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[ox] Allgemeines Fahrradsharing, was: Freies Radeln gescheitert ?



Benni schreibt:
Wenn man alle Räder, die (meistens unbenutzt) in den Kellern der
Städte rumstehen, einfach zur freien Benutzung vor die Tür stellen
würde, dann wären tatsächlich so viele Räder da, wie von mir
angedacht. Es gibt in D weit mehr Räder als Leute. Das
Rad-Einwohner-Verhältnis ist schon jetzt gigantisch gross auch z.B. im
Verhältnis zum Auto-Einwohner-Verhältnis. 

Das klingt schon wesentlich besser! Und wenn ich mir dann noch denke
wie mühsam die Unterbringung der Fahrräder ist, daß ich das Ding
mühsam in den Keller hinunterschleppen muß anstatt es auf der Straße 
stehen zu lassen etc.... - dann denke ich mir daß selbst an diesem 
Beispiel ein Umschlag vom "haben wollen" in schlichtes opensourcing
attraktiv und angelegt ist.

Das größte Problem dürfte
dann noch die Wartung sein.

Genau! Da denke ich aus einer ganz anderen Sicht an die Gehsteige, denn
da ist es auch kein Problem, die gemeinschaftlich "warten" zu lassen. Die
ganze Profession der Hausbesorger ist für die Wartung einer gemein -
schaftlichen Resource zuständig!! Jetzt noch eine dezentrale Werkstatt-
und eine zentrale Ersatzteillogistik dazugedacht, und wir wären irgendwo
on track. Das Entspräche dann den kommerziellen Distributions- und
Installationsfirmen.

Wie immer hat das aber auch totale Konfliktpunkte mit der heutzutage
herrschenden Technikentwicklungsstragie, denn die ist darauf aufgebaut,
daß Du eben *nicht* leicht ein Rad selber warten kannst geschweige denn
Ersatzteile einbauen kannst. Auf der anderen Seite reifen die Bedingungen
für eine dezentrale automatisierte Logistik mit jedem Tag heran.
Selbst Lagerhaltung ist so erleichtert, denn wenn an einem Ort zuviel
Schrauben da sind, dann weiß es trotzdem der nächste. Aber natürlich
müßte man sich schon einigen, daß man Dinge verschraubt und nicht
verklebt, das heißt die enorme und unsinnige Komplexität, die die
chaotische Technikentwicklung unter der Herrschaft der Marktwirtschaft
hervorgebracht hat, ist zum wichtigsten Hindernis jeder rationellen
Problemlösung geworden (Ähäm,hat da irgendwer was von realsozialistischen
Schienenbreiten gesagt?)

Robert Kurz hat einmal gesagt, und das fand ich wirklich eine tolle und
zukunftsweisende Äußerung (an die sich die Krisis selbst leider nicht immer
hält) der Kommunismus sei kein ideologisches Projekt mehr, sondern 
eine Summe sachlich einsehbarer praktischer Lösungen. Er nannte das
ganze den "Standpunkt der sinnlichen Vernunft", wobei die feine Assoziation
der Gegensätze natürlich eine Kritik des bürgerlichen Denkens ist. Dieses
mißt eben das Denken keineswegs daran, ob es tatsächlich das Leben reicher 
und schöner macht.

Genau dieser Standpunkt sinnlicher Vernunft bewährt sich bei vielen 
Einzelfragen. Er hat damals gescherzt, daß die für den Kommunismus 
anfälligste Bevölkerungsgruppe eigentlich die Stadtplaner sein müßten, 
aber de facto ist an dem Scherz was dran. Und daß in unserer Ökonux
Liste keineswegs nur "Linke" den Ton angeben, obwohl es immer wieder
kapitalismuskritische Äußerungen und Threads gibt, paßt irgendwie
dazu. Und ich finde es toll, wenn wir sozusagen eine tour d'horizon machen
und wie beim Fahrradbeispiel einfach ins Nachdenken kommen: wie könnte
das rationell gelöst werden auf Basis der Prinzipien freier assoziierter
Produktion, die sich in freier Software erstmals historisch durchgesetzt
haben (ich meine natürlich: vielleicht)....?

Wir müssen uns nur ab und zu davor hüten, bei unseren "praktischen"
Lösungen in Zynismen zu verfallen. Zum Beispiel den, Arbeitslose zur
Fahrradausgabe zu verdonnern. Das dürfte einer Liste, die die produktive
Kraft der Selbstentfaltung zum Gegenstand hat, nicht so leicht passieren
...

Schliesslich haben die Entwickler Freier Software auch nichts anderes
gemacht als ihren Code aus dem Keller zu kramen und vor die Tür zu
stellen.

Na ja,....ein wenig werden sie ihn  schon noch aufeinander abgestimmt
haben ;-)

Franz

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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