würden, es das Ende der Welt
bedeuten
würde. Denn die Europäer, einschliesslich uns, hatten so
massive Ver-
nichtungswaffen entwickelt, dass das Spiel einfach vorbei
sein musste.
Und das reicht hunderte von Jahren zurück. Im 17.
Jahrhundert wurde
wahrscheinlich etwa 40% der deutschen Bevölkerung in einem
einzigen
Krieg ausgelöscht. Aber während dieser ganzen mörderischen
Periode
hindurch, waren es Europäer die sich gegenseitig
abschlachteten, und
Europäer die Menschen andernorts abschlachteten. Der Kongo
hat nicht
Belgien angegriffen, Indien hat nicht England angegriffen,
Algerien hat
nicht Frankreich angegriffen. Es ist einheitlich. Es gibt
auch kleine
Aussnahmen, aber in sehr geringen Aussmassen, fast
unsichtbar verglichen
mit den Massstäben dessen was Europa und wir dem Rest der
Welt antaten.
Das ist die erste Veränderung. Es ist das erste Mal, dass
die Kanonen
in die andere Richtung zielten. Und meiner Meinung nach,
ist das auch
der Grund wieso man so verschiedene Reaktionen auf beiden
Seiten des
irischen Meeres sieht, was ich übrigens in vielen
Interviews auf beiden
Seiten, im nationalen Radio auf beiden Seiten bemerkt
habe. Die Welt
sieht sehr unterschiedlich aus, je nachdem ob man die
Leine hält, oder
Jahrhunderte hindurch damit verprügelt worden ist. Deshalb
denke ich,
dass der Schock und die Überraschung in Europa und seinen
Ausläufern,
wie hier, sehr verständlich ist. Es ist ein historisches
Ereignis, aber
leider nicht wegen seiner Ausmasse, sondern aus einem
anderen Grund,
weshalb die restliche Welt, der grösste Teil der Welt, ihn
ziemlich
anders betrachtet. Nicht ohne Sympathie für die Opfer der
Greueltat,
oder ohne von ihr entsetzt zu sein, das ist fast
allgemein, aber sie
sehen es aus einer anderen Perspektive. Etwas, das wir
vielleicht ver-
stehen möchten.

3. Was ist der Krieg gegen den Terrorismus?

Nun, wenden wir uns der dritten Frage zu, 'Was ist der
Krieg gegen den
Terrorismus?', und einer Nebenfrage, 'Was ist
Terrorismus?'. Der Krieg
gegen den Terrorismus ist an höchsten Stellen als ein
Kampf gegen eine
Plage beschrieben worden, ein Krebs, der von Barbaren
verbreitet wird,
von "verdorbenen Gegner der Zivilisation selbst." Dies ist
eine Wahr-
nehmung die ich teile. Die Worte die ich zitiere sind
übrigens 20 Jahre
alt. Sie stammen von Präsident Reagen und seinem
Innenminister. Die
Reagen Regierung kam vor 20 Jahren an die Macht und
verkündete, der
Krieg gegen den internationalen Terrorismus würde das
Herzstück unserer
Aussenpolitik sein, den sie mit Worten in der Art
beschrieben, wie ich
sie gerade erwähnt habe, und ähnliche mehr. Und es war das
Herzstück
unserer Aussenpolitik. Die Reagen Regierung antwortete auf
diese, von
verdorbenen Gegner der Zivilisation verbreiteten Plage,
indem sie ein
internationales terroristisches Netzwerk ohnegleichen
aufgebaut haben,
von nie gekannten Ausmassen, das massive Greueltaten auf
der ganzen Welt
verübte. Ich werde nicht die Errungenschaften aufzählen.
Sie sind alle
gebildete Menschen, daher bin ich sicher, dass Sie darüber
in der Grund-
schule gelernt haben [Publikumsgelächter].

