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Re: [ox] Die Zukunft der grossen Distributionen



Hi ThomasBe, Benni und alle!

Die Aussage von Benni über RedHat habe ich auch schon von einem
RedHat-Mitarbeiter gehört. Das scheint dort Common Sense zu sein, dass
die Distributionen (inzwischen) ziemlicher Ballast sind.

2 weeks ago (14 days ago) Thomas Berker wrote:
neulich stolperte ich als mehr oder minder gluecklicher Mandrake-User ueber
folgende Textschnipsel:
http://www.mandrakeforum.com/print.php?sid=1431&lang=en
und ein Interview mit einem der Mitgruender von Mandrake (Gaël Duval):
http://www.osnews.com/story.php?news_id=3131

Muss ich nochmal nachlesen. Bin gerade offline.

Der Ausgangspunkt fuer diese Texte ist im Grunde (auch wenn das nicht
benannt wird), dass mit zunehmender Verbreitung von Breitband und schnellen
Brennern der Download und das Brennen von 2 oder 3 x 700 MB eine Sache von
wenigen Stunden wird - fuer immer mehr Leute. Von Linuxfreaks wird gerne
mal vorausgesetzt, dass mensch sich Linux halt runterladen kann. Das wird
jetzt erst so langsam eine ernstzunehmende Alternative zu dem
Einkaufsbummel zum Softwareverkaeufer ihres Vertrauens (oder zu dem
Bekannten, der einem die WinXP-CD brennt). Fuer Distributoren ist das ein
Problem, weil sie eine (laut den oben zitierten Texten sogar wesentliche)
Einkommensquelle verlieren.

Das würde mich mal näher interessieren: Womit haben die früher ihr
Geld verdient und womit tun sie es heute? Immerhin dürfte der Bedarf
an konkreten Installationen gestiegen sein und ich vermute auch, dass
sich das nach wie vor auch in einem Bedarf an manifesten
Distributionen ausdrückt. Allerdings gibt es auf dem Markt (wieder)
mehr Anbieter. Nach der Anfangsphase gab's ja einige Zeit fast keine
Konkurrenz mehr. Allerdings sind die Marktanteile der Alternativen zu
RedHat und SuSE nicht so rasend groß.

Was mich interessiert: Wieso hat es früher gereicht, (ausreichend)
Geld zu verdienen und heute scheinbar nicht mehr?

Das ist eine Zangenbewegung: Schon kommen von
der anderen Seite Distributionen auf den Markt, die so tun, als haette
Freie Software nix mit ihnen zu tun (z.B. Lycoris, Xandros). Diese
spekulieren auf die Ignoranz der User, die Linux haben wollen, weils
irgendwie cool ist, die aber eigentlich doch am liebsten ein Windows XP
haetten. Der Download dieser Distributionen ist natuerlich nur mit
Kreditkarte zu haben. Diese Trittbrettfahrerdistributionen haben den
Vorteil, dass sie ihre NutzerInnen nicht unnoetig verwirren mit Open Source
und all den Freiheiten, die das bringt. V.a. www.lycoris.com ist da
ziemlich deutlich (oder undeutlich, wieauchimmer).

Diese - schönes Wort :-) - Trittbrettfahrerdistributionen sind
allerdings nicht ganz neu. Caldera hat z.B. früher Ähnliches versucht
- und klagt heute mangels funktionierendem Geschäftsmodell als SCO
gegen IBM... Aber es werden mehr Versuche - das stimmt.

Zurueck zu Mandrake. Die scheinen eine recht krude Mischung zu fahren aus
"Wir sind die Guten, weil wir Freie Software unterstuetzen" und "Wir sind
aber auch eine Firma, die Geld machen muss". Die Schlussfolgerung den
zitierten Texten folgend ist der "Mandrake Club", der je nach Gusto
zwischen 5 und 100 Dollar im Monat kostet.

Ich frage mich und euch - im Sinne des Reality Checks, schliesslich ist das
real existierendes Linux in der Gestalt eines der grossen Distributoren:
Ist das doof oder hat das sogar was vom Oekonux-Geist (was das auch immer
ist). Besonders schwer fuer mich einzuordnen sind Saetze wie diese:

"Why does MandrakeSoft invest so much energy & resources in activities
which do not directly bring in revenue? From an ethics point of view, we
believe that money is certainly NOT everything. For many MandrakeSoft
employees, respecting the values of the Free Software movement is the main
reason they joined the company. From a business point of view, we believe
that a company which builds up a strong community of happy users has a much
better chance of success than one which bases all decisions on 'maximizing
current profits'."

Zunächst mal ist das der Ausdruck des Widerspruchs zwischen dem
unknappen Gut Freie Software und dem Versuch darauf ein
Geschäftsmodell zu bauen. Diesen Widerspruch formulieren sie doch sehr
schön ;-) .

Ist das nur Rhetorik und Werbung, die die Kreditkarte von ein paar
Linux-Nutzern anzapft, oder ein ernstzunehmendes Geschaeftsmodell, das sich
zwischen Microsoft Windows und Linux Windows behaupten kann?

Gute Frage. Ich fürchte, dass es darauf keine einfache Antwort geben
wird. Wenn der Profitbedarf - warum auch immer - gestiegen ist, dann
wird es mehr solcher Versuche geben, Freie Software irgendwie
künstlich auszupreisen. Eine Aufgabe wäre es dann, auf die GPL
hinzuweisen :-) .

Ihr moegt auf Debian und Slackware schwoeren, aber mal abgesehen von
extatischen Pfrickelorgien (beliebiges Google-Zitat von einem Pfrickler:
"Symbols such as printk and jiffies are exported in /proc/ksyms", aha!) und
allen kuehnen Zukunftsvisionen ("GPL-Gesellschaft") fuehrt der Weg zu einer
weiteren Verbreitung von Linux zunaechst einmal ueber das Desktop und damit
die drei oder vier grossen Distributoren und deren Wohl oder Weh.

Bennis Bemerkung dazu fand ich gut.

Oder
haelt Linux in seinem Lauf weder [ox] noch Esel auf?

Das würde ich so sehen. Das Potential Freier Software als Keimform
besteht m.E. durchaus auch darin, eine gut gepflegte Freie
Distribution rauszubringen. Debian hat dazu sicher viele Ansätze (auch
wenn ich es nicht wirklich live kenne).

Wenn allerdings an dieser Frage die Verbreitung von GNU/Linux sich
langfristig bricht, dann können wir den Laden hier dicht machen ;-)-; .


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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