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Re: [ox] Freie Kooperation & Wertkritik



Hi Benni, Horst, alle!

3 weeks (22 days) ago Benni Bärmann wrote:
                  Warum genau Arbeit Scheiße ist
                              oder
            Freie Kooperation, Oekonux und Wertkritik

Schöner Text :-) . Freut mich, daß du dich jetzt auch zu so etwas
aufraffst :-) . Wenn du magst können wir ihn auch gerne in den
`texte'-Bereich der Web-Site tun.

Und ich mag die Denkweise in persönlichen Bezügen - insbesondere "ich"
- auch sehr. Das sieht der Feminismus ganz richtig :-) .

Zunächst ein paar Anmerkungen zu deinem Text. Ich reite jetzt nicht
weiter auf meinem Unbehagen mit Freier Kooperation rum, gehe aber
dennoch hier und da drauf ein um was Oekonux-logisch klar zu machen.

Ich habe mir nun das Konzept Freier Kooperation angeschaut um meine
ursprünglichen Fragen an das Arbeiten erklärt zu bekommen. Auf den ersten
Blick ist es offensichtlich: Lohnarbeit ist erzwungene Kooperation, da der
Scheidungspreis nicht stimmt. Wenn ich kündige, bin tendenziell immer ich
der Gelackmeierte, weil meine Arbeitsergebnisse weiter Profit abwerfen aber
ich nicht weiter meinen Lohn erhalte.

Das ist letzlich die Sichtweise des ungerechten Lohns, den der
Arbeiterbeweguns-Marxismus und die Sozialdemokratie incl.
Gewerkschaften vertreten und die die Krisis so vehement - und zu Recht
- kritisiert.

Ich würde sagen, daß es hier letztlich um das *Eigentum* an deiner
Arbeitskraft - oder in diesem Fall: deinen Arbeitsergebnissen - geht.
Dein Unbehagen stammt daher, daß du meinst, dein Eigentum nicht
gerecht hergetauscht zu haben.

Oekonux-logisch würde ich da mit völlig anderen Kategorien rangehen.
In der Freien Software gibt es kein Eigentum im bürgerlichen Sinne -
auch kein Gemeineigentum würde ich übrigens meinen. Und in diesem
großen Pool von Nicht-Eigentum geht auch deine Mühe ein. Da es nicht
um Eigentum geht machst du dir auch keine Sorgen um irgendeinen
gerechten Lohn. Die Dinge fließen eben einfach.

Für mich als Softwareentwickler zeigt sich dieser Trend auch schon ganz
gegenständlich und nachvollziehbar: Es gibt den Fall, dass ich in einem
Lohnarbeitsverhältnis Freie Software produziere. Was dann? Jetzt stimmt der
Scheidungspreis. Wenn ich gehe kann ich zumindestens große Teile meiner
Arbeit mitnehmen, nämlich den Sourcecode meiner Programme, da das Ergebnis
meiner Arbeit von Begin an als Freie Software der Algemeinheit zu Gute
kommt.

Das ist zu kurz. Den Effekt hast du zwar bei Freier Software, den
könntest du aber bei entsprechender Vertragsgestaltung aber auch mit
proprietärer Software haben.

Anyway weiß ich nicht mal, ob du die Quellen in Deutschland überhaupt
hergeben kannst, da du ja als Autor das unveräußerliche Copyright
daran hast.

* Wer ist das eigentlich, der oder die Freie Kooperationen eingeht?

Ist das nicht letztlich die alte Frage nach dem revolutionären
Subjekt? War schon immer spannend ;-) .

  Was
  unterscheidet ihn oder sie vom ``bürgerlichen Subjekt''.

Also die Freien-Software-EntwicklerInnen unterscheiden sich nach
meiner Wahrnehmung nicht so rasend vom "bürgerlichen Subjekt". Finde
ich auch völlig ok.

  In der
  Ökonuxdiskussion ist in diesem Zusammenhang oft von ``Selbstentfaltung''
  die Rede.

Und da würde ich darauf hinweisen, daß Selbstentfaltung den Menschen
inhärent möglich ist. Letztlich ein Resultat der
Möglichkeitsbeziehung, die StefanMz gerne betont, zur Realität.

Das bedeutet aber, daß es keine besonderen Vorbedingungen für das
Dasein als revolutionäres Subjekt gibt. Klingt doch sympathisch ;-) .

  In Gleicher als andere heisst es, die einzige Möglichkeit
  ``jemand zu sein'', sei es in Freien Kooperationen zu sein. Das geht auch
  in die Richtung.

Was wollen wir eigentlich unter dieser m.E. recht leeren Formulierung
verstehen?

3 weeks (21 days) ago H.R. wrote:
Deshalb erstmal folgende (gewagte) Thesen:

1.These:
Was bei der Produktion des Linux-Betriebssystems ansatzweise vorgeführt
wurde, war nicht nur der fehlende Zwang zur betriebswirtsch. Rentabilität,
sondern gleichzeitig - weniger offensichtlich- der
ganau so wichtige Aspekt der ansatzweisen Selbstversorgung (mit dem
Betriebssystem).
ich habe mal "keimförmig" durch "ansatzweise" ersetzt.<

Ja. Aber bitte keine Verengung auf die *Selbst*versorgung. Das trifft
die Sache überhaupt nicht. Klar können sich
Freie-Software-EntwicklerInnen auch mit dem von ihnen Geschaffenen
selbst versorgen und dieser Aspekt ist ja auch eine wichtige
Motivationsquelle. Gleichzeitig werden aber *alle* versorgt und über
die - nenn' ich jetzt mal so - Synergieeffekte, die wir bei der
Produktionsweise Freier Software sehen, werden alle auch *besser*
versorgt.

4.These:
Diese Unterscheidung zwischen "wertloser" Selbstversorgung und
erzwungener Wertverwertung als strikt voneinander abzugrenzender
Bereiche INNERHALB von alternativen bzw. kooperativen Projekten
oder Genossenschaften, wobei es darauf ankäme, den Selbstversorger
bzw-Abkopplungsbereich bewußt immer weiter auszudehnen (quanti- wie
qualitativ) ist neu.

Also diese Idee ist nun wirklich nicht neu. Die Landkommunen haben das
u.a. versucht.

Nein, diese Perspektive kann's nicht sein. Fundamental scheint mir zu
sein, daß sie aus dem Denken in Knappheit kommt. Wenn die Knappheit
überwunden ist, dann sind diese ganzen Überlegungen gegenstandslos.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan
_______________
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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