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Re: [ox] Computer als Maennermaschine ?



Hi Barbara, 

danke, Du bringst ja richtig Leben in die Liste hier.... muß nur rasch
meine gebetsmühlenartigen Zusätze loswerden ;-)

Barbara Gruen <bgruen rhoen.de> schreibt:
Ob und inwieweit die Freie Software-Bewegung da Alternativen in der
Lebensplanung jetzt schon entwickeln kann - da hab ich meine Zweifel.

Ich auch. Es ist auch allgemein bekannt daß die dot.com.krise zunächst mal
die freien Projekte ziemlich gebeutelt hat. Leute haben ihre Jobs
verloren, sind unter wesentlich stärkeren wirtschaftlichen Druck gekommen
etc.
Den Standpunkt, daß FS hauptsächlich sozusagen als Nebenprodukt einer
(monetär) gesicherten Existenz funktionieren würde (Programmieren als
Hobby), ist hier in der Liste zwar präsent, aber ich denke daß ihm eher
nicht alle anhängen. Hier liegt glaub ich der Kern der in der FS
verschärften Gender-Problematik, aber darüber hinaus natürlich das
allgemeine Problem....

Es scheint doch schon schwierig zu sein, "einfachen" Erwerbstätigen(Innen
natürlich auch), der/die nicht als SpitzenprogrammiererIn eine
privilegierte Stellung besitzt, eine Lösung des Problems anzubieten, wie
mensch einerseits den Lebensunterhalt verdient ohne andererseits von der
Verwertungsmaschinerie völlig vereinnahmt zu werden. 

So ist es, weswegen andere Formen der Existenz und des Lebensunterhalts
gesucht und gefunden werden müssen, die direkt kooperativ sind. Formen
"zivilgesellschaftlicher Arbeitsteilung" eben, in denen das Schreiben von
Software rückgebunden wird in einen lebenserhaltenden Prozeß, der sich
schrittweise von der Verwertung entkoppelt, vor allem auch in dem Maß, in
dem die Algorithmen frier Software in realisierenden und
materialisierenden Technologien wirksam werden.

Einen Strang, das zu denken, habe ich unter dem Schlagwort "globale
Dörfer" zu entwickeln begonnen. Möchte ich auf [ox3] auf jeden Fall
weiterspinnen, die Dinge entwickeln sich ja parallel zum Diskurs praktisch
weiter (vor allem durch das Zusammengehen mit einem ähnlichen Ansatz, den
"reichen Dörfern") und wir sind dabei, eine eigene recht bunte "Szene" zu
werden, die sich vom herkömmlichen Ökodorf- und Landkommunenwesen ziemlich
deutlich unterscheidet. 

ein Text dazu ist hier unter:
www.oekonux.de/texte/globdorf.html 
und anderswo unter
http://ejournal.thing.at/NeueMed/syntopia.html
http://www.wissensnavigator.com/download/globale_doerfer.pdf
zu finden

Eine Folge dieser aufgezwungenen Deformationen ist ja auch diese Trennung
zwischen Berufs- und Privatleben, wobei frau mit der Entscheidung für
einen persönlichen Beitrag zur Überbevölkerung i.d.R. den eigenen
Schwerpunkt auf das Privatleben legen wird. Aber deshalb kann es nicht
darum gehen, Modelle zu entwickeln, die eine Förderung der beruflichen
Karriere "trotzalledem" (mehr Programmiererinnen braucht das Land) oder
die Förderung einer Privatidylle (Hausfrauen-, Erzeihungs"arbeit")
erlauben, sondern darum, diese Schizophrenie Arbeit/Freizeit aufzuheben. 

So ist es. Beides wird zunehmend prekär, unmöglich, irreal. Das merkt
mittlerweile ein Blinder mit Krückstock, doch das "unsichtbare Subjekt
Verwertungszwang " erzwingt von den Individuen massenhaft irrationales
Handeln.
Mir fällt nur auf, wie wichtig die Initiative von Frauen ist, wenn es
darum geht, aus diesem Dilemma auszubrechen.

Danke für Deine Beiträge

Franz

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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