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[ox] heise online: Tux wird im Bundestag zum Hinterbaenkler



Diese Meldung aus dem heise online Newsticker wurde Ihnen
von smerten oekonux.de gesandt.

Hah! Auch mal der Erste ;-) .

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Tux wird im Bundestag zum Hinterbänkler

Nach fast einjähriger Vorbereitungszeit und einer bis zuletzt von heftigem
Lobbying begleiteten Debatte hat die für Informations- und
Kommunikationstechnologie zuständige Kommission (Iuk-Kommission) am
heutigen Donnerstag über ihre Empfehlung zur zukünftigen IT-Landschaft des
Bundestags entschieden. Auf die 150 Server wird demnach von 2003 an eine
weitgehend auf Linux basierende Lösung einziehen, während die 5000
Arbeitsrechner zunächst unter Windows XP laufen sollen. "Damit haben wir
den Einstieg in die Migration hin zu Open Source geschafft", erklärte
Steffi Lemke, für die Bündnisgrünen in der IuK-Kommission, gegenüber heise
online. Einer weiteren Hinwendung zu Open Source stehe damit nur noch wenig
im Wege.

CDU und FDP hatten in der Sitzung am frühen Morgen noch versucht, mit einem
Geschäftsordnungsantrag den Beschluss zu vertagen. "Wir haben vor einer
Woche erst ein 500 Seiten starkes Gutachten auf den Tisch bekommen",
erläuterte Hans-Joachim Otto, medienpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion,
die Bedenken gegenüber heise online. Da sei es "mutig" gewesen, schon jetzt
eine abschließende Entscheidung zu treffen. Steffi Lemke dagegen betrachtet
nach dem einjährigen Vorlauf und einer klaren Vorlage der
Bundestagsverwaltung[1] den Abwägungsprozess als "sehr gut vorbereitet".
Der Antrag von CDU und FDP sei daher mit Stimmen von Rot-Grün
zurückgewiesen worden.

Die jetzt gewählte Variante ist eine Mischlösung, die in der beim Berliner
Beratungshaus Infora in Auftrag gegebenen Studie[2] den zweiten Platz
belegte. Dabei werden nicht nur die E-Mail- und Groupware-Server unter
Linux laufen, sondern auch die Datei- und Druckserver sowie die Anwendungen
für die Benutzeranmeldung, Datenbanken und -Datensicherung auf Open Source
umgestellt. Microsofts Verzeichnisdienst Active Directory, für den sich CDU
und FDP stark gemacht hatten und den Microsoft in letzter Minute noch
intensiv beworben[3] hatte, kommt in dieser Lösung nicht zum Einsatz.
Stattdessen setzt der Bundestag auf den Open-Source-Software-OpenLDAP.
Bereits im Vorfeld der Entscheidung hatte der IuK-Vorsitzende Küster darauf
verwiesen, dass gerade der Verzeichnisdienst von strategischer Bedeutung[4]
und wichtig für die Freiheit bei zukünftigen Software-Anschaffungen sei.

Noch nicht entschieden ist die Frage, ob Abgeordnetenbüros auf ihren
vorgesehenen XP-Clients auch im offenen Quellcode verfügbare Office-Pakete
wie OpenOffice einsetzen dürfen. "Es gab zahlreiche Anforderungen für diese
Variante von den Mitarbeitern", berichtet Lemke. Noch gebe es aber "vieles
zu kalkulieren", bevor eine Entscheidung erfolgen könnte. Ein Vertreter des
Bundesrechnungshofs, der sich bereits lange vor der Bundestagsentscheidung
für den Einsatz von Open Source[5] in der Bundestagsverwaltung stark
machte, empfahl der IuK-Kommission in einer aktuellen Stellungnahme
allerdings, "neben dem Betriebssystem der Server auch bei der weiteren
Informationstechnik des Deutschen Bundestags (Arbeitsoberfläche,
Bürokommunikation, Fachanwendungen) auf Offenheit zu achten." Die Abkehr
vom Betriebssystem des bisher marktbeherrschenden Anbieters, so die
Kassenprüfer weiter, verspreche nach derzeitigem Kenntnisstand "zumindest
längerfristig Kostenvorteile und ein Mehr an Sicherheit".

Den endgültigen Beschluss über die im Bundestag laufenden Betriebssysteme
wird der Ältestenrat[6] des Bundestags treffen, aller Voraussicht nach in
seiner Sitzung am 14. März. Dass das Gremium von der Vorlage der ihm
zuarbeitenden IuK-Kommission noch abweicht, ist kaum zu erwarten. Die
Debatte um die Entscheidung war in letzter Zeit sehr hitzig geführt worden,
wobei beide Seiten gern auf "offene Briefe" zurückgegriffen hatten.
Microsoft hatte über seine Lobbying-Agentur Hunzinger den Abgeordneten aber
auch Windows-Produkte bei gelegentlichen Mittag- und Abendessen sowie mit
Hinweisen auf drohende Cyberterror-Anschläge[7] schmackhaft zu machen
versucht. In einer Petition hatten sich dagegen Abgeordnete aller
Fraktionen für den Einsatz von Linux stark gemacht und zur Initiative
Bundestux[8] zusammengeschlossen. Sie bezeichneten die "Einführung eines
Freien Betriebssystems im Deutschen Bundestag aus ordnungs-, wettbewerbs-
und standortpolitischen sowie demokratischen Gründen" als ein "notwendiges
Signal für Deutschland". (Stefan Krempl) / (odi[9]/c't)

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 [6] http://www.bundestag.de/gremien/aeltestenrat/index.html
 [7] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-18.12.01-006/
 [8] http://www.heise.de/newsticker/data/odi-29.01.02-001/
 [9] odi ct.heise.de

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