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Re: Re(2): [ox] Openculture, was Re: Leitfrage zu Open Music



Hi Franz!

Yesterday Franz J Nahrada wrote:
smerten schreibt:
Du hast quasi private Anbieter von Gütern (die KünsterInnen), die sie
gegen das Versprechen auf Geld (den Spendenfond) tatsächlich
entwickeln. Dieses Geld wird von anderen Privaten aufgebracht, die ein
besonderes Interesse an dem Gut haben (den Fans). Wenn die vereinbarte
Summe eingegangen ist, verkauft der Anbieter sein Gut zunächst an die
ZahlerInnen und dann an die Öffentlichkeit. Tatsächlich wird
öffentliche Kunst wohl ganz ähnlich finanziert - allerdings ohne die
Unsicherheitsfaktoren.

Öffentliche Kunst wird eben nicht "öffentliches Gut". Das ist bei
OC definitionsgemäß anders: basiert auf einem Willensakt des Urhebers.

Nun, vielleicht kennst du dich da besser aus, aber wenn ich an die
Kunstwerke denke, die so im öffentlichen Raum plaziert werden, dann
finde ich die schon ein öffentliches Gut und wenn ich mich nicht
täusche, dann gibt es für so etwas Ausschreibungen, bei denen sich
(konkurrierende) KünstlerInnen dann um den Zuschlag bemühen können.

Bei diesem System hast du alle Folterinstrumente des Kapitalismus aber
locker miteingebaut. Insbesondere Konkurrenz und Entfremdung sind hier
in schönster Blüte.

Wieso? Das System würd ich mal irgendwo in action sehen, das ist
reine Spekulation und Analogieschlüsse die Du da machst.

Na, also das die KünstlerInnen um die knappen Fonds konkurrieren
scheint mir aber nicht so sehr Spekulation zu sein. Und die
Entfremdung kommt auf diesem Weg natürlich auch rein: Ich kann nicht
tun, was meiner Selbstentfaltung entspricht, sondern muß so handeln,
daß ich an die (knappen) Fonds komme. D.h. ich muß einerseits die
Interessen der ZahlmeisterInnen bedienen und andererseits die
Konkurrenz möglichst effektiv ausschalten. Klingt für mich nicht
ungeheuer anti-kapitalistisch...

Ich denke
gerade das Gegenteil: ich krieg Produktionsbedingungen, ohne mich
nebenbei in die Maloche stürzen zu müssen.

Wo kriegst du denn Produktionsbedingungen in diesem Modell? Du wirst
ja sogar erst bei Lieferung bezahlt und mußt deinen Lebensunterhalt
sowie andere Ressourcen für dein Projekt bis dahin vorschießen. Das
Modell funktioniert nur für Leute, die es - zumindest bis zum ersten
Erfolg - nicht wirklich brauchen.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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