Reagans US-Krieg gegen Nicaragua

Aber ich werde nur einen Fall erwähnen, der völlig
unkontrovers ist,
deshalb könnten wir genauso gut auch nicht darüber
argumentieren.
Keineswegs der extremste, aber unkontrovers. Er ist
unkontrovers
aufgrund der Urteile der höchsten internationalen
Autoritäten, des
Internationalen Gerichtshofes, des Weltgerichtshofes, und
des UN-
Sicherheitsrates. Also ist dieser Fall unkontrovers,
zumindest unter
Menschen, die zumindest einen Mindestmass an Respekt vor
internationalen
Gesetzen, Menschenrechten, Gerechtigkeit und solchen Dinge
haben. Und
nun gebe ich Ihnen eine Übung auf. Sie können schätzen wie
gross diese
Kategorie ist, indem Sie einfach fragen, wie oft dieser
unkontoverse
Fall in den Kommentaren des letzten Monats erwähnt worden
ist. Und dabei
handelt es sich um einen höchst relevanten Fall, nicht nur
weil es un-
kontrovers ist, sondern weil er einen Präzedenzfall dafür
liefert, wie
ein gesetzestreuer Staat auf einen internationalen
Terrorismus antworten
sollte - und tatsächlich geantwortet hat - der
unkontrovers ist. Und
sogar noch extremer gewesen ist als die Ereignise des 11.
Septembers.
Ich spreche über Reagens US-Krieg gegen Nicaragua, der
Zehntausende
Opfer gefordert hat und das Land vielleicht
unwiederruflich ruiniert
hat.

Nicaraguas Antwort

Nicaragua hat geantwortet. Sie haben nicht geantwortet
indem sie Bomben
auf Washington abwarfen. Sie antworteten, indem sie vor
dem Weltgerichts-
hof gingen, und einen Fall präsentieren, bei dem sie ohne
Schwierigkeiten
Beweise vorlegen konnten. Das Weltgerichtshof akzeptierte
ihren Fall,
entschied zu ihren Gunsten, verurteilte was es als
"unrechtmässige
Anwendung von Gewalt" bezeichnete - was ein anderes Wort
für internati-
onaler Terrorismus ist - durch die Vereinigten Staaten,
ordnete die
Vereinigten Staaten an, das Verbrechen zu beenden, und
massive Repara-
tionsleistungen zu zahlen. Die Vereinigten Staaten wiesen
die Ent-
scheidung des Gerichts natürlich verachtungsvoll zurück,
und verkündete,
die Jurisdiktion des Gerichtshofes von diesem Zeitpunkt an
nicht mehr
anzuerkennen. Daraufhin wandte sich Nicaragua an den
UN-Sicherheitsrat,
der eine Resolution erwog, die alle Staaten dazu aufrief
die internati-
onalen Gesetze zu befolgen. Niemand wurde namentlich
genannt, aber alle
verstanden worum es ging. Die Vereinigten Staaten legten
ein Veto gegen
die Resolution ein. Die US sind bis heute der einzige
Staat der jemals,
sowohl von dem Weltgerichtshof wegen internationalem
Terrorismus ver-
urteilt worden ist, und ein Veto gegen eine Resolution des
Sicherheits-
rates eingelegt hat, die Staaten dazu aufrief die
internationalen Gesetze
zu achten. Daraufhin wandte sich Nicaragua an die
Generalversammlung,
wo es technisch gesehen kein Veto gibt, aber eine negative
Stimme der
Vereinigten Staaten wie ein Veto zählt. Die
Generalversammlung erliess
eine ähnliche Resolution, der sich nur die Vereinigten
Staaten, Israel
und El Salvador widersetzten. Im folgenden Jahr, konnten
die Vereinigten
Staaten nur noch Israel für ihre Sache begeistern, also
standen zwei
Stimmen gegen die Befolgung der internationalen Gesetze.
An diesem Punkt
hatte Nicaragua keine gesetzlichen Möglichkeiten mehr. Es
hatte alle
Mittel versucht. Sie funktionieren in einer Welt nicht,
die von Gewalt
regiert wird.

