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Re: [ox] Objektive Interessen???



Hi StefanMz und alle!

3 weeks (24 days) ago Stefan Meretz wrote:
Also eine kurze Erklärung, wie ich das meinte mit den objektiven
Interessen, bevor da noch mehr darauf in merkwürdige Richtungen
abfahren...

On Thursday 01 May 2003 14:17, Stefan Merten wrote:
* Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org> [2003-04-21 23:44]:
Bei "gemeinsamen Interessen" muss es sich also um eine "objektive"
Konstruktion handeln, deren Bezug solange transzendent ist, wie
keine Handlung erfolgte. Wenn die Leute in den Bus steigen, ist
die Sache aufgelöst. Ich gehe also auch von "gemeinsamen
Interessen" aus, aber erst in der Handlung zeigen sie sich.
"Davor" ist es Mutmaßung.

Wenn gemeinsames Interesse sich immer erst in der Handlung zeigt,
laesst sich eine Situation, in der Subjekte entgegen ihrem Interesse
handeln, offensichtlich nicht mehr feststellen, geschweige denn
erklaeren. Gibt es solche Situationen nicht oder kann ich sie nur
nicht bestimmen?

Sehr gute Frage! Sie verweist nochmal auf den objektiven Charakter
des Interessenbegriffes. Ich denke, dass Menschen zwar gegen ihre
objektiven Interessen handeln können,

Ich glaube ich les' nicht richtig!! "Objektive Interessen" und
Menschen können dagegen handeln?? Und das von dir? Jetzt schlägt's
aber Dreizehn!

Immer ruhig.

Ok :-) .

In der Tat spreche ich von "objektiven Interessen". Aber wie
in dem Bus-Beispiel deutlich wird, denke ich nicht, dass es möglich ist,
diese zu bestimmen (was der Traditionsmarxismus aber vorgab zu können)
und etwa zum Ausgangspunkt von Handlungen zu machen.

Puh. Ja, so etwas ähnliches hätte ich auch von dir erwartet :-) .

Verstehe ich dich dann richtig, dass die Rede von objektiven
Interessen dann sinnlos ist, wenn wir über Handeln im
emanzipatorischen Sinne sprechen? Wann ist sie dann sinnvoll?

nicht aber gegen ihre individuell
wahrgenommenen Bedürfnisse (ich schwanke, ob das "subjektive
Interessen" sind).

Es gibt im emanzipatorischen Sinne nur subjektive Interessen. Daher
kannst du das "subjektiv" auch weglassen. Bedürfnisse sind nochmal was
ganz anderes. Gründe auch.

Mit schwant, der Interessenbegriff als solcher hat mit Emanzipation nichts
zu tun.

In der Tat. Nur die Adjektive "objektiv" und "subjektiv" haben etwas
damit zu tun.

Objektive Interessen verweisen auf äußere Vorgänge (dritter Person),

Ganz genau!! "Objektive Interessen" gehören schleunigst auf den
Müllhaufen der Geschichte. Mich schauderts allerdings, dass du darüber
überhaupt noch nachdenkst - während du mir gleichzeitig vorhältst, wie
transzendent das doch alles ist...

Ich halte dir nichts vor (versuche ich zumindest).

Angekommen. Der Eindruck war nicht immer so - aber ok.

Und als
handlungsleitender Begriff gehört er auf den Müll, ok.

Wir sind uns einig :-) . Tut richtig gut :-) .

Aber mir deucht,
dass dann der ganze Begriff des Interesses auf den Müll gehört, da er
immer nur als Drittstandpunkt-Begriff "objektiv" formuliert werden kann.
Ein "subjektives Interesse" oder auch "individuelles Interesse" klingt
wie ein Widerspruch in sich. Es klingt wie "individueller Vollzug eines
entfremdeten Zusammenhangs", also wie das, was das Warensubjekt eben so
tut unter entfremdeten Bedingungen. Eine Gesellschaft, in der es nötig
ist, je meine Wünsche als Interessen zu formulieren, ist eine unfreie.
Umgekehrt formuliert: Eine freie Gesellschaft ist eine, die kein Interesse
mehr kennt.

Wieder alles Fragen, die sehr von der konkreten Füllung des Begriffs
abhängen. Siehe meine eine andere Mail in diesem Thread.

die
Bedürfnisse jedoch immer auf je meine Handlungen (erster Person).
Zugespitzt: Menschen können sich nicht bewußt selbst schaden, wobei
"Schaden" nicht an äußerlichen Maßstäben bestimmbar ist, sondern sich
nach der konkreten Situation, wie es das Individuum erfährt, bemisst.
Von hier aus erschliesst sich auch ein ganz anderer Zugang zu
psychischen Krankheiten - btw.

Völlig d'accord.

Wenn du unter Interessen bisher vor allem "objektive" verstanden hast,
dann wird mir schlagartig alles klar.

Ja, habe ich wohl, weil ich (inzwischen) meine, das "subjektive
Interessen" auch nur "objektiv" formulierbar sind.

Oh je... Die Begriffsverwirrung scheint wirklich unglaublich tief zu
sein. Aber das ist halt auch ein Ausdruck dessen, dass wir aus
unterschiedlichen Denktraditionen kommen - was ja auch viel der
produktiven Spannung von Oekonux ausmacht. Lass uns zusammen dafür
sorgen, dass wir zumindest für diesen Diskussionszusammenhang hier
wissen worüber wir sprechen.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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