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Re: FS-Praxis (was: Re: [ox] Zum Begriff der Herrschaft)



Stefan Merten wrote:

Auch
spielen Faktoren wie die Programmiersprache(n) etc. eine Rolle, die ja
ihrerseits schon eine Menge Entwicklungskultur verk"orpern.


Ich sage immer: "Software-Entwicklung ist (vor allem) ein sozialer
Prozess" und "Echte Programmierer schreiben in jeder
Programmiersprache Fortran-Programme". Ich würde von daher dem
sozialen Prozess hier deutlich mehr Gewicht einräumen als der
Programmiersprache.

darauf wollte ich ja gerade hinaus, dass es keinen Sinn macht von
*einer* Open Source Kultur zu sprechen, da sie viel zu heterogen
ist.

ein Projekt ist viel mehr als nur der Quellcode. Ich kann nat"urlich
code kopieren so viel ich will, neue Projekte gr"unden so oft ich will
(und http://www.sf.net liefert daf"ur ein beeindruckendes Beispiel),
aber das Entwicklungsteam mitsamt deren Dynamik und 'man power' kann
ich nicht klonen.


Hier würde ich unterscheiden. Natürlich kann das Projekt nicht geklont
werden wie die Sourcen beliebig oft digital kopiert werden können.
Aber m.E. ist das eine ganz andere Frage. Deine Argumentation läuft
darauf hinaus, dass quasi auch die Erfolgsgrundlage - nämlich der bis
dahin gelaufene soziale Prozess - mit in einen Fork kopiert werden
kann. Das ist aber ein Anspruch, den ich ziemlich überzogen finde.

Genau, das habe ich ja auch sagen wollen: ich kann code clonen,
aber nicht einen Entwicklungs-Prozess.


Somit ist ein Aspekt der 'Macht', Leute um eine Projektidee herum
anzusammeln, und zu vermeiden, dass sie sich verstreuen.

Sch"on dabei ist, dass als Machtinstrument im Wesentlichen nur die
bessere (popul"arere ?) Idee in Frage kommt, bzw. Popularit"at an sich.


Ich finde populär trifft es nicht richtig. "Gut" ist da schon ein
gutes Wort. Dazu kommt die Vermittlungskompetenz und das Erspüren des
"Projektinteresses" - d.h. des Interessenkonglomerats, das die Leute
an das Projekt bindet. Andernmails beschreibe ich das als
Gruppenstandpunktswolke.

naja, ich wollte ja durchaus auf die nicht nur positive Natur dieses
Prozesses hinaus. Es ist eben leider doch mehr Popularit"at als einfach
rationales Abw"agen von Qualit"at. Wobei man auch sagen k"onnte dass
kritische Masse (Popularit"at) eine Qualit"at ist. F"ur viele FS
Projekte eine sehr wichtige sogar.

Die Oligarchie - oder genauer: die formale Autorität / Hierarchie -

Moment, ich habe bewusst "Oligarchie" benutzt, da es meiner Erfahrung
entspricht: Einige gurus setzen sich zusammen und treffen wichtige
Grundsatz-Entscheidungen. Innerhalb dieser Gruppe gibt es keine Hierarchie, und nach aussen werden sie alle als 'core developer'
akzeptiert.

Gruss,
		Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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