Re: [ox] SWR2-Reihe "Geschichte des Geldes"
- From: RAUNHAAR aol.com
- Date: Tue, 5 Feb 2002 19:42:45 EST
In einer eMail vom 06.02.2002 00:04:44 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt
benni obda.de:
<< nteressant wäre natürlich eine Einschätzung welcher Phase in der
Vor-Moderne das ungefähr entsprechen würde. Aber vielleicht ist so ein
Vergleich auch zu platt? >>
Bezieht sich die Frage auf Warenform oder Clientel-Verhältnis? Bezogen auf
das Römische Reich kann man die Warenform mE grob wie folgt einteilen:
1. Entwicklung der Warenform nebst Entwicklung der Rechtsförmigkeit zu Zeiten
der Republik
2. Nach Fehlschlagen der Grachischen Reformen (jedem sein eigener Acker, um
Subsistenz zu gewährleisten) Übergang zur "identitären" Staatsbürgerschaft
mit Aufrechterhaltung der Warenf-/Geldform während des Imperialismus.
3. Zusammenbruch der Waren-/Geldform im Dominat (Soldatenkaiser) ... und von
da an hatten sie dann mehr oder wenig "fertig".
<<Google sagt mir, dass Digesten Aufzeichnungen römischer Gerichtsfälle
sind. Savigny scheint ein toter Experte für die Dinger zu sein.
Richtig? Fast hätt´ ich gefragt.
Was genau ist da "geknickt" worden? Die Relevanz des Clansystems oder
die warenförmige Vergesellschaftung?>>
Ja, aber kommentierte Fälle unter Zitierung der kodierten Normen. Savigny
begann seine Laufbahn als Kritiker des liberalen Naturrechtsgedankens, wirkte
dann aber im Rahmen der von ihm initiierten Kodifizierungsbewegung in
Richtung eines positivistischen abstrakten Rechtssystems.
geknickt: Die Clientelverhältnisse, die im Rahmen der Digesten durchaus
Erwähnung finden. Ergänzend muß gesagt werden, daß die von Kaiser Justinian
für das oströmische Reich erstellten Sammlungen, also die Digesten, schon
erheblich "bereinigt" waren.
<<Also ich hatte das mit der Kette von Fetischverhältnissen bisher so
verstanden, dass der Fetisch Wert erst mit dem Kapitalismus in die
Welt kommt. Vorher gab es andere Fetische. Wenn es jetzt aber schon in
der Antike, wo ja von Kapitalismus keine Rede sein kann (oder doch?),
schon diesen Wertfetisch gab, dann stimmt doch was nicht, oder?
Zumindestens hab ich Kurz et al immer so gelesen bisher, weil die
Antike bei ihnen nie vorkommt>>
Der moderne Wertfetisch ist sicher eine besonders perfide Form, da er sich ja
in die Form "natürlicher" Verhältnisse kleidet, also als solcher nur schwer
erkennbar ist. Was die orientalisch-europäische Geschichte angeht, bin ich
allerdings durchaus der Auffassung, daß er entsprechende Vorläufer in der
Geistes- bzw. Religionsgeschichte hat. Johannes geht da, wenn ich in richtig
verstanden habe, noch ein Stück weiter. Vielleicht meldet er sich ja zu
diesem Thema!?
Ich hoffe, Du hast Deine Prüfungen gut überstanden.
Liebe Grüße, Petra
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