Dieser Fall ist nicht kontrovers, ist aber bei weitem
nicht der
extremste. Wir gewinnen viele Einblicke in unsere eigene
Kultur und
Gesellschaft und dem was jetzt im Augenblick passiert,
indem wir
fragen "wie viel wissen wir darüber? Wie viel reden wir
darüber? Wie
viel lernen wie darüber in der Schule? Wie viel davon ist
auf den
ersten Seiten der Zeitungen zu lesen?" Und das ist nur der
Anfang.
Die Vereinigten Staaten antworteten auf das Weltgericht
und dem
Sicherheitsrat, indem sie den Krieg unverzüglich
eskalierten, was
übrigens eine bipartisane Entscheidung war. Die
Bedingungen des
Krieges wurden also geändert. Zum ersten Mal waren Befehle
an eine
terroristische Armee gegeben worden - offizielle Befehle -
sogenannte
"weiche Ziele" anzugreifen, womit ungeschützte zivile
Ziele gemeint
sind, und sich von der nicaraguanischen Armee
fernzuhalten. Sie waren
dazu in der Lage, weil die Vereinigten Staaten den
Luftraum über
Nicaragua vollkommen kontrollierten, und die Söldnerarmee
mit fort-
schrittlichen Kommunikationsmittel ausgerüstet war; sie
war keine
Guerrillaarmee im üblichen Sinn, und konnte Instruktionen
über die
Stellungen der nicaraguanischen Armee erhalten, um
landwirtschaftliche
Kollektive, Krankenhäuser und so weiter - weiche Ziele
also - ungestraft
angreifen zu können. Das waren die offiziellen Befehle.

Welche Reaktion gab es darauf?

Welche Reaktion folgte? Das war bekannt. Es gab eine
Reaktion darauf.
Die Politik wurde von der linken liberalen Meinung als
vernünftig
angesehen. Zum Beispiel schrieb Michael Kinsely, der in
der mainstream
Diskussion die Linke repräsentiert, in einem Artikel, wir
sollten
diese Politik nicht so schnell kritisieren wie es Human
Rights Watch
gerade getan hatte. Er sagte, eine "vernünftige Politik"
müsste "dem
Test der Kostenbenefizanalyse genügen", das heisst - ich
zitiere jetzt,
die Analyse der "Menge an Blut und Elend die sie fordern
wird, und der
Wahrscheinlichkeit, dass am Ende die Demokratie folgen
wird. "Demo-
kratie, in dem Sinne wie die Vereinigten Staaten den
Begriff verstehen,
was durch die umliegenden Länder graphisch illustriert
wird. Es ist
axiomatisch, dass die Vereinigten Staaten, die US-Eliten,
das Recht
haben diese Analyse vorzunehmen und das Projekt
durchzuführen wenn
es ihre Anforderungen besteht. Und es bestand ihre
Anforderungen.
Es funktionierte. Als Nicaragua dem Angriff einer
Supermacht endlich
erlag, preisten Kommentatoren laut und begeistert die
angewandten
Methoden, und beschrieben sie ausführlich. Ich werde das
Time Magazin
zitieren, nur um eins zu wählen. Sie lobten den Erfolg der
angewandten
Methoden: "die Wirtschaft zu zerstören, und einen langen
und tödlichen
Krieg zu führen, bis die erschöpften Eingeborenen die
unerwünschte
Regierung selbst stürzen," mit Kosten, die für uns
"minimal" sind, und
die Opfer mit "zerstörten Brücken, sabotierten
Elektrizitätswerke und
ruinierte Farmen" zurücklässt, und dem US-Kandidaten somit
ein "sieg-
reiches Wahlversprechen" zur Verfügung stellt: "den Elend
des Volkes
von Nicaragua zu beenden". Eine Schlagzeile der New York
Times verkün-
dete angesichts dieses Ausganges "Amerikaner in Freude
vereint".

