Re: [ox] Alptraum für den Kapitalismus: Das Produktionsmittlel "W LAN"
- From: Olaf Krische <oeschirk zedat.fu-berlin.de>
- Date: Sun, 22 Sep 2002 15:40:29 +0200
On Sat, Sep 21, 2002 at 10:36:42PM [PHONE NUMBER REMOVED], Christoph Reuss wrote:
Alptraum für Elektrosensitive und künftige Krebskranke, bestimmt.
Alptraum für die Telcos, vielleicht (aber dagegen gibt's ja Abhilfen à la M$).
Alptraum für den Kapitalismus ? Wohl kaum. Warum wohl "werden die
Investitionen von 80.000 US-Dollar von den __Wirtschaftsförderern__ der
Georgia Resource Alliance getragen" ? Da geht's um Geld, viel Geld...
Ich sehe da eine Menge Spielraum und der Vervielfachung von
Moeglichkeiten. Es ist der Wunsch, lokal miteinander
verbunden zu sein, ohne sich von Anbietern abhaengig zu machen
oder gar fuer Konnektivitaet bezahlen zu muessen. Das erinnert mich an
Telefonanlagen in Bueros, wo es Unsinn ist, Gespraeche innerhalb dieses
ueber die Telefongesellschaft zu fuehren. Oder an die Bemuehungen zum
Beispiel in Berlin, Funknetze aufzubauen, Wohnanlagen zu vernetzen, etc.,
von denen man irgendwann mal hoerte (und im Sande verliefen?!)
Was fuer Oekonuxer vielleicht auch interessant ist: das genannte
Projekt ist doch ein gutes Beispiel dafuer, wie billig Produkte bei einem
gewissen Stand der Reproduktion werden, so dass man eine Kleinstadt fuer
gerade mal 80000 Dollar vernetzen kann, "mit satten 11 Megabit/s und in
der naechsten Generation bereits mit 54 Megabit/s, im Gegensatz zu UMTS
im optimalen Fall mit 2 Megabit/s". Und das alles fuer lau zu nutzen.
Zum Vergleich: eine einzelne ISDN-Verbindung hat 64Kbit. Das normale DSL
(Telekom) bietet 768Kbit (Downstream). So langsam kommt man also in die
Region von 1Mbit...
Nicht zu unterschaetzen ist auch die Unabhaengigkeit von einem
Carrier, der die Verbindung zum Internet herstellt. Der Endpunkt ist
nicht klar, es koennte jeder x-beliebige Einwohner sein, der irgendeine
Verbindung zum Internet hat oder eine herstellt. Er waere natuerlich
gearscht, waere er der einzige mit dieser Verbindung nach "aussen" waere,
damit ginge alles Traffic ueber ihn.
Hier bekommt eine Steuer fuer mich wieder einen Horizont...
Zum Thema Geldverdienen und "Da geht's um Geld, viel Geld...", faellt
mir nicht viel ein. Ich sehe deine Gedanken nicht. Hier laesst sich
meiner Meinung nach kein Monopol bilden.
1. Die Geraete werden immer billiger, ein Access Point (der sich
mit anderen Points ueber eine Aussenantenne vielleicht verbinden
kann) kostet um die 200 Euro, eine Karte fuer den Rechner ca. 100 Euro.
(http://www.wuermtal-wireless.net/praxiswissen.html)
Das waren die Einstiegskosten, danach kaeme in einem solchen Netzwerk
erstmal nichts. Wenn ich ins Internet moechte, ist das eine andere Sache.
Aber sowas wie Mail, Chats, etc., das funktioniert erstmal schon lokal,
ohne weitere Kosten. Mit lokal waere jetzt die Stadt gemeint, wiewohl
lokal auch die eigene Wohnung ist.
Wenn es lokal dann zum Beispiel auch ein durch Steuern finanziertes
Rechenzentrum gaebe, mit Caches, virtuellen Festplatten, dem Carrier nach
aussen, was meiner Meinung nach nicht teuer waere, dann ist quasi der
Rest geritzt.
2. Die Verwaltung der Netze ist ein leichtes. IPv6 bietet es
an, man bekommt einen eigenen Adressraum, der immer gueltig ist, egal, wo
man sich befindet.
Wie man sich konkret authentifiziert, wenn man sein Notebook
irgendwo mitnimmt, man sich aber nicht innerhalb seines eigenen Access
Points befindet, das weiss ich nicht. Das wuerde mich jetzt glatt
interessieren, ob man sozusagen transparent irgendwohin wandern kann,
man sich immer im eigenen lokalen Netz befindet, mit Zugriff auf die
angeschlossenen Geraete.
3. Freiheit insofern, dass man moeglicherweise bestimmen kann, wer meinen
Access Points benutzen darf. Das Netz kann in voelliger Eigenregie
moderiert werden.
Hm, hm, ich muss hier jetzt Schluss machen, jetzt wirds weich und
unkonkret, ich habe selber zuviele Fragen, die ich mir nun schleunigst
beantworten muss, wie das nun genau funktioniert und was die
Moeglichkeiten sind.
Aber Geldverdienen, hm, vielleicht mit Angeboten, Streaming, Zeitungen,
etc.., aber das ist doch erstmal unabhaengig von dem Netz, welches die
Leuts nutzen koennen, unabhaengig von den ContentAnbietern. Und wenn die
Content-Anbieter das sponsoren, bitteschoen, soll mir nur recht sein.
Was meinst du also, wo es um viel Geld geht? Bei der Hardware?
Olaf
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