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Re: [ox] Digital rights management operating system



Hallo!

On Sun, Dec 16, 2001 at 03:43:41PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Noch lachen wir über solche Perspektiven, aber wart mal noch 10-20
Jahre.

Zunächst mal halte ich ein System wie da vorgeschlagen für technisch
absurd. Klar kannst du so etwas bauen, aber was hast du davon? So ein
System ist - als Universal-Computer - doch nahe an der
Unbenutzbarkeit. Für spezielle Appliances mag das ja alles angehen -
aber die kannst du so bauen, daß da schon technisch nichts geht, was
du nicht willst. Nimm nur den fehlenden Digitaleingang bei digital
aufzeichnenden Audio-Geräten.

"Wer braucht einen Universalcomputer?" schallt es Dir von den IPR-Fans
entgegen. Und sie werden letzten Endes versuchen durchzusetzen, dass
der Universalcomputer wieder ein Expertengerät wird. Ob sie das
schaffen, ist natürlich offen. Nur die "Schlacht" schon aufgrund
technischer Gegebenheiten für entschieden zu halten, halte ich für
naiv (und Technikdeterministisch btw.).

Noch dazu wäre ein solches System nur ein Anreiz dafür, es zu knacken
- - wie zahllose Beispiele aus der Vergangenheit belegen. Und bis auf
weiteres sitzen auf lange Sicht die Knacker *immer* am längeren Hebel.

Auch mit einer Raubkopiererszene kann man immer noch jede Menge Geld
machen und je schwieriger das Raubkpopieren wird und umso strenger
verfolgt umso weniger hat man von diesem prinzipiellen technischen
Hebel. Das Volk sitzt auch immer prinzipiell am längeren Hebel
gegenüber denen, die es beherrschen. Trotzdem ist es bisher noch immer
beherrscht worden, oder?

Essenz: Ein solches System mag machbar sein, aber solange du nicht
sämtliche Konkurrenz dazu verbietest wird es wenig Chancen haben. Und
daß Freie Software heute noch flächig verboten werden kann, glaube ich
ehrlich gesagt nicht.

Verboten nicht, aber unattraktiv gemacht. Der DVD-Hickhack ist doch
das beste Beispiel und wenn eines Tages ein PC mit DRM in der Hardware
nur noch ein Zehntel kostet von einem Vollwertigen was nützt Dir dann
FS?

Und BTW gibt es ja auch noch so etwas wie einen politischen Prozeß zu
solchen Dingen. Es wäre ja immerhin denkbar, daß sich die Regierenden
da vom Volk zu einer volksnahen Entscheidung drängen lassen. Darauf
würde ich allerdings eher nicht bauen :-( ...

Der politische Prozess läuft doch schon und der ist auch entscheidend,
dass versuche ich ja gerade deutlich zu machen. Nur der geht halt eher
in die falsche Richtung.

Viel wichtiger ist mir in unserer Oekonux-Denke aber ein ganz anderer
Punkt. Sollen sie doch das Raubkopieren von copyrighted Material
unmöglich machen - was juckt's mich? Ich komme prima mit copylefted
Material klar und wenn ich mir mal 'ne CD kaufe, dann drücke ich halt
ein paar Mark dafür ab, die vor allem die Musik-Multis fett machen.
Und ich kann momentan nicht erkennen, wo irgendjemenschens Existenz
davon abhängt, Raubkopien anfertigen zu können.

Wenn auf einem Linux-PC keinerlei Mainstream-Kultur mehr abspielbar
ist, dann ist das ein Problem, weil man dann mehr oder weniger auf ein
proprietäres System angewiesen ist, ausser man will auf all die netten
Goodies, die diese mit sich bringt, verzichten. Was mich angeht,
brauche ich das Zeugs, vielleicht nicht existentiell, aber wenn ich
mir z.B. die neuesten Futurama-Folgen aus Amiland nicht mehr mit Linux
besorgen könnte, wär das für mich schon ein Grund auch noch ein
Windows laufen zu lassen.

Zumindest bei der Freien Software sehe ich auch, daß copylefted
Material mir viel eher zusagt und auf die Computer-Animationen, die
der Masse heute als MusikerInnen verkauft werden, kann zumindest ich
locker verzichten. So what?

Na klasse, damit bist Du wieder genau bei dem alten Verzicht-Denken,
dass Du ja ursprünglich bekämpfen wolltest, oder?

Ich verstehe immer nicht so ganz, wie Du auf die Idee kommst,
der Kapitalismus würde seiner eigenen Abschaffung lächelnd
zustimmen...

Das tue ich nicht - auch wenn ich denke, daß wir uns über viele
unerwartete Koalitionen noch wundern werden. Aber ein brutales
Copyright-Regime durchzuziehen hat nichts mit dem Erhalt des
Kapitalismus zu tun. Das sind für mich Rückzugsgefechte auf einem
Nebenschauplatz - aber die Schlacht auf dem Hauptfeld
Produktivkraftentwicklung ist längst verloren. Ist m.E. daran
erkennbar, daß die Versuche Land (zurück) zu gewinnen immer absurder
werden. Dieses DRM OS ist da ja nur die Spitze eines Eisbergs.

Die Keimform aber, von der wir hier sprechen ist davon schlicht nicht
betroffen.

Ich glaube Du hast mich nicht verstanden. Nochmal ein Versuch:

Alles was mit IPR zu tun hat betrifft eben gerade die aktuellste Form
von PKE. Musik, Medien etc... sind genauso wichtig wie Software, sie
produzieren Kultur und tun dies genauso wie bei Software, in dem sie
die Subjektivität als PKE entdecken.

Und zum Schluss noch die neueste schlechte Nachricht von dieser Front:
http://www.networkworld.de/news/daily-news/main.cfm?id=37099&page=dailynews

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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