Terrorismus funktioniert - Terrorismus ist nicht die Waffe
der Schwachen

Dies ist die Kultur in der wir leben, und sie enthüllt
mehrere Fakten.
Eins davon ist die Tatsache, dass Terrorismus
funktioniert. Er versagt
nicht. Er funktioniert. Gewalt funktioniert meistens. Das
ist Weltge-
schichte. Zweitens, ist es ein sehr schwerer analytischer
Fehler zu
sagen, wie es üblich getan wird, dass der Terrorismus die
Waffe der
Schwachen ist. Wie andere Formen der Gewalt, ist er in
erster Linie
eine Waffe der Starken, tatsächlich im überwältigendem
Masse. Es
wird für eine Waffe der Schwachen gehalten, weil die
Starken auch
die doktrinäre Systeme kontrollieren, und ihr Terrorismus
nicht als
Terrorismus zählt. Das ist beinahe universell. Es fällt
mir keine
einzige historische Ausnahme ein, sogar die schlimmsten
Massenmörder
betrachten die Welt auf diese Weise. Nehmen wir die Nazis.
Sie
überzogen das besetzte Europa nicht mit Terror. Sie
beschützten die
ansässigen Bevölkerungen vor dem Terrorismus der
Partisanen. Und wie
bei anderen Widerstandsbewegungen, gab es Terrorismus. Die
Nazis ver-
übten Gegenterrorismus. Darüberhinaus stimmten die
Vereinigten Staaten
dem im weitesten Sinne zu. Nach dem Krieg führte die Armee
der Ver-
einigten Staaten ausführliche Studien über die
Gegenterror-Operationen
der Nazis in Europa durch. Zuerst einmal sollte ich sagen,
dass die
US - sie aufgriffen und selbst ausführten, oft gegen die
gleichen Ziele
des ehemaligen Widerstandes. Aber das Militär studierte
ebenfalls die
Methoden der Nazis, veröffentlichte interessante Studien
darüber in
denen sie diese manchmal kritisierten, weil sie nicht
effizient genug
ausgeführt worden waren, also eine kritische Analyse - das
habt ihr
nicht richtig gemacht, das habt ihr richtig gemacht. Aber
aus diesen
Methoden, und mit der Beratung der Wehrmachtsoffiziere,
die in die
Vereinigten Staaten geholt worden waren, entstanden die
Handbücher
für Aufstandsbekämpfung, für Gegenterror, für den
sogenannten Konflikt
niedriger Intensität, und das sind die Handbücher und das
sind die
Verfahren, die gegenwärtig angewendet werden. Also haben
es nicht nur
die Nazis getan. Es ist etwas, das die Anführer der
westlichen Zivili-
sation - das sind wir - als die richtige Vorgehensweise
betrachteten,
und zu dem sie dann selbst griffen. Terrorismus ist nicht
die Waffe
der Schwachen. Es ist die Waffe derer, die gegen "uns"
sind, wer auch
immer dieses "uns" gerade ist. Und wenn Sie eine
historische Ausnahme
hierzu finden können, wäre ich sehr daran interessiert sie
zu erfahren.

Die Natur unserer Kultur - Wie wir den Terrorismus
betrachten

Nun, ein interessanter Hinweis auf die Natur unserer
Kultur, unserer
hohen Kultur, ist die Art in der all dies betrachtet wird.
Eine Art es
zu betrachten besteht darin es zu unterdrücken. So dass
fast niemand
etwas davon gehört hat. Und die Macht der amerikanischen
Propaganda und
Indoktrinierung ist so gross, dass dies sogar unter den
Opfern selbst,
weitgehend unbekannt ist. Ich meine, wenn man sich darüber
mit Menschen
in Argentinien unterhält, muss man sie daran erinnern. Oh,
ja, das ist
passiert, wir hatten es vergessen. Es wird tief
unterdrückt, in ideolo-
gischer und anderen Hinsichten.

