Re: [ox] Kriterien fuer interessante/emanzipatorische Technologie
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Mon, 27 Jan 2003 15:05:55 +0100
Hi StefanMz und Liste!
3 weeks (22 days) ago Stefan Meretz wrote:
On Sunday 05 January 2003 18:06, Stefan Merten wrote:
Bei dem Transportsystem ist nämlich gut zu erkennen, wie die heutigen
Produktionsverhältnisse (aka Kapitalismus), die heutigen
Organisationsformen (ist das eigentlich das Gleiche?) das verhindern:
Das System gibt es nämlich als Planung tatsächlich schon
[http://www.cargocap.de/]. Und es wäre kostengünstiger als Autobahn
IIRC. Warum geht das wohl in der Autogesellschaft nicht?
Dazu gab es heute eine interessante Sendung im DLF:
http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-wib/381.html
"Natürlich" unter dem Titel "Neue Wege für die Ware".
Das Sende-Manuskript gibt's nur als RTF:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/rtf/030105.rtf
Ein Meter CargoCap-Doppelröhre kostet 3500 Euro.
Ein Meter Autobahn rund 10000 Euro (je nach Strecke).
Die CargoCap-Strecke Duisburg-Dortmund würde rund 500 Mio Euro kosten.
Eine Förderung vom Land gibt's nicht. Das Geld wird für den MetroRapid
gebraucht (der rund 7 Mrd Euro kosten würde).
Danke für die Info.
Aber lässt sich daran schon der emanzipatorische Gehalt einer Technologie
- etwa des CargoCap - erkennen?
Daran alleine bestimmt nicht. Ist auch nicht mein Punkt.
IMHO eben nicht, wenn man nur auf die
Technik guckt.
Mir ging es nicht um die Technik, sondern um Kriterien *für*
Technologien. Diese Technologie hat m.E. viele Ähnlichkeiten zum
Internet. Insbesondere ist sie von der Idee her weitgehend individuell
nutzbar - auch wenn die Infrastruktur alles andere als individuell
ist. Aber das gilt auch für den Straßenverkehr. Aber sie ist auch
weitgehend automatisierbar und befreit so menschliches Potenzial. Sie
vernichtet Notwendigkeit. Davon abgesehen hat sie gegenüber
Straßenverkehr wohl zahlreiche ökologische Vorteile.
Den ganzen wahnwitzigen Logistikaufwand muss man doch zum
großen Teil nur deswegen betreiben, weil eben der berühmte Joghurtbecher
drei Länder bereist und die Flasche Mineralwasser im Schnitt 1000 km in
Europa unterwegs ist.
Ja klar: "Wissen sie wo ihr Joghurtbecher schon überall war? Sie wären
neidisch..."
Aber auch in einer emanzipatorischen Gesellschaft hast du logistische
Probleme - *gerade* wenn du dich nicht auf einen lokalen Güterfluß
(und die damit einhergehende Verzichtsideologie) beschränken willst.
D.h. es ist zu überlegen, wie eine Technologie aussehen könnte, die
die (Selbstentfaltungs)bedürfnisse befriedigt. Finde ich nicht völlig
unwichtig.
Mit Freien Grüßen
Stefan
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