Re: [ox] Dschungel, Version 2
- From: Hans-Gert Graebe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Thu, 15 Nov 2001 09:14:44 +0100 (MET)
Hallo Stefan,
ich habe ein paar Kommentare an den Text selbst angefügt. Hier noch
ein Gedanke allgemeiner Art:
Ich hatte schon darauf hingewiesen, dass auch in Marktprozessen
Elemente freier Kooperation stecken, nämlich, wenn es um die dingliche
Seite geht. Sie sind auf eigentümliche Weise mit der Wertseite
verquickt, bei Marx über W-G-W bzw. G-W-G'. Letzteres ist das
eigentliche Übel, aus dem sich die "tautologische
Selbstbewegungsstruktur des Geldes" ergibt. Es geschieht ein
ständiger Perspektivwechsel zwischen der dinglichen Seite und der
abstrakten Tauschwertseite. Das ist allerdings besonders typisch für
ein Denken in Produkten. Ändert sich daran etwas mit dem Übergang von
einer produktorientierten zu einer prozessorientierten Ökonomie? In
letzterer kann man diesen Perspektivwechsel nicht dauernd vollziehen,
weil die Reproduktionsprozesse natürlich auf der dinglichen Seite
ablaufen. Dingliche Seite und "Cash flow" fallen damit kausal immer
weiter auseinander (und werden betriebswirtschaftlich wohl auch
zunehmend getrennt gemanagt), sind aber gleichwohl durch die
gesellschaftlichen Verhältnisse nach wie vor unlösbar in ein Paket
geschnürt. Du schreibst
Was die Gewerkschaft für das Kollektiv der abhängig Beschäftigten,
ist die Freie Kooperation für den individuellen Menschen. Die
warenproduzierende Gesellschaft, der übergreifende, unsere Freiheit
verhindernde Zusammenhang, wird nicht überschritten. Es geht »nur«
darum, den Einzelnen hier und heute handlungsfähiger zu machen, ihm
oder ihr den Rücken zu stärken. Aber das ist unter den heutigen
Bedingungen schon viel.
Ergbit sich aus dem "Produkt -> Prozess" hierfür eine zusätzliche
Dynamik?
--
Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe
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