Der Gedanke, dass Nicaragua das Recht gehabt haben könnte
sich zu
verteidigen

Nun, ein Aspekt der viel über unsere eigene Haltung zum
Terrorismus
enthüllt, ist die Reaktion auf den Gedanken, dass
Nicaragua das Recht
gehabt haben könnte sich selbst zu verteidigen.
Tatsächlich habe
ich dies bereits durch Datensuche und ähnliches etwas
detailierter
untersucht. Der Gedanke, dass Nicaragua vielleicht das
Recht gehabt
haben könnte sich selbst zu verteidigen wurde als empörend
betrachtet.
Es gibt praktisch keinen einzigen Hinweis in
Mainstream-Kommentare,
der andeuten würde, dass Nicaragua dieses Recht gehabt
haben könnte.
Und diese Tatsache wurde von der Reagen Regierung und
ihrer Propaganda
auf interesanter Weise ausgebeutet. Jene von Ihnen die
diese Zeiten
mitgekriegt haben, werden sich daran erinnern, wie sie
regelmässig
Gerüchte ausstreuten, die Nicaraguaner würden von den
Russen MIG
Kampfjets erhalten. An diesem Punkt spalteten sich die
Falken und
die Tauben. Die Falken sagten, 'ok, bombardieren wir sie.'
Die Tauben
sagten 'wartet mal eine Minute, sehen wir ob die Gerüchte
wahr sind.
Und wenn die Gerüchte wahr sind, dann bombardieren wir
sie. Weil sie
eine Bedrohung der Vereinigten Staaten sind.' Wieso
erhielten sie
übrigens MIGs? Nun, sie hatten versucht Kampfflugzeuge aus
Europa zu
erhalten, aber die Vereinigten Staaten hatten ihre
Verbündete unter
Druck gesetzt, ihnen keine Verteidigungsmittel zu senden,
weil sie
wollten, dass sie sich an die Russen wandten. Das ist gut
für Propa-
gandazwecke. Dann werden sie zu einer Bedrohung für uns.
Denken Sie
daran, dass Nicaragua nur zwei Tagesmärsche von
Harlington, Texas,
entfernt liegt. Wir riefen 1985 in der Tat einen
nationalen Notstand
aus, um das Land vor der Bedrohung aus Nicaragua zu
schützen. Und er
blieb bestehen. Also war es viel besser wenn sie Waffen
von den Russen
erhielten. Wozu sie Kampfflugzeuge haben wollten? Nun, aus
den Gründen
die ich bereits erwähnt habe. Die Vereinigten Staaten
hatten die
absolute Kontrolle über ihren Luftraum, und benutzte das,
um der
terroristischen Armee Instruktionen zu liefern, die es ihr
ermöglichte
weiche Ziele anzugreifen, ohne auf einer Armee zu stossen,
die diese
verteidigen konnte. Jeder wusste, dass dies der Grund war.
Sie würden
ihre Kampfflugzeuge für nichts anderes benutzen. Aber der
Gedanke,
dass es Nicaragua gestattet sein sollte seinen Luftraum
gegen den
Angriff einer Supermacht zu schützen, die terroristische
Streitkräfte
darauf ansetzte zivile Ziele anzugreifen, das wurde in den
Vereinigten
Staaten als empörend betrachtet, und das allgemein.
Ausnahmen sind
selten, ich kann sie praktisch aufzählen. Ich sage nicht,
dass Sie
meinem Wort dafür vertrauen sollen. Sehen Sie selbst nach.
Das schliesst
übrigens auch unsere eigenen Senatoren mit ein.

