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Umsonstlaeden (was: Re: [ox] Schenken?)



Liebe Liste!

Last month (46 days ago) Benni Bärmann wrote:
On Sun, Dec 16, 2001 at 04:36:43PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Meretz wrote:
 >>Übrigens interessant für das Spannungsfeld Tauschringe-Schenken-FS
 >>finde ich auch das Konzept von Umsonstläden. Das wäre mal spannend
 >>für uns das aufzudröseln wo deren Vor- und Nachteile liegen. Das geht
 >>definitiv über Tauschringe hinaus:
 >>
 >>http://co-forum.de/index.php4?UmsonstLaden

Inwiefern geht es über Tauschringe hinaus?

Na, weil alles umsonst ist und Geben und Nehmen zumindestens
strukturell voneinander getrennt sind. Siehe als Einstieg
http://co-forum.de/index.php4?Umsonstladen

 > Ja, das geht über Tauschringe hinaus - ist ja kein Tausch mehr.

Wie lösen sie das Verwertungsproblem? Ladenmiete etc.?

Das hab ich mich auch gefragt und dazu eine Wikiseite gemacht. Dort
finden sich inzwischen auch ein paar Antworten ein:
http://co-forum.de/index.php4?Fragen_an_das_Konzept_Umsonstladen

 > Vielleicht müßten wir wirklich mal ausführlicher darüber nachdenken,
 > ob so etwas in einer GPL-Gesellschaft eine nützliche Einrichtung sein
 > könnte bzw. wie es aussehen könnte.

Mich würde interessieren, ob es für jetzt anschlussfähig wäre, für Oekonux.

Jep, genau. Es gibt ein paar Haken und Ösen, aber es ist definitiv
besser als das Tauschkonzept. Vielleicht irgendwo in der Mitte
zwischen Tauschring und FS.

In der Contraste 12/01 erschien ein Artikel, zum Thema. Ich möchte ein
paar Auszüge zu den Grundlagen Mail-like zitieren und ein paar
Gedanken anfügen, die mir dazu eingefallen sind.

In 12/01 CONTRASTE wrote:
Bildet weitere Umsonstläden!

Seit nun bald drei Jahren betreiben wir, der Arbeitskreis Lokale
Ökonomie, in Hamburg den ersten Umsonstladen. Die Idee ist einfach:
Wer in Hamburg funktionsfähige Dinge über hat, kann sie bei uns
vorbeibringen, statt sie weiter nutzlos bei sich zu lagern oder sie
wegzuwerfen. Wer etwas benötigt, kann diese Dinge bei uns umsonst abholen.

Jede(r) kann pro Besuch bis zu drei Teile mitnehmen und gerne
wiederkommen. Geben und Nehmen sind nicht mechanisch aneinander
gekoppelt. Wer braucht, nimmt und wer hat, gibt. Doch wer ein halbes
Jahr nur nimmt, kann schon mal gefragt werden, ob er oder sie nicht
auch in irgendeiner Form etwas beitragen will.

...

Uns ist bei unserer praktischen Umverteilungsaktion wichtig, daß Leute
aus allen sozialen Schichten zu uns kommen, auch etliche "normale"
Berufstätige, die nicht nur Dinge bringen, sondern auch holen, weil
sie nicht mehr einsehen, alles neu zu kaufen. Ständiger Neukauf erhöht
die Erwerbszwänge.

...

Zwei Berliner haben die Internet-Homepage www.alles-und-umsonst.de
entwickelt. Das ist quasi ein Umsonstladen im Netz. Hier fehlt
natürlich der menschliche Kontakt und verwertungssüchtiger Mißbrauch
ist dort auch nicht so leicht abzustellen.

...

...Bremer Umsonstladen. Er ist auch über www.umsonstladen.de im Netz
erreichbar.

...

Eine Ähnlichkeit zu Freier Software besteht offensichtlich in der
Entkopplung von Geben und Nehmen. Allerdings ist die zumindest im
beschriebenen Fall durchaus nicht so stark, wie das in der Freien
Software ist: Nach einem halben Jahr wird sozialer Druck eingesetzt,
damit die Reziprozität und damit das Tauschprinzip wenigstens
symbolisch gewahrt bleibt. Auch wenn in der Freien Software immer mal
wieder Ähnliches gesagt wird, ist das faktisch jedoch nicht so und
läßt m.E. nur auf eine gewisse Kleinmütigkeit schließen.

Mir scheint, daß dieses Problem eng mit der prinzipiellen
Verwertungsmöglichkeit der mitgenommenen Dinge zu tun hat. Weil das
Zeug wieder (nennenswert) zu Geld gemacht werden kann, kann so etwas
wie "Mißbrauch" (wieso ist das dann eigentlich Mißbrauch?) entstehen.
Da muß eine Bremse in den Güterfluß eingebaut werden, die hier halt
mit sozialen Maßnahmen erreicht wird. Die Enge, damit diese sozialen
Maßnahmen greifen, läßt sich aber über Netz z.B. nicht erreichen wie
sie oben selbst feststellen.

Da Freie Software aber so wertlos wie die Luft zum Atmen ist, kann sie
auch nicht mehr (nennenswert) verwertet werden. Da braucht niemensch
mehr Sorge zu haben, daß sie übervorteilt werden könnte. Mißbrauch ist
also gar nicht richtig möglich.

Quintessenz: Mir scheint gerade auch durch dieses Beispiel die
Wertlosigkeit essentiell zu sein. Gerade nach diesem Beispiel noch
mehr. Nur die Wertlosigkeit beFreit die Menschen wirklich vom Tausch
*und* von der sozialen Enge.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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