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[ox] P2P als Politik, war Re(2): Zu G. Freyermuths Vortrag



tian writes:
Zugleich sollte der Betrieb von P2P-Netzwerken aber ausdrücklich 
erlaubt werden. Dies hätte folgende Vorteile: Die Gesamtkosten für 
die Gesellschaft wären geringer, da in diesem Fall die Musikkonzerne 
nicht mehr benötigt werden und die Gesellschaft die Distribution von 
Inhalten über P2P-Netzwerke selbst übernehmen könnte. Zudem 
wären mehr und vielfältiger Inhalte verfügbar und mehr KünstlerInnen 
könnten von ihrer Kunst leben, während das Einkommen von 
Superstars zurückgehen würde. Nach dem gleichen Muster können 
u.U. Open Source ProgrammiererInnen unterstützt werden.
Dieses Modell wird sich aber nur gegen massiven Widerstand der 
Unterhaltungsindustrie durchsetzen lassen. Vielleicht ist es aber bereits 
zu spät hierfür.

Ich sehe das nicht so raberschwarz. Beispiel: eine Telekom Firma hat sich
beschwert, daß Ihr das zurVerfügungstellen von Klingeltönen für die User
auf den Geist geht. Grund: von den 5 Euro per Klingelton gehen 4 auf
Lizenzgebühren an die Medienfeudalisten drauf. Lösung: Komponieren von
Klingeltönen in p2p Netzwerken.

Soll heißen und sagen: die Betreiber von Breitband-Infrastrukturen sind
ebensowenig wie Hardwarehersteller Parteigänger des Intellectual Property.
Sie erleben es durchaus als einschränkende Geschäftsbedingung und
überlegen sich auch mitunter Gegenstrategien. 

Da gibt es m.E. ganz gegensätzliche Interessen, und die Medienfeudalisten
sind halt auch in den Augen ganz normaler Profitemacher ein parasitärer
Clan, der sich die digitale Kopierbarkeit sozusagen als seine eigene
positive Geschäftsgrundlage erhalten will. Dem stehen ganz heftige
Geschäftsinteressen entgegen, die sich auf community building stützen
können. Der Kampf um diese Produktivkraft ist aber noch lange nicht
entschieden, obwohl ich Dir recht gebe, daß es derzeit nicht gut aussieht.
Aber das ist kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Auch die
bürgerliche Revolution hat sich über 100 Jahre hingezogen.

Im übrigen ist der Hinweis auf den Zusammenhang zwischen in Auflösung
begriffener sozialstaatliche Absicherung und OpenSource Entwicklung
wirklich gut und wichtig, gerade in diesem Forum. Es ist ja nicht nur
Finnland, es ist ja auch sehr stark überhaupt Europa gewesen, das mit
einem relativ hohen Entwickleranteil an freier Software beteiligt war.
Wenn wir die Selbstentfaltungskomponente nicht verlieren wollen, dann
werden wir um neue Modelle der Lebenssicherung in freier Selbstentfaltung
nicht herumkommen. Das können nur mehr gemeinschaftliche sein. Die
derzeitige Individualisierung macht nur als Vorstufe einer neuen
Assoziation Sinn. Und diese hat unmittelbar praktischen Inhalt, keinen
ideologischen.

Franz

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