Honduras - Die Ernennung von John Negroponte als
Botschafter an die
Vereinten Nationen

Eine andere Illustration dessen, wie wir den Terrorismus
betrachten
geschieht gerade im Augenblick. Die US haben gerade vor
einigen Wochen,
einen Botschafter an die Vereinten Nationen ernannt, der
den Krieg gegen
den Terrorismus anführen soll. Wer ist er? Nun, sein Name
ist John
Negroponte. Er war der US-Botschafter des
Vasallengebietes, das Honduras
in den frühen 80'er Jahren gewesen ist. Es wurde wenig
Aufhebens über
die Tatsache gemacht, dass er sich der Morde und den
anderen Greueltaten,
die von den Sicherheitskräften von Honduras, die wir
unterstützten, im
grossen Masstab verübt wurden, bewusst gewesen sein musste
und es sicher
auch war. Aber das ist nur ein kleiner Teil. Als Prokonsul
von Honduras,
wie er dort genannt wurde, war er der lokale Aufseher des
in Honduras
basierten terroristischen Krieges gegen Nicaragua gewesen,
für den
seine Regierung von dem Weltgerichtshof und dem
Sicherheitsrat in einer
blockierten Resolution verurteilt worden ist. Und er wurde
gerade zum
UN-Botschafter ernannt, der den Krieg gegen den
Terrorismus anführen
soll. Ein weiteres kleines Experiment den Sie anstellen
können, ist es
herauszufinden welche Reaktionen es darauf gegeben hat.
Nun, ich könnte
Ihnen sagen, was Sie finden werden, aber finden Sie es für
sich selbst
heraus. Das sagt uns eine Menge über den Krieg gegen den
Terror, und
eine Menge über uns selbst.

Nachdem die Vereinigten Staaten, unter den von der Presse
so graphisch
beschriebenen Bedingungen, das Land erneut in Besitz
nahmen, war das
Nicaragua in den 80'er Jahren ziemlich zerstört worden,
ist aber seitdem
in so ziemlich jeder Hinsicht vollkommen zusammengestürzt.
Seit der
Übernahme durch die Vereinigten Staaten, ist es
wirtschaftlich, demokra-
tisch und in jeder anderen Hinsicht scharf abgefallen. Es
ist nun das
zweitärmste Land der Hemisphäre. Ich sollte sagen. Ich
werde nicht
darüber reden, aber ich erwähnte, dass ich Nicaragua
ausgesucht habe,
weil es ein unkontroverser Fall ist. Wenn Sie sich die
anderen Staaten
in der Region ansehen, war der Staatsterror dort viel
extremer, und
ist wieder nach Washington zurückzuverfolgen, und das ist
bei weitem
nicht alles.

US & UK unterstützte Angriffe in Südafrika

Es geschah auch anderswo auf der Welt, nehmen wir zum
Beispiel Afrika.
Alleine während der Reagen Regierung, töteten
südafrikanische Angriffe
mit Unterstützung der Vereinigten Staaten und
Grossbritannien, US/UK-
unterstützte, südafrikanische Angriffe gegen benachbarte
Länder, mehr
als anderthalb Millionen Menschen, und verursachten einen
Schaden und
eine Zerstörung im Wert von 60 Milliarden Dollar. Und wenn
wir uns die
ganze Welt ansehen, können wir mehr Beispiele anführen.

Das also war eine kleine Kostprobe des ersten Krieges
gegen den Terror.
Sollten wir dem Aufmerksamkeit schenken? Oder denken, dass
es irgendwie
relevant wäre? Immerhin ist es nicht gerade graue
Geschichte. Nun,
offensichtlich nicht, wie man aus der gegenwärtig
stattfindenden Diskus-
sion des Krieges gegen den Terror ersehen kann, der im
letzten Monat
das Hauptthema gewesen ist.

Haiti, Guatemala und Nicaragua

Ich erwähnte, dass Nicaragua zum zweitärmsten Land der
Hemisphäre
geworden ist. Welches ist das ärmste Land? Nun, das ist
natürlich
Haiti, das zufälligerweise auch zum Opfer der bei weitem
meisten
US-Interventionen des 20 Jahrhundert geworden ist. Wir
haben es
vollkommen verwüstet. Es ist das ärmste Land. Nicaragua
liegt bei
der Anzahl von US-Interventionen im 20. Jahrhundert an
zweiter
Stelle. Es ist das zweitärmste Land. Eigentlich wetteifert
es mit
Guatemala. Sie wechseln sich jedes Jahr oder so darin ab,
wer das
zweitärmste Land ist. Sie liegen auch darüber im
Wettstreit, wer
das führende Ziel von US-Militärinteventionen ist. Wir
sollen alle
denken, dass das irgendeine Art von Zufall ist. Das es
nichts mit
dem zu tun hat, was in der Geschichte stattgefunden hat.
Vielleicht.

