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[ox] Re: [ox] 8 Thesen über Befreiung



Hallo Stefan und Interessierte,

schön dass sich wenigstens einer für meinen Sermon interessiert ;-)

Sorry für die kaputten Umlaute, die kamen bei mir schon so an. Kann
aber durchaus an mir liegen. 

On Tue, Jan 22, 2002 at 09:02:16PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
                     8 Thesen =FCber Befreiung
                    -------------------------

Du entwickelst dich ja richtig zum Theoretiker :-) . 

Ist das ein Schimpfwort? ;-)

Finde ich gut deine acht Thesen.

Danke.

1. Befreiung ist ein Proze=DF. Es gibt weder einen Zustand totaler
Befreiung noch einen Zustand totaler Knechtschaft. Dieser Proze=DF hat
kein Anfang und kein Ende und er l=E4uft weder nach einem historischen
Automatismus ab noch nach einem vorgegebenen Schema.

Das ist sehr allgemein formuliert. Ist dann nicht das ganze Leben
Befreiung? Hmm... Ein bi=DFchen Abgrenzung f=E4nde ich schon gut.

Natürlich ist das ganze Leben Befreiung, zumindestens ein gutes :-)

Insbesondere steckt ja in Befreiung auch immer ein "wovon".

Ja, von Knechtschaft, Herrschaft, Sklaverei, steht doch quasi drin.

2. Befreiung ist zu jedem historischen Zeitpunkt m=F6glich und hat auch
zu jedem historischen Zeitpunkt stattgefunden. Sie mu=DF jedoch erk=E4m=
pft
werden. Sie f=E4llt einem nicht zu.

Hier sind die AkteurInnen nicht ganz klar, aber z.B. sind doch die
Deutschen von au=DFen vom Nationalsozialismus befreit worden - oder?

Puh. Guter Punkt. Aaaaber:

"Die Deutschen" ist in dem Zusammenhang keine sinnvolle Kategorie
für mich. Schauen wir uns mal an, wer das im einzelnen war:

- Die überzeugten Nazis: Die sind sicher nicht befreit worden. Wobei
es da durchaus auch einzelne gab, für die das ein Anstoss war, sich
selbst zu befreien.

- Die Mitläufer, Oportunisten, schweigende Mehrheit: Die waren vorher
nicht frei und waren es hinterher auch nicht. Aber auch hier gilt:
Sicherlich gab es für sie jetzt mehr Möglichkeiten sich selbst zu
befreien als vorher.

- Die Opfer: Stimmt, die sind befreit worden. Wobei durchaus nicht
wenige ja daran tätigen Anteil hatten. Aber es bleiben wohl auch
Millionen, die nur noch Schlachtvieh waren und Glück hatten
rechtzeitig _befreit_zu_werden_. Und das ist sicherlich auch kein
historischer Einzelfall. Ich glaub dazu braucht es noch einen weiteren
Punkt:

2a: Manchmal fällt sie einem doch zu. Das ist dann der Fall, wenn
andere ihren eigenen Wunsch nach Befreiung verallgemeinern und danach
handeln.

6. Befreiung ist immer zun=E4chst mein eigenes Interesse. Die erste
Frage lautet nicht, wie die anderen sich befreien k=F6nnen, sondern wie
ich mich befreien kann.

Ja! Aus dem Wunsch, andere zu befreien sind historisch schon viele
Monster erwachsen :-( .

Tja, das ist ja dann aber ein Widerspruch zu 2a. Und jetzt? Der Witz
ist wohl, dass man _zunächst_ an der eigenen Befreiung interessiert
ist aber diese letztenendes - ganz im Selbstentfaltungssinne - dazu
führt auch an der Befreiung der anderen Interesse zu haben. Na, ich
muss das wohl noch mal überarbeiten. Und ich dachte schon es wäre
einfach ;-)

btw: Gibt es für euch einen Unterschied zwischen "Emanzipation" und
"Befreiung". Ist das erstere vielleicht nur aktiv möglich, zweiteres
aber auch passiv?

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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