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[ox] heise online: SCO: Ausschneiden und kleben?



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen
von "Stefan Merten <smerten oekonux.de>" gesandt.
Wir weisen darauf hin, dass die Absenderangabe nicht verifiziert
ist. Sollten Sie Zweifel an der Authentizität des Absenders haben,
ignorieren Sie diese E-Mail bitte.
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SCO: Ausschneiden und kleben?



 Mittlerweile liest sich die von SCO geführte Auseinandersetzung um Linux
und den Codetransfer von Unix wie das Drehbuch zu einer IT-Variante von
Dallas oder Denver. Täglich melden sich neue Firmen und Experten zu Wort.
Einige, etwa Novell[1], haben gravierende Argumente, andere wie Lindows[2]
verbreiten heiße Luft. Sowohl IBM als auch SCO, die beiden Kontrahenten in
der Milliardenklage, haben ihre Techniker zum Stillschweigen verdonnert,
desgleichen Novell. Dort verweisen selbst die mit dem SCO-Vertrag befassten
Juristen auf ein Aussageverbot der Jura-Abteilung. 

 Einige Ebenen tiefer gibt es Germurmel. So äußern die am Projekt
Monterey[3] beteiligten Entwickler unter der Hand ihre Verwunderung, was
denn von den durch SCO an IBM gelieferten Komponenten für Linux überhaupt
interessant sein könnte: Zweifel gibt es selbst auf der Seite der
Lieferanten. Gesicherte Erkenntnisse zu dem von SCO beklagten Cut&Paste
fehlen, bis der Code offengelegt wird.

 Unversehens wird nun Christoph Hellwig zu einer gefragten Figur. Der
deutsche Software-Entwickler arbeitete bei Caldera (so der frühere Name von
SCO) als Packet-Maintainer und war Teil des Teams, das sich um Anpassungen
und Bugfixes für den Linux-Kernel gekümmert hat. Später entwickelte er für
Caldera das Linux-ABI Projekt[4] weiter, welches das Ausführen
unmodifizierter Unix-Programme, etwa für UnixWare und OpenServer
geschriebener Software, unter Linux ermöglicht. Inzwischen ist Hellwig bei
SGI beschäftigt.

 Während Hellwig bei Caldera arbeitete, kommentierte er das Verhältnis von
SCO Unixware und Linux. Hellwig erklärte seinerzeit, dass das Kopieren von
Unix-Code nach Linux und vice versa unpraktikabel sei: "Die Interna der
Kernel sind so unterschiedlich, dass man eine dicke Schicht
Kompatibilitätskleber brauchen würde, damit das [Kopieren] funktioniert.
Und der würde prompt bei dem nächsten kernel review rausgeschmissen
werden."

 Nun wird Hellwigs Kommentar herumgereicht[5]. Grund genug, ihn zu diesem
Fall zu befragen.

 heise online: Stehen sie zu diesem Kommentar?

 Hellwig: Natürlich.

 heise online: SCO hat den Zustand von Linux mit einem Fahrrad verglichen,
bis IBM kam und das Projekt ein Auto wurde.

 Hellwig: Der Vergleich mag ja für einen Menschen ohne jegliches Fachwissen
schön klingen, hat aber mit der Realität rein gar nichts zu tun. Linux
selbst war vor dem Engagement von IBM, vor der Beteiligung großer
Unternehmen an der Entwicklung, für die meisten Einsatzbereiche wesentlich
brauchbarer als es UnixWare oder OpenServer je sein werden. Ich selbst sehe
die Beteiligung großer Unternehmen an der Linux-Entwicklung sehr positiv.
Ich halte es aber nicht für sinnvoll, die Wünsche dieser Unternehmen bei
der Entwicklung der offiziellen Linux-Releases in den Vordergrund zu
stellen. Gerade große Unternehmen neigen dazu, sich mit technischen
Lösungen zufriedenzugeben, die weit suboptimal sind, oder Einsatzbereiche
zu vernachlässigen, die nicht genügend Verkaufschancen bieten.

 heise online: Haben die Aktionen von SCO Erfolg?

 Hellwig: Ich bezweifle, dass SCO im juristischen Sinne mit dieser Aktion
Erfolg haben wird. Andererseits ist SCO schon jetzt in dem Sinne
erfolgreich, dass der Aktienkurs gestiegen ist und man anderweitige
Finanzspritzen (zum Beispiel der Microsoft-Deal[6]) erhalten hat.

 Solange SCO die Rechte an SVR4 nicht besitzt, kann SCO IBM nur für das
Veröffentlichen von "Trade Secrets" belangen. Dabei wird der Nachweis sehr
schwierig sein, mehr darf ich hier nicht sagen. Und was in der Debatte
dauernd vergessen wird: Im Gegensatz zu SCO spreche ich hier explizit
_nicht_ von Unix. Offiziell ist Unix ein Warenzeichen der OpenGroup[7], das
für jedes UNIX95/98 zertifizierte Betriebsystem benutzt werden darf, im
allgemeinen Sprachgebrauch wird es aber einfach als Überbegriff benutzt,
und nie, um SCOs Betriebsysteme OpenServer und Unixware zu bezeichnen. Im
Gegensatz zu AIX sind beide übrigens nicht UNIX98-zertifiziert. (Detlef
Borchers) / (wst[8]/c't)

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 http://www.heise.de/newsticker/data/wst-31.05.03-000/

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 [2] http://www.vnunet.com/News/1141263
 [3] http://www.heise.de/newsticker/data/vza-22.08.00-000/
 [4] http://sf.net/projects/linux-abi/
 [5] http://www.pbs.org/cringely/pulpit/pulpit20030529.html
 [6] http://www.heise.de/newsticker/data/tol-19.05.03-002/
 [7] http://www.opengroup.org/
 [8] wst ct.heise.de

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