Kolumbien und die Türkei

Der schlimmste Menschenrechtsverbrecher der 90'er Jahren,
ist bei
weitem Kolumbien gewesen. Es ist ebenfalls der bei weitem
führende
Empfänger US-militärischer Hilfe der 90'er Jahren gewesen,
zur
Aufrechterhaltung des Terrors und der
Menschenrechtsverletzungen.
In 1999 ersetzte Kolumbien die Türkei als den grössten
Empfänger von
US-Waffenverkäufe weltweit, das heisst, ausser Israel und
Ägypten,
die eine Kategorie für sich sind. Und das sagt uns im
Grunde einiges
mehr über den gerade stattfindenden Krieg gegen den
Terror.

Wieso erhielt die Türkei einen so riesigen Zustrom von
US-Waffen?
Nun, wenn man die Einfuhr von US-Waffen in die Türkei
betrachtet,
erhielt die Türkei immer eine Menge US-Waffen. Es ist
strategisch
plaziert, ein NATO-Mitglied und so weiter. Aber der
Zustrom von
Waffen an die Türkei stieg in 1984 stark an. Es hatte
nichts mit
dem Kalten Krieg zu tun. Ich meine Russland war gerade
dabei zu
kollabieren. Und der Waffenstrom blieb hoch von 1984 bis
1999, als
er abnahm, und die Türkei von Kolumbien als führender
Empfänger
abgelöst wurde. Was passierte zwischen 1984 und 1999? Nun,
in 1984
begann die Türkei einen grossen terroristischen Krieg
gegen die
Kurden im Südosten der Türkei. Und das war es, als die
US-Militärhilfe
anstieg. Und es ging nicht nur um Pistolen. Es waren
Kampfflugzeuge,
Tanks, militärisches Training und so weiter. Und die
Unterstützung
blieb hoch als die Greueltaten während der 90'er Jahre
eskalierten.
Sie wurden von noch mehr Hilfe gefolgt. Der Höhepunkt fand
im Jahr
1997 statt. In 1997 war die US-Militärhilfe an die Türkei
höher als
in der ganzen Periode von 1950 bis 1983 zusammen. Das war
die Periode
des Kalten Krieges, was ein Hinweis darauf ist, wie viel
der Kalte
Krieg die Politik tatsächlich beeinflusst hat. Und die
Ergebnise waren
beeindruckend. Dies führte zu 2-3 Millionen Flüchtlinge.
Eine der
schlimmsten ethnischen Säuberungen der späten 90'er
Jahren. Zehntausende
Menschen wurden getötet, 3.500 Städte und Dörfer zerstört,
viel mehr
als in Kosovo, sogar unter der NATO-Bombardierung. Und die
US lieferte
80% der Waffen, zunehmend mehr, je nachdem wie auch die
Greueltaten
zunahmen, mit dem Höhepunkt in 1997. Das nahm 1999 wieder
ab, da der
Terror wieder einmal funktioniert hatte, so wie es das
meistens tut,
wenn er von seinen wichtigsten Agenten verübt wird,
hauptächlich den
Mächtigen. Um 1999 herum hatte der türkische Terror, der
natürlich
als Gegenterror bezeichnet wurde, aber das ist wie ich
bereits sagte,
universell, funktionert. Deshalb wurde die Türkei durch
Kolumbien
ersetzt, das mit seinem terroristischer Krieg noch kein
Erfolg gehabt
hatte. Und deshalb musste es als Empfänger von US-Waffen
an erster
Stelle rücken.

Selbstbeglückwünschung der westlichen Intellektuellen

Was das ganze besonders bemerkenswert macht, ist dass dies
alles
inmitten einer riesigen Welle von Selbstgratulationen
westlicher
Intellektuellen stattfand, die wahrscheinlich in der
Geschichte
einzigartig ist. Ich meine, Sie erinnern sich alle daran.
Das war
erst vor wenigen Jahren. Massive Selbstbeweihräucherungen
darüber,
wie wir zum ersten Mal in der Geschichte so grossartig
wären;
dass wir für Prinzipien und Werte standen; uns der
Beendigung der
Unmenschlichkeit überall in der neuen Ära dieses oder
jenes ver-
schrieben hätten, und so weiter. Und wir können natürlich
keine
Greueltaten nahe der NATO-Grenzen tolerieren. Das wurde
immer wieder
wiederholt. Nur innerhalb der NATO-Grenzen, wo wir nicht
nur viel
schlimmere Greueltaten tolerieren, sondern auch noch zu
ihnen bei-
tragen können. Ein anderer Einblick in die westliche und
unserer
eigenen Zivilisation, ist wie oft dies zur Sprache
gebracht worden
ist? Versuchen Sie das nachzuschlagen. Ich werde es nicht
wiederholen.
Aber es ist lehrreich. Es ist eine ziemlich beeindruckende
Leistung
für ein Propagandasystem dies in einer freien Gesellschaft
fertigzu-
bringen. Es ist ziemlich erstaunlich. Ich glaube nicht,
dass dies in
einen totalitären Staat gelingen könnte.

Die Türkei ist äusserst dankbar

Und die Türkei ist sehr dankbar. Vor wenigen Tagen erst,
gab der Erste
Minister Ecevit bekannt, dass die Türkei der Koalition
gegen den Terror
beitreten würde, sehr enthusiastisch, sogar mehr so als
andere. Tat-
sächlich sagte er, dass sie Truppen beisteuern würden, was
andere nicht
zu tun bereit gewesen sind. Und er erklärte weshalb. Er
sagte, wir
schulden den Vereinigten Staaten sehr viel, weil die
Vereinigten Staaten
das einzige Land gewesen sind, die bereit waren so massiv
zu unserem
eigenen - in seinen Worten - "gegenterroristischen" Krieg
beizutragen,
das heisst zu unserer eigenen massiven ethnischen
Säuberung und unseren
Greueltaten und Terror. Andere Länder halfen ein wenig,
hielten sich
aber im Hintergrund. Die Vereinigten Staaten andererseits
beteiligten
sich enthusiastisch und entscheidend, und konnten das
aufgrund des
Schweigens - das richtigere Wort wäre Ergebenheit - der
gebildeten
Klassen, die mit Leichtigkeit etwas darüber hätten
herausfinden können.
Es ist immerhin ein freies Land. Man kann
Menschenrechtsberichte lesen.
Man kann alle Arten von Dingen lesen. Aber wir entschieden
uns statt-
dessen zu den Greueltaten beizutragen, und die Türkei ist
sehr glück-
lich, sie schulden uns viel dafür, und werden daher
Truppen beisteuern,
genau wie während des Krieges in Serbien. Die Türkei wurde
hochge-
priesen, wegen des Einsatzes ihrer F-16's, die wir ihr zur
Verfügung
gestellt hatten um Serbien zu bombardieren, genau wie sie
die gleichen
Flugzeuge gegen ihre eigene Bevölkerung eingesetzt hatte,
bis es ihnen
endlich gelang den internationalen Terror, wie sie ihn
nannten, zu zer-
malmen. Und wie gewöhnlich, wie immer, schliesst
Widerstand Terror mit
ein. Das war bei der Amerikanischen Revolution der Fall.
Das war bei
jedem Fall so den ich kenne. Genau so wie es stimmt, dass
jene die
einen Monopol auf Gewalt haben von sich selbst reden, als
ob sie Gegen-
terror ausüben würden.

                